Nach der langen niederschlagsarmen Phase, die von Februar bis zu Beginn der zweiten Aprildekade anhielt, hat es seit Beginn der vergangenen Woche landesweit wieder Niederschläge in der Größenordnung von 40 bis 50 mm gegeben. Das entspricht nahezu den Niederschlagsmengen des langjähren Mittelwertes des Monats April. Dadurch sind die Niederschlagsdefizite des Februars und März zwar noch bei weitem nicht kompensiert, dennoch kam der Regen für das Grünland und das Ackergras genau zum richtigen Zeitpunkt, sodass auch zu befürchtende, nennenswerte Ertragsdepressionen, zumindest auf dem Grünland, erst einmal nicht zu erwarten sind. Das frühe Welsche Weidelgras profitiert ohnehin maßgeblich stärker von der Winterfeuchtigkeit.
Im Vergleich zum vergangenen Jahr, in dem es ein überdurchschnittlich mildes und niederschlagsreiches Frühjahr gab, liegt die physiologische Entwicklung der Gräser auf dem Grünland und beim Welschen Weidelgras (Ackergras) in diesem Frühjahr in den Niederungslagen um mindestens zehn Tage zurück. In den Mittelgebirgsregionen ist der Entwicklungsrückstand noch deutlicher.
Das Ackergras hat in dieser Woche zumindest am Reifeprüfungsstandort Kleve mit Rohfasergehalten von 22,5 bis 23 % die optimale Schnittreife erreicht. Die TM-Erträge lagen bereits vergangenen Montag bei 56 dt/ha und dürften inzwischen zwischen 65 und 70 dt//ha liegen. In anderen Regionen des westlichen Münsterlandes oder Ostwestfalen werden die physiologische Reife- sowie die Ertragsentwicklung des Ackergrases dagegen noch etwas zurückliegen (optimale Schnittreife: Ährenschwellen, EC 45 bis 49). Dennoch gilt es auch dort, die nächste regenfreie Phase zur Ernte zu nutzen, um alsbald den Mais zu legen und bei dieser Kultur keinen Ertrag zu verschenken. Dies könnte ab kommenden Wochenende der Fall sein.
Öko-Grünland liegt zurück
Beim Grünland mit dominierenden Anteilen an Deutschem Weidelgras ist in den Niederungslagen mit einer optimalen Schnittreife vor der 19. Kalenderwoche nicht zu rechnen. Wie die Prüfergebnisse von Riswick verdeutlichen, liegt die Reife- und Ertragsentwicklung bei der stickstoffreduzierten, ökologischen Grünlandbewirtschaftung noch deutlich hinter der konventionell bewirtschafteten Grünlandfläche zurück. In den höheren Mittelgebirgslagen hat nach den Niederschlägen beim Grünland erst im Laufe der letzten Woche das Wachstum erst so richtig angefangen, die Prüfstandorte in Remblinghausen im Sauerland wurden erst ab dieser Woche beprobt.
Regen nützt dem Wachstum
Die Tageshöchsttemperaturen waren zuletzt moderat, die Nächte noch kühl. Zudem fielen in dieser Woche noch weitere Niederschläge. Dies kam dem kontinuierlichen Wachstum des Grünlandes sehr entgegen. Die interaktiven Bodenfeuchteviewer des DWD zeigen für NRW in 0 bis 20 cm für schwere Böden eine gute bis sehr gute Wasserversorgung an und für leichtere Böden überwiegend eine ausreichende bis gute Wasserversorgung.
Hubert Kivelitz und Ingo Dünnebacke,
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen