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Polenta und Mantecada mit Öko-Speisemais

02.07.2025

Mais ist auf der ganzen Welt ein wichtiges Nahrungsmittel. In Deutschland liegt der Pro-Kopf-Verbrauch von Speisemais jedoch bei nur 4 kg. Zum Vergleich: Ein Deutscher verbraucht 70 kg Weizen pro Jahr. 

Die Züchter-Unternehmen Sativa und Bingenheimer Saatgut haben deshalb die Züchtung von alten Land- oder Populationssorten in ihrem Programm, um Speisemais auch in Deutschland attraktiver zu machen - auch für den Anbau. 


Kathrin Neubeck
Kathrin Neubeck

Kathrin Neubeck und Constanze Schmidt der BioSaat GmbH, einer Vermehrungsorganisation der Ökozüchter, stellten auf den Öko-Feldtagen die Forschung rund um Speisemais vor. 

Constanze Schmidt
Constanze Schmidt

Dabei beschrieben sie die Züchtung von Maispopulationen in der Hessischen Landbauschule Dottenfelder Hof und betonten, dass es sich eben nicht um neue Sorten, sondern um Mais-Populationen handelt.

„Besonders für den Öko-Anbau zeichnen sich Populationen durch eine Reihe von Vorteilen, wie ein höheres Anpassungsvermögen an Standort-, Umwelt- und Klimabedingungen, aus, was ihnen ein großes Puffervermögen und dem Landwirt Sicherheit im Anbau verleiht. Bei Nachbau können sich Populationen an die jeweiligen Bedingungen anpassen, sie eignen sich deshalb zur Entwicklung von Hof- und Regionalsorten auch auf schwierigen Standorten“, fasste Constanze Schmidt zusammen. 

Seit 2022 ist die Zucht und Anmeldung von Populationen in der EU-Ökoverordnung verankert, somit lassen sich Populationen von allen Kulturen notifizieren und in Verkehr bringen. „Nur dann macht es Sinn, sie züchterisch zu bearbeiten und auf Masse zu selektieren“, ergänzte die Forscherin. Die Maispopulationszüchtung stehe dabei aber noch am Anfang, sie sei sehr aufwändig und teuer. 

Das Anforderungsprofil von Speisemais

Maissaatgut - Polentasorten
Bei Speisemais für Polenta kommt es auf die Grießausbeute an.

Die beiden Saatgutzüchterinnen berichteten auch von dem BÖL-Projekt „SpeiseMaisQual“, das ebenfalls auf dem Dottenfelder Hof angesiedelt ist. Die Punkte: Erstellen eines Anforderungsprofils für in Deutschland ökologisch erzeugten Speisemais in Zusammenarbeit mit der Wertschöpfungskette, zum Beispiel den Mühlen, und Ermittlung der sortentypischen, gesundheitsrelevanten Ernährungs- und Verarbeitungsqualität. „Speisemais ist in Deutschland noch nicht angekommen, er wird viel importiert. Um aber Anbauempfehlungen geben zu können, müssen wir eng mit den Projektpartnern, vor allem den Verarbeitern zusammenarbeiten. Denn die Mühlen stellen bestimmte Anforderungen und wollen nur bestimmte Sorten“, wusste Kathrin Neubeck zu berichten. 

Im Fokus der Forschung steht beim Speisemais neben dem Kornertrag die Grießausbeute. Alte Landsorten zum Beispiel hätten zwar die höchste Grießausbete, dafür aber nur geringe Erträge. Populationssorten sollen Ertrag und Grießausbeute vereinen, damit sie für Anbauer und Mühlen gleichermaßen interessant werden.

Super gesund

Interessant für die Verbraucher ist Speisemais auch heute schon: Er enthält viel Lutein und Vitamin E, ist glutenfrei und histaminarm und hat eine anti-oxidative Wirkung. Beim Zuckermais, der ebenfalls Thema der Führung war, kommt es vor allem auf Stärke und Protein sowie den Zuckergehalt an. Zuckermais landet als Kolben auf dem Grill oder gekörnt in der Dose.

Rezepte, zum Beispiel zu Polenta-Lauchsuppe mit Kernöl oder Mantecada, dem kolumbianischen Sandkuchen, findet man unter maispopulationen.org. Die Webseite wird von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft gemeinsam mit dem Dottenfelder Hof betrieben. Dort findet man neben den Rezepten auch die Beschreibung des genannten BÖL-Projektes. 


Meike Siebel,
Landwirtschaftskammer NRW