Verdaulichkeit von Weidefutter bei Kurzrasenweide und Portionsweide 2019
Kurzrasenweide war im Mittel verdaulicher als Portionsweide. Besonders niedrig war die Verdaulichkeit im Juni/Juli, zumindest teilweise in 2019 auch witterungsbedingt. Die dargestellte Verdaulichkeit bleibt speziell bei der Kurzrasenweide nur eine Annäherung. Denn bei Wuchshöhen teils deutlich unter 4 cm liegt wahrscheinlich ein Entwicklungsstadium vor, zu dem es bisher keine Fütterungsversuche gibt und entsprechend auch keine validierte Eichkurve.
Zielsetzung
Bei Kurzrasenweide nehmen die Kühe durchgehend Futter bei niedrigem Wuchs auf, bei Portionsweide mit längeren Pausen zwischen den Beweidungen ist der Aufwuchs höher. Geprüft wurde, wie sich Portions- und Kurzrasenweide hinsichtlich Verdaulichkeit der organischen Masse und damit auch hinsichtlich des Energiegehaltes unterscheiden. Die Verdaulichkeit ist die Größe, die am meisten den Energiegehalt des Futters beeinflusst.
Material und Methode
In der Weideperiode 2019 wurden zwischen April und November jeweils zur Monatsmitte frische Kotproben von Milchkühen gesammelt und tiefgefroren. Beteiligt waren 15 Weidebetrieben in 4 Ländern (Schweiz, Niederlande, Belgien, Deutschland) aus dem Netzwerk des Projektes „Öko-Leitbetriebe in NRW“. Die tiefgefrorenen Proben wurden Anfang 2020 an die Universität Göttingen überstellt, wo eine Analyse der Stickstoffgehalte (N-Gehalte) anhand von Elementaranalyse sowie eine Aschebestimmung im Muffelofen durchgeführt wurde. Aus der N-Analyse lässt sich mittels der sogenannten Kot-N-Methode die Verdaulichkeit der organischen Masse des aufgenommenen Futters ermitteln. Hierbei wurde eine Formel nach Peyraud (1998) angewandt. Nehmen die Kühe ausschließlich Weidegras auf, kann durch die Analyse des Kot-N, auch ohne Kenntnis der Inhaltsstoffe des Futters, die Verdaulichkeit des Weidegrases ermittelt werden. Aus den Daten können teilweise betriebsspezifische Zeitreihen von April bis zum Ende der Weidesaison abgebildet werden. Ein konkreter Paarvergleich von Portions- vs. Kurzrasenweide in den einzelnen Regionen ist aufgrund einer leichten Unbalancierheit in der Verteilung der beprobten Weideformen nicht möglich. Dennoch können wir Aussagen zur Verdaulichkeit treffen. In der Datenauswertung wurden nur Monate gewählt, in denen keine Zufütterung von Grundfutter auf den Betrieben stattfand. Allerdings gehen in die unten ermittelten Werte auch die Verdaulichkeit des Kraftfutters ein, sodass die absolute Verdaulichkeit von Weidegras nicht genau geschätzt werden kann, weil dafür auch Informationen zur Futteraufnahme notwendig sind. Das heißt, ermittelte Verdaulichkeitswerte des Weidegrases können bei Zufütterung von Kraftfutter geringer sein, geht man von einer konstanten Verdaulichkeit des Kraftfutters aus. Coronabedingt kam es in der Laborarbeit bedauerlicherweise zu ungeplanten Verzögerungen, sodass die Daten jetzt erst vorliegen. Zudem wurden alle Kotproben mittels NIRS analysiert, um weitere Inhaltsstoffdaten des Rinderdungs zu erhalten. Diese Auswertung steht noch aus.
Ergebnisse und Diskussion
Unterschiede zwischen Weidesystemen und Monaten
Im Mittel über alle Monate und Betriebe war die Verdaulichkeit bei Portionsweide niedriger als bei Kurzrasenweide: Im Mittel des Jahres lag sie bei Kurzrasenweide um die 80 %, bei Portionsweide um 78 % (Abb. 1, Abb. 2). Betriebe in der Schweiz, die weniger von der Trockenheit in 2019 betroffen waren, aber auch solche mit gutem Wasseranschluss (VOT, POL, BOR) in anderen Regionen, behielten auch im Juni/Juli eine höhere Verdaulichkeit. Energiegehalte von um die 7 MJ NEL/kg Trockenmasse dürften dann auch im Sommer möglich sein. Bei zwei Betrieben mit verlängerten Ruhepausen zwischen den Auftrieben (4 – 5 Wochen, bzw. 5 – 6 Wochen) lag die Verdaulichkeit zeitweise unter 76 bzw. 74 % und dass trotz gleichzeitig relativ viel Kraftfutter (um die 25 % der Gesamtration). Alleine auf das Weidefutter bezogen können die Energiegehalte dann auch unter 5,5 MJ NEL/kg Trockenmasse liegen. Automatisch wird dabei berücksichtigt, dass die Kühe unterschiedlich tief verbeißen:
Bei Kurzrasenweide teils deutlich unter 4 cm, bei Portionsweide mit langen Pausen bleibt der untere weniger verdauliche Bereich dagegen stehen. Beispiel BOR: Von 16,5 cm Aufwuchs bleiben 7,6 cm stehen (5-jähriges Mittel, wöchentliche Messung).
Energiegehalte nach Reifeprüfung und Silageanalysen
Von der Reifeprüfung der Landwirtschaftskammer NRW liegen Energiegehalte vom 1. Aufwuchs 2019 vor. Am 9. April war das Grünland am Standort Riswick (Niederrhein) sehr energiereich und enthielt 7,5 MJ NEL/kg TM bei 15,2 % Rohfaser, 18 – 22 % Rohprotein und 20 % Zucker. Bei Probeschnitten auf Kurzrasenweide wurden 2013 und 2014 über die gesamte Weideperiode derart niedrige Rohfasergehalte gemessen.