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So steht es um die Bewässerung in NRW

10.07.2025

Die Bewässerung wurde spätestens seit den Trockenjahren um 2018 in NRW auf vielen landwirtschaftlichen Betrieben etabliert oder ausgebaut. Doch in diesen Jahren konnten selbst die guten Bördeböden die Kulturen nicht mit ausreichend Wasser versorgen. Wo und in welchem Umfang wird in NRW bewässert?

Die aktuellsten Zahlen rund um die Bewässerung in NRW lassen sich in der Agrarstrukturerhebung von 2022 finden. Demnach können 2 630 Betriebe ihre Kulturen mit zusätzlichem Wasser versorgen. Von 91 700 ha möglicher Fläche wurden etwa 64 % bewässert, also 59 000 ha. Insgesamt gibt es in NRW 1 500 000 ha. Der Strukturwandel macht auch bei den Betrieben mit Bewässerungstechnik nicht halt. Die Anzahl kleiner Betriebe unter 5 ha nimmt ab, größere Betriebe steigen mit der Bewässerung ein und die bewässerte Fläche wächst kontinuierlich an. 

Für diese wachsende Fläche muss auch ausreichend Wasser zur Verfügung stehen – doch wo kommt es für die Betriebe her? Oft bewässern die Betriebe aus dem Grundwasser. Insgesamt werden in NRW 3,7 Mrd. m³ Wasser für die öffentliche und nicht öffentliche Wassergewinnung gefördert. Davon kommen etwa 35 % aus dem Grundwasser. Laut der dazugehörigen Studie werden 32 415 000 m³ aus der nicht öffentlichen Wasserversorgung für die Bewässerung genutzt. Das entspricht rund 1 % von den 2,6 Mrd. m³ insgesamt. Als Vergleich werden für die Kühlung von Produktions- und Stromerzeugungsanlagen 2 158 263 000 m³ genutzt, was etwa 83 % entspricht. Die Zahlen aus der öffentlichen Wasserversorgung sind nicht bekannt.

Das Rheinland, der Niederrhein und das nördliche Münsterland versorgten sich bisher größtenteils aus dem Grundwasser, das Ruhrgebiet und das bergische Land aus anderen Wasserquellen. In diesen Gebieten ist die Grundwassersituation oft so schwierig, dass auch landwirtschaftliche Betriebe gar nicht oder nur erschwert an Wasser kommen. Damit der Grundwasserkörper nachhaltig bewirtschaftet werden kann, muss im Schnitt der Jahre mehr Grundwasserneubildung stattfinden als Wasser gefördert wird. 

Wie viel Grundwasser in den einzelnen Kreisen gebildet und davon verbraucht wird, zeigen die Grafiken 1 und 2. Dabei könnte der Eindruck entstehen, dass es nur in den Braunkohlegebieten und im Ruhrgebiet Probleme gäbe. Doch Grundwasserkörper orientieren sich nicht an Kreisgrenzen – das Bild ist somit verzerrt. In Euskirchen gibt es zum Beispiel Gebiete, in denen die Grundwasserkörper bereits ausgeschöpft sind. Dort steht kein zusätzliches Wasser für die Bewässerung zu Verfügung. Im Kreis Düren gibt es Gebiete, die aktuell nicht von den Sümpfungsmaßnahmen von RWE betroffen sind und noch ausreichend Wasser für die Betriebe haben. 

Grafik 1: Durchschnittliche Grundwasserneubildung

Grafik 2: Nutzung der Grundwasserneubildung

Der Wasserverbrauch im Überblick

Nach dem allgemeinen Blick auf die Wasserversorgung steht nun wieder die Landwirtschaft im Fokus. In der Grafik 3 sind die durchschnittlichen Bewässerungsmengen/m² der einzelnen Landkreise zu sehen. Die Kreise mit dem höchsten Wasserverbrauch pro Fläche sind Krefeld, Viersen, Kleve, Gütersloh, Düsseldorf, der Rhein-Sieg-Kreis und Borken. Der Niederrhein ist auch historisch die stärkste Bewässerungsregion in NRW. Aufgrund der Nähe zu Ballungszentren und der Verarbeitungsindustrie, den passenden Böden und der guten Wasserverfügbarkeit haben sich viele Betriebe auf den Gemüsebau – vor allem auf Kartoffeln – und den Zierpflanzenbau spezialisiert.

Der größte Zuwachs an Bewässerungsfläche findet im Rheinland und Münsterland statt. Im Münsterland strukturieren sich viele Betriebe von der Viehhaltung auf den Kartoffelanbau um. Aufgrund der Böden zieht die Bewässerung dann meistens nach. Im Rheinland bauen die Betriebe ihre Bewässerungsinfrastruktur aus, damit auch in den Trockenjahren – trotz guter Böden – die Qualität der angebauten Produkte sichergestellt werden kann. Außerdem steigen Betriebe mit bestehender Bewässerungsinfrastruktur in den Anbau von Möhren, Zwiebeln und anderem Industriegemüse ein. Entsprechend steigt ihr Wasserverbrauch. 

Grafik 3: Durchschnittliche Bewässerungsmenge pro m2

Fazit

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Bewässerung in NRW stetig ausgebaut wurde und auch zukünftig wird. Der Wasserverbrauch in der Landwirtschaft ist im Vergleich der anderen Nutzer sehr gering. Über gesamt NRW betrachtet sind noch ausreichend Reserven für den Ausbau der Bewässerung vorhanden. Trotzdem gibt es Gebiete, in denen nicht ausreichend Wasser für die Bewässerung zur Verfügung steht. Der Umbau der Energieversorgung könnte zukünftig punktuell die Wasserversorgung verbessern. 

Damit auch weiterhin ausreichend Wasser für Natur und Mensch zur Verfügung steht, sollte ein sorgsamer Umgang mit dem kostbaren Gut von allen Akteuren im Vordergrund stehen. Für qualitativ hochwertige Lebensmittel ist eine ausreichende Wasserversorgung unabdingbar. Dies bedingt eine starke Bewässerungsinfrastruktur, damit die Betriebe das nötige Zusatzwasser den Kulturen möglichst effizient zuführen können. Vor allem ein Wassermangel in den letzten Metern des Anbaus führt zur Nichteinhaltung der geforderten Qualität. Die Produkte sind nicht vermarktbar und müssen vernichtet werden. Der gesamte vorherige Einsatz wäre damit vergebens gewesen.


Simon Keutmann,
Landwirtschaftskammer NRW