Ein Highlight vor allem für die Ökonomen unter den Fachbesucherinnen und Fachbesuchern der Messe ist ganz sicherlich stets die Bilanz-Pressekonferenz, auf der der Bund Ökologischer Lebensmittelwirtschaft, BÖLW, gemeinsam mit der Agrarmarkt Informations GmbH, AMI, und IFOAM Organics International die aktuellen Daten zum Biomarkt vorstellt.
Der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln und -Getränken in Deutschland wuchs 2024 um 5,7 % auf rund 17 Mrd. € an. Diana Schaack, Expertin für den Biomarkt bei der AMI, erläuterte die Zahlen aus dem Branchenreport 2025 und konstatierte eingangs: „Wir wachsen wieder - aber über die Menge, nicht über den Preis.“ Das sei eine neue Entwicklung. So seien die Milchpreise nicht ausreichend, viele Betriebe würden rückumstellen. „In den Läden werden die Preise gesenkt. Das passt nicht mit den Erzeugerpreisen zusammen!“
Interessant sei dabei, dass allen voran Drogerien mit einem Plus von 20 %, Vollsortimenter und Discounter zum Umsatzwachstum beitragen; der Naturkosthandel könne leicht um 3,5 % zulegen. Verlierer seien die so genannten „sonstigen Einkaufsstätten“, wie Direktvermarkter, deren Umsatz prozentual weiter abnehme. Außerdem sinke der Anteil der Herstellermarken im Handel. „Die Discounter und der LEH vermarkten Bio über ihre Handelsmarken, und das mittlerweile zu 95 %!“
Positiv gestalte sich der Biosektor als Arbeitgeber: Rund 380 000 Arbeitskräfte seien in der Biobranche beschäftigt. „Zusammen mit den grünen Energien sind das beinahe so viele wie in der Automobilbranche“, unterstrich Diana Schaack diesen hohen Wert. Dabei seien die Verarbeiter die Haupt-Arbeitgeber, 55 % der Arbeitskräfte seien weiblich.
Zweitstärkster Biomarkt weltweit
„Die Verbraucher bekennen sich trotz der anhaltenden Flaute zu Bio“, zeigte sich Tina Andres, BÖLW, gewiss und betonte, dass der Biomarkt wachse. „Deutschland ist nach den USA der zweitstärkste Biomarkt weltweit.“ Ein Zeichen dafür, dass Bio fest in der Gesellschaft verankert sei, auch wenn die Biobranche von einer sehr diversen Gruppe von Käufern mit sehr verschiedenen Interessensschwerpunkten getragen werde.
Und auch wenn Andres als Vorstandsvorsitzende des Verbandes Bio als Transformationsmotor sieht und von der Politik fordert, dass die Branche als solcher noch mehr Unterstützung erfahren müsse, musste sie eingestehen, dass ein Plus beim Flächenzuwachs von 0,4 % viel zu gering sei und die gebremste Umstellung auf Biolandwirtschaft nicht dazu führen dürfe, dass die Produktverfügbarkeit über Importe gedeckt werde. „Wir müssen an dem Ziel festhalten, die Fläche bis 2030 zu verdoppeln!“, forderte sie.
Meike Siebel,
Landwirtschaftsklammer NRW

Diana Schaack, AMI, erläutert die Daten und Fakten aus dem aktuellen Branchenreport. Foto: Meike Siebel
Der Branchenreport 2025
Der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln und -Getränken in Deutschland wuchs 2024 um 5,7 % auf rund 17 Mrd. € an. Der Absatz stieg dabei teilweise mehr als der Umsatz. 97 % aller Haushalte kauften Bio-Produkte. Diese neuen Branchenkennzahlen nennt der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) auf der Biofach. Die ökologisch bewirtschaftete Agrarfläche legte um 7 432 ha zu auf 1,9 Mio. ha. Der Anteil der Bio-Fläche an der Gesamtfläche erreichte damit 11,4 %. 36 134 Höfe in Deutschland wirtschafteten 2024 nach den strengen Vorgaben der EU-Öko-Verordnung; zwei Drittel der Bio-Fläche wurde nach den strengeren Vorgaben der deutschen Bio-Verbände bestellt. Jeder siebte Hof in Deutschland ist ein Bio-Hof. Mindestens 380 000 Menschen sind in der gesamten Bio-Wertschöpfungskette – Erzeugung, Verarbeitung, Handel – beschäftigt. 45 % dieser Jobs (170 000) schaffen mittelständische Verarbeiter.
Bio ist wichtig
„Bio hat 2024 einen neuen Rekord aufgestellt und sich gegen Inflation und Konsummüdigkeit behauptet. Während Verbraucherinnen und Verbraucher anderswo sparen, erkennen sie die Wichtigkeit von Bio“, so die Vorstandsvorsitzende des BÖLW, Tina Andres. „Das Angebot droht allerdings hinter der guten Nachfrage herzuhinken. Wir sehen die Gefahr, dass der Handel die steigende Nachfrage nur durch Importe befriedigen kann. Das wäre eine vertane Chance für die heimische Land- und Lebensmittelwirtschaft.“
Verdopplung des Bio-Anteils bis 2030
Die nächste Bundesregierung müsse die Umweltleistungen der Bio-Höfe, -Verarbeiter und -Händlerinnen angemessen honorieren, denn sie sparten der Allgemeinheit Milliarden. Allein in Deutschland ziehe der Agrarsektor jährlich 90 Mrd. € Folgeschäden nach sich – „Schäden, die Bio vermeidet“, so Andres.
Bio sorge außerdem für Arbeit und Heimat. Viele Bio-Lebensmittelverarbeiter - Mühlen, Molkereien, Bäckereien, Metzgereien oder Suppenhersteller - würden den ländlichen Raum beleben. „Diese Wertschöpfung ist kein Selbstläufer. Die Politik muss der Vielfalt, die Bio schafft, den Weg freiräumen, statt den Unternehmergeist unseres Mittelstands mit immer neuen Vorgaben zu ersticken“, forderte die Vorstandsvorsitzende.
Mehr Bio in die AHV
Kommunen, Länder und Bund haben einen gewaltigen Hebel für mehr Bio: die Außerhausversorgung. „Jedes Kind sollte in Kita oder Schulen ein Recht auf gute Ernährung haben. Ebenso wie jeder Beamte, jede Soldatin, jeder Kranke, jede Seniorin!“ Daher laute die Forderung, die Kantinen auf Bio, auf Frische, auf Regionalität umzustellen. „Kopenhagen hat es vorgemacht und ist damit sogar seinen Klimazielen deutlich nähergekommen.“
Alle aktuellen Zahlen und Fakten finden Sie im Branchenreport 2025 auf der Webseite des BÖLW. Links zu aktuellen Zahlen des Bio-Arbeitsmarktes sind ebenfalls auf der Seite des BÖLW zu finden.
Quelle: BÖLW

Quelle: BÖLW