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Praxistalk: Strategien in trockenen Zeiten

24.07.2025

Wassermanagement im Ackerbau mit Blick auf den Boden war das Thema des dritten Praxis-Talks 2025 des Netzwerks Leitbetriebe Pflanzenbau.

Der Klimawandel stellt zahlreiche Branchen vor große Herausforderungen, allen voran die Landwirtschaft. Auch in Deutschland häufen sich in den letzten Jahren extreme Wetterereignisse wie Starkregen und anhaltende Trockenheit und entwickeln sich zu einem ernsthaften Problem für die landwirtschaftliche Lebensmittelproduktion. Der Praxis-Talk, das Online-Format des Netzwerks Leitbetriebe Pflanzenbau, hat dieses wichtige Thema in den Fokus genommen. Die rund 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellten viele Fragen im Chat und beteiligten sich rege an der Diskussion.

Regenwürmer und Wasserspeicher

Wie schaffen es Landwirtinnen und Landwirte, ein nachhaltiges Wassermanagement auf ihren Betrieben zu gestalten? Welche Anpassungsmaßnahmen werden bereits ergriffen? Welche Ansätze zeigen Erfolge und wo gibt es noch Ausbaupotenzial? Darüber diskutierten im dritten Praxis-Talk 2025 drei Leute vom Fach: Phillip Harleß und Christian Voß, Mitglieder im Netzwerk Leitbetriebe Pflanzenbau, sind Betriebsleiter eigener Höfe. Sie gaben Einblicke in ihre praktischen Versuche rund um ihr Wassermanagement. Dr. Pia Euteneuer von der Universität für Bodenkultur in Wien (BOKU) brachte ihre wissenschaftliche Expertise ein und gab aus dieser Perspektive weitere Impulse.

Beregnung von Grünlandflächen
Selbst Grünland wird immer häufiger beregnet.

Euteneuer legte den Fokus auf das Bodenleben und unterstrich die zentrale Rolle der Regenwürmer. Diese tragen maßgeblich zur Wasserspeicherfähigkeit des Bodens bei und sollten aktiv durch eine vielfältige Fruchtfolge, Zwischenfruchtanbau und reduzierte Bodenbearbeitung gefördert werden.

Neue Ansätze und Versuche zum Wassermanagement

Phillip Harleß vom Hof Harleß bewirtschaftet einen konventionellen Schweinemastbetrieb in Niedersachsen und baut Soja, Kartoffeln und Weizen an. Dort hat er immer häufiger mit ausbleibenden Sommerniederschlägen zu kämpfen und muss seine Felder beregnen. Er setzt derzeit verschiedene Strategien ein, um das Wassermanagement auf seinem Hof zu verbessern. „Als größte Herausforderung empfinde ich die Unberechenbarkeit der zukünftigen Wetterextreme“, so Harleß. Mithilfe von Zwischenfrüchten versucht er, die Wasserspeicherfähigkeit seines Bodens zu steigern. Der Anbau von Agroforstsystemen soll helfen, die Bodenerosion zu vermindern. Außerdem reduziert er die Bodenbearbeitung auf ein Minimum und wendet Streifenbearbeitung (Strip-Till) an, so dass das Bodenleben genügend Raum hat, sich weiterzuentwickeln.

Christian Voß vom gleichnamigen Naturland-Betrieb führt einen Ackerbaubetrieb mit Saatgutvermehrung in Sachsen-Anhalt. Auch er muss seine Flächen künstlich bewässern, da es nur geringe Jahresniederschlagsmengen für seine sandigen Böden gibt. Seine Devise. „Man kann nicht alles beeinflussen, aber einiges!“. Voß stellte beim Praxis-Talk vor, wie er mit Zwischenfruchtanbau und angepasster wendender und konservierender Bodenbearbeitung auf die Herausforderung Trockenheit eingeht. Dabei setzt er beim Anbau auf Kulturen mit kurzen Standzeiten für die Saatgutvermehrung und sichert sich seinen Absatz durch Vertragsanbau. Seinen Berufskolleginnen und Berufskollegen empfahl er: „Frühzeitig agieren, um nicht nur auf Wetterextreme reagieren zu müssen!“

Mut zu Neuem

Um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen, erproben beide Betriebe unterschiedliche Ansätze und Methoden und tauschen sich darüber gerne mit anderen Interessierten aus. Euteneuer ermutigte Landwirtinnen und Landwirte, diesem Beispiel zu folgen und eigenständig Versuche zur Verbesserung des Wassermanagements auf ihren Betrieben durchzuführen: „Es ist wichtig, mutig zu sein und etwas Neues auszuprobieren – das muss ja nicht gleich auf dem ganzen Betrieb sein“.

Fazit: Der Austausch von Praxiserfahrungen eröffnet wertvolle Ansatzpunkte für ein zukunftsfähiges Wassermanagement in der Landwirtschaft. Ohne den Mut und Willen, Neues auszuprobieren, bleiben die Folgen des Klimawandels kaum lösbare Herausforderungen.


Leitbetriebe Pflanzenbau