Bald wird es wieder Zeit, sich zur Aussaat von Zwischenfrüchten Gedanken zu machen. Die Zielsetzung ist dabei: Erhalt der Boden-fruchtbarkeit, Wirtspflanzenkreise- und Brücken unterbrechen, für Diversität sorgen, Grundfutter erzeugen, Wasser und Nährstoffe halten.
Ob es die Mischung mit mehr als fünf Arten sein muss oder ob es auch ein gesunder Wechsel zwei bis drei Komponenten-Mischungen in der Fruchtfolge sein kann, da streitet sich die Wissenschaft. Gerade dann, wenn die Fruchtfolge enger wird und Gefahr hinsichtlich Leguminosenmüdigkeit, Eisenfleckigkeit, Nematoden, Sclerotinia oder Kohlhernie droht, ist gut zu überlegen, welche Komponente enthalten sein darf. In Gemüsebaufruchtfolgen sollte bezüglich Sclerotinia auf den großflächigen Anbau von Sonnenblumen, Sommerklee- und Wicken-Arten, sowie Ramtillkraut, verzichtet werden. In Kohl- und Rapsfruchtfolgen muss mit den Kruziferen, wie Senf, Ölrettich, Raps und Rübse, aufgepasst werden, um der Kohlhernie vorzubeugen.
Sollte in Gemüse-, Kartoffel- oder Zuckerrübenfruchtfolgen Platz für Kruziferen sein, so immer multiresistente Arten einsetzten, um effektiv die Nematoden zu bekämpfen. Um im Kartoffelanbau der Eisenfleckigkeit vorzubeugen, sollte mit Abstand davor auf den Anbau von Phacelia, Senf, Klee und Weidelgräsern verzichtet werden.
Als recht fruchtfolgeneutral und teilweise förderlich im Hackfruchtbau gelten hingegen Grünroggen, Sandhafer (Bekämpfung wandernde Wurzelnematoden), Lein und Buchweizen.
Hohe N-Aufnahme
Für die N- Aufnahme der Pflanzen sowie den Kohlenstoffeintrag im Boden geht es maßgeblich darum, wie groß Wurzelleistung- und Wurzeltiefgang für den Austausch mit dem Bodenmikrobiom ist. Hier sind große Anteile an Wurzeln, die tiefer in den Boden eindringen, wie Lupine, Ölrettich, Winterrübse oder Phacelia, wichtig, da sie N aus den tieferen Schichten aufnehmen können, länger an Wasser kommen und stabilere Kohlenstoffverbindungen im Boden hinterlassen.
Arten, die nicht so tief Wurzeln, aber dennoch hohe Wurzeldichten aufweisen, wie zum Beispiel Grünroggen und manche Gräser, erzielen diese Effekte im Oberboden. Tief- und Flachwurzler sollten daher kombiniert werden, beispielsweise Ölrettich mit Sandhafer, Sandhafer mit Phacelia, Lupine mit Roggen, um den Boden in allen Schichten zu entleeren, Organik aufzubauen und Grobporen zu schaffen.
Da die Wurzelmenge in Bezug zur Sprossmasse steht, werden Arten, die nur ein Schatten-Dasein pflegen, nicht allzuviel im Boden ausrichten können. Die Mischungen müssen also gut aufeinander abgestimmt sein, es eignen sich empfohlene Mischungen der Züchterhäuser mit guten Erfahrungen aus dem Praxisanbau. Sät man die Mischungen mit Mehrtankmaschinen aus, können sich die einzelnen Komponenten ihren Standraum erobern.
Sommer geht vor Winter
Die höchsten Sprosserträge erzielen die Sommerarten, die aber durchaus bei Frühsaaten vor dem Winter aussamen können, dann im Wuchs gebremst werden müssen und spätestens nach dem Abfrieren hohe Stickstoffverluste aufweisen können. Deshalb ist es umso wichtiger, winterharte Arten mit einzumischen, die bis ins Frühjahr hinein freiwerdende Stickstoffverbindungen aufnehmen und für die Folgefrucht bereitstellen, wenn eine Sommerung folgen soll. Die Mengen an oberirdisch gespeichertem Stickstoff können hierbei bis zu 150 kg N/ha reichen, in Ausnahmefällen darüber.
Hohe Anteile an abfrierenden Leguminosen sollten nur bei leeren Böden im Herbst angebaut oder mit einer Speicherkultur, wie Grünroggen, ausgestattet werden. Bei spät folgenden Sommerungen (Saat ab Mai) ist es immer empfehlenswert, auf winterharte Leguminosen zu setzten. Winterharte Leguminosen, wie Inkarnatklee oder Winterackerbohne, profitieren dann noch von der Winterfeuchte im Frühjahr.
Boden flach bearbeiten
Bei anhaltender Trockenheit bietet es sich an, aus den letzten zwei Jahren schadverdichtete Böden unter Umständen tiefer zu lockern. Das bedeutet eine flache Bodenbearbeitung in Kombination mit einer tiefen Lockerung und Aussaat einer Zwischenfrucht, die die gelockerten Bereiche erschließt. Ansonsten sollte weitestgehend wenig im Boden gearbeitet werden, Unkrautbekämpfung findet flach statt und nicht in der Tiefe.
Als Direktsaatsystem bietet sich die Drohnensaat oder direkte Aussaat nach dem Mähdrescher an, hierbei geht es darum, schneller zu sein als das Auflaufgetreide. Es wird auf Feinsämereien gesetzt, die auch mit weniger Keimwasser zurechtkommen, was dieses Jahr von Vorteil werden könnte; hier eignen sich Buchweizen, Senf, Sandhafer, Phacelia. Wichtig bei beiden Systemen ist es, das Getreide höher zu schneiden und dann nach der Saat zu mulchen. So bietet das Mulchstroh eine vor Verdunstung schützende Schicht.
Zu eigen macht sich dies das Coverseeder-System der Firma Müthing, hierbei wird das Saatgut unter der Mulchschicht abgelegt. Diese Direktsaatsysteme sind aber nur bei sauberen Flächen und unter trockenen Bedingungen im ökologischen Anbau zu empfehlen. Überall dort, wo das Unkraut eine zu große Konkurrenz für die keimende Zwischenfrucht bedeutet, ist die übliche Bodenbearbeitung und Aussaat von Vorteil.
Soll die Aussaat mit üblicher Saattechnik stattfinden, so ist ein flacher Grubberstrich unmittelbar nach der Ernte notwendig, um die Kapillarität zu brechen und den Boden vor dem Austrockenen zu bewahren. Möglichst flach zu arbeiten hat den Vorteil, dass das Saatgut der Zwischenfrucht noch in die möglichst wasserführende Schicht abgelegt werden kann.
Die Möglichkeiten einer Zwischenfruchtmischung sind sehr divers und müssen verschiedenste Anforderungen erfüllen, gerade, was komplexe Fruchtfolgen angeht.
Weiterreichende Infos zu Arten und Mischungen gibt es auf der Webseite der Landwirtschaftskammer NRW.
Pascal Gerbaulet,
Landwirtschaftskammer NRW