Im April hat mit der Aussaat von Ölhanfsamen ein neues Projekt der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft begonnen. Ziel des Projekts „Nutzhanfanbau als innovative Vogelschutzmaßnahme“ ist es, mit dem Anbau der bisher noch wenig genutzten Kulturpflanze Nutzhanf vielfältige Nahrungs- und Lebensräume für Feldvögel zu schaffen und so dem anhaltenden Artenrückgang in der Agrarlandschaft entgegenzuwirken.
Anders als der berauschende Konsumhanf enthält Nutzhanf weniger als 0,2 % THC und darf unter bestimmten Auflagen legal als Kulturpflanze angebaut werden. Innerhalb des Projekts soll der ökologische Mehrwert dieser vielseitigen Nutzpflanze auch für den Naturschutz nutzbar gemacht werden. Denn Hanf bietet viele landwirtschaftliche Vorteile: Er ist relativ trockenheitstolerant, benötigt weder Pflanzenschutzmittel noch Mineraldünger, verbessert die Bodenstruktur, indem Humus aufgebaut wird, und ist für verschiedene Verwendungszwecke interessant – von der Öl- und Fasergewinnung bis hin zur Verwendung in der Bau- und Lebensmittelindustrie.
Doch auch ökologisch betrachtet kann der Nutzhanf zukünftig vermehrt eine Rolle spielen – insbesondere für gefährdete Vogelarten, die unter dem Verlust von Nahrungs- und Rückzugsräumen in der intensiv genutzten Agrarlandschaft leiden.
Modell- und Demovorhaben in Köln und Xanten
Das jüngst angelaufene Projekt dient als Vorstudie für ein mehrjähriges Modell- und Demonstrationsvorhaben. Hierbei wird zunächst auf zwei Betrieben in Köln und Xanten auf jeweils 1 ha Hanf angebaut. Ein Teil der Fläche wird im Herbst nicht geerntet und bis Ausgang des Winters stehen gelassen, um durchziehenden sowie überwinternden Vögeln Nahrung und Deckung zu bieten.
Die proteinreichen Hanfsamen sind eine hochwertige Nahrungsquelle, die bei vielen Vogelarten, darunter Grauammer, Stieglitz oder Bluthänfling, sehr beliebt ist. Auch als Deckungs- oder potenzieller Brutraum kann die dichte Hanfvegetation einen wertvollen Beitrag leisten und sich nicht nur auf Vögel, sondern auch auf Insekten, wie Bienen, oder auch Niederwildarten, wie Rebhuhn und Feldhase, positiv auswirken.
Vögel und Bienen im Blick
Die Erprobung dieser Naturschutzmaßnahme wird wissenschaftlich begleitet, wobei von Frühsommer bis in den Winter hinein vogelkundliche Kartierungen auf den Hanfflächen und Referenzflächen stattfinden. Zusätzlich wird ein Wildbienenmonitoring durchgeführt, um zu eruieren, welche Bienenarten den Hanfpollen als Nahrungsquelle nutzen. Erste Hinweise aus der Praxis lassen vermuten, dass Hanf nicht nur für Honigbienen attraktiv ist, sondern möglicherweise auch Nahrungsengpässe bei gefährdeten Wildbienenarten überbrücken kann.
Mehr Struktur in der Kulturlandschaft
Die Stiftung sieht in dem Projekt einen wichtigen Baustein für mehr Biodiversität und Strukturvielfalt in der Kulturlandschaft. Sollte sich der Ansatz bewähren, ist bereits ein Folgeprojekt geplant, in dem die Maßnahme bundesweit auf weiteren Modellbetrieben umgesetzt und genauer erforscht wird. Neben der Erprobung der Naturschutzmaßnahme steht auch die Steigerung des Bekanntheitsgrades über die bisher kaum angebaute Nutzpflanze im Fokus.
Stiftung Rheinische Kulturlandschaft