
Foto: Meike Siebel, Landwirtschaftskammer NRW
Bärbel und Klaus Bird mit ihren Kindern Eva und Paul bewirtschaften Hof Frohnenbruch in Kamp-Lintfort schon seit über 20 Jahren ökologisch nach Bioland-Richtlinien. Als ehemaliger Rittersitz schaut der Betrieb auf rund 700 Jahre Geschichte zurück.
Schon frühzeitig legte Familie Bird den Schwerpunkt auf die Direktvermarktung. Eine kleine Fleischverarbeitung wurde eingerichtet und Bärbel Bird legte dafür extra die Prüfung zur Metzgermeisterin in Münster ab. Die Rinderhaltung wurde für den eigenen Hofladen zunächst um Legehennen und Masthähnchen erweitert. Vor einigen Jahren kamen dann auch die ersten Bio-Schweine dazu, die zunächst in einem vorhandenen Stallgebäude mit Auslauf nach draußen gehalten wurden.
Alle Schweine draußen
Heute besteht der Schweinebestand aus 13 Sauen mit ihren Nachkommen. Alle Schweine werden im Freiland gehalten. Auf einem Areal von zurzeit 11 ha und künftig 17 ha rotieren die Schweine regelmäßig im Wechsel mit Getreide und Mais. Im Ziel werden somit je ha etwa zehn Schweine gehalten. Diese Größe wurde gewählt, um die Fläche einerseits nicht zu überdüngen, andererseits aber so mit Nährstoffen zu versorgen, wie man es auch sonst bei ökologischer Bewirtschaftung machen würde.
Nährstoffaustrag im Blick
Der mögliche Austrag von Nährstoffen wird in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer NRW untersucht. Die höchsten Nmin-Konzentrationen fanden sich übrigens unterhalb der Hütten, was man zunächst nicht vermutet hätte. Der Grund liegt in der hohen Mineralisation, bedingt durch die Wärme der Schweine, wenn sie in ihren Hütten liegen.

Foto: Meike Siebel, Landwirtschaftskammer NRW
Moderne Technik auch auf der Weide
Auch in der Freilandhaltung kann moderne Technik genutzt werden, um den Tieren das Futter zuzuteilen. Für die tragenden Sauen gibt es eine Transponderfütterung, die mittels Windkraft und Photovoltaik mit Energie versorgt wird. In den Batterien kann die Energie für ein paar Tage gespeichert werden, so dass im Normalfall keine weitere Energieversorgung erforderlich ist. Der Energiebedarf hängt vor allem von der Zahl der zu versorgenden Sauen ab, da der größte Energiebedarf bei dem Transport des Futters aus dem Vorratsbehälter zur Futterstation entsteht.
Alle Schweine werden mit Pellets versorgt. Das hat die Futterverluste deutlich gesenkt, denn Pellets, die aus dem Trog fallen, werden von den Schweinen hinterher noch aufgenommen. Mehl wird hingegen kaum noch aufgenommen, wenn die Schweine einmal mit ihren Füßen darüber gelaufen sind.

Foto: Meike Siebel, Landwirtschaftskammer NRW

Foto: Meike Siebel, Landwirtschaftskammer NRW
Wühlen erlaubt
Da Schweine einen ausgeprägten Wühltrieb haben, um beispielsweise Futter zu suchen, bleibt es nicht aus, dass ein Teil der Narbe von den Tieren umgebrochen wird. Die trockene Witterung im Sommer hatte dies eine Weile verhindert. Aber auch, wenn die Schweine nun wieder vermehrt wühlen, bleibt doch der deutliche überwiegende Teil der Flächen grün. Nur um die Hütten und die Futterstationen herum gibt es keine Grasnarbe mehr.
Nach der Maisernte wird wegen des späten Aussaattermins Getreide als Deckfrucht für das Gras mit eingesät. Ansonsten wird Kleegras ausgesät, das eine dichte Narbe bildet, damit zum Beispiel kein schwarzer Nachtschatten durchkommt. Die Tragfähigkeit der Narbe ist auch wichtig für die Befahrbarkeit der Flächen.
Wenig arbeitsintensiv
Der Arbeitsaufwand für den gesamten Bestand ist mit etwa 1,5 Stunden für die täglichen Arbeiten gering. Zeitaufwändig ist das gelegentliche neue Setzen der Zäune, wenn die Anlage umzieht. Im Vergleich zu einer ökologischen Stallhaltung von Schweinen entfällt aber das regelmäßige Entmisten der Ausläufe. Auch die Reinigung der Hütten ist mit deutlich weniger Aufwand verbunden, als wenn eine komplette Stalleinrichtung gewaschen werden muss.

Foto: Meike Siebel, Landwirtschaftskammer NRW

Foto: Paul Bird, Hof Frohnenbruch
Imagepflege im Grünen
Die Freilandhaltung der Bio-Schweine ist ein zusätzliches Aushängeschild des Hofes. So werden auf der gut befahrenen Straße viele Kunden und Kundinnen zum Hof gelockt. Ein Teil der Schweine wird an einen Metzger im Ruhrgebiet verkauft, der ein spezielles Programm für Bio-Weide-Schweine aufgelegt hat. Die Zahl der im Hofladen verkauften Schweine dürfte bald ansteigen, denn momentan baut Familie Bird einen neuen Hofladen und vergrößert die Verarbeitungsräume. Im kommenden Jahr soll alles in Betrieb gehen.
Christian Wucherpfennig,
Landwirtschaftskammer NRW