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Treibhausgase in der Landwirtschaft bilanzieren

26.05.2025

Bis zum Jahr 2030 sollen die Treibhausgas-Emissionen in Deutschland um mindestens 65 % im Vergleich zum Jahr 1990 gesenkt werden. Die heimische Landwirtschaft konnte in den letzten Jahren die vorgegebenen Sektorziele einhalten. Dennoch steigen die Anforderungen an die landwirtschaftlichen Betriebe beim Klimaschutz.

Welchen Nutzen haben Treibhausgasbilanzen für die Betriebe? Wie gut eignen sie sich zur Identifikation von Emissions-Hotspots? Welche Anforderungen kommen in Zukunft auf die Betriebe zu? Darüber wurde im zweiten Praxis-Talk 2025 diskutiert. Die Betriebsleiter Klaus Albersmeier und Jens Cordes aus dem Netzwerk Leitbetriebe Pflanzenbau berichteten von ihren Erfahrungen mit der Treibgasbilanzierung. Dr. Annette Freibauer, Vizepräsidentin Wissen an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft ordnete den Stellenwert der Treibhausgasbilanzierung aus dem Blickwinkel der Wissenschaft und mit Perspektive auf Markt und Politik ein.

Freibauer unterstrich die Bedeutung von Treibhausgasbilanzen für die Weiterentwicklung von Betrieben. „Treibhausgasbilanzierungen sind ein wichtiges Thema, mit dem ich mich als Betrieb auseinandersetzen muss. Weniger seitens der Politik als seitens der Verarbeiter könnte es für manche Betriebe bald verpflichtend werden“, so ihre Einschätzung. Dabei betonte sie, dass eine fundierte Beratung für die Betriebe wichtig sei und dass diese vielerorts noch gestärkt werden könne.

Praxiserfahrungen und Einordnung aus betrieblicher Sicht

Den beiden Landwirten Klaus Albersmeier und Jens Cordes geht es um eine nachhaltige Landwirtschaft. Klaus Albersmeier bewirtschaftet einen konventionellen Ackerbau- und Schweinemastbetrieb in Nordrhein-Westfalen. Durch die Umstellung auf Strohhaltung fördert er Tierwohl – erkannte aber beim Blick auf die Treibhausgasbilanz, dass dies nicht automatisch klimafreundlicher ist. Im Ackerbau setzt er neben einer weiten Fruchtfolge auf Zwischenfrüchte, Untersaaten und Agroforstsysteme, um seinen Betrieb zukunftsfähig aufzustellen. Sein Fazit: „Nachhaltigkeit heißt für mich mehr als CO2 zu reduzieren. Insgesamt möchte ich mit meinem Betrieb einen Beitrag leisten für positive Weiterentwicklungen in der Landwirtschaft, hier gehört auch Tierwohl dazu.“ 

Jens Cordes führt einen biologisch-dynamischen Betrieb in Niedersachsen mit den Schwerpunkten Fleischrinderhaltung, Futterbau und Landschaftspflege. Mithilfe des „Farm Carbon Calculators“ erstellte er für 2024 im Rahmen des Projekts Climate Farm Demo eine eigene Klimabilanz – mit dem Ergebnis: 100 % betriebseigene Futtermittel reduzieren den Klimaimpact der Tierhaltung. „Es ist wichtig, mit offenen Augen durch den Betrieb zu gehen. Treibhausgasbilanzen zeigen Handlungsbedarf auf und unterstützen bei Entscheidungen – auch wenn die Zahlen nicht immer einhundertprozentig exakt sind.“

Hilfreiche Orientierung

Beide Betriebsleiter haben das Bestreben, ihren Betrieb kontinuierlich in Richtung Nachhaltigkeit weiterzuentwickeln. Treibhausgasbilanzen bieten Orientierung, sind allein jedoch nicht aussagekräftig. Dem schloss sich die Wissenschaftlerin Freibauer an und betonte, dass die Landwirtschaft nicht vollständig klimaneutral sein müsse aber einen stabilen und gut begründbaren Wert anstreben sollte.

Der Praxis-Talk, das erfolgreiche Online-Format des Netzwerks Leitbetriebe Pflanzenbau, hat erneut ein wichtiges Thema in den Fokus genommen. Die mehr als 100 Teilnehmenden stellten viele Fragen im Chat und beteiligten sich rege an der Diskussion. Das Fazit: Die Kontrolle und Reduzierung des Ausstoßes von Treibhausgasen ist für landwirtschaftliche Betriebe ein wichtiges Thema. Nach wie vor stehen jedoch viele Fragen im Raum, wie sich dies in der Praxis umsetzen lässt und welchen Stellenwert Treibhausgasbilanzen dabei haben.


Netzwerk Leitbetriebe Pflanzenbau