Logo der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen - zur Startseite der Landwirtschaftskammer

Ökolandbau NRW

Verschlauchung: Nicht nur für große Strukturen

20.02.2025

Die Düngesaison steht in den Startlöchern. In den vergangenen beiden Frühjahren konnten Landwirte zur Startdüngung regionsabhängig Flächen aufgrund der hohen Niederschläge nur mit Verschlauchung zeitgerecht und bodenschonend befahren. Das Verfahren kann aber nicht nur für Großstrukturen geeignet sein. 

Die klassische Verschlauchung besteht aus einem Feldrandcontainer und einem Ausbringfahrzeug. Über Schläuche wird im Container zwischengelagerte Gülle oder Gärrest über eine Pumpe und Faltschläuche zum Verteiler am Ausbringfahrzeug gepumpt. Die Verteilung kann über Schleppschläuche, Schleppschuhe oder Schlitzgeräte erfolgen. Der Pumpenantrieb des Feldrandcontainers erfolgt üblicherweise über einen Schlepper. Schläuche verbinden Zulieferfahrzeuge mit dem Container, in dem die Gülle vor der Ausbringung zwischengelagert wird. Ein wesentliches Merkmal der Verschlauchung ist, dass vor der Verteilung der Gülle die Schläuche abgerollt und bis in die entfernteste Ecke ausgelegt werden müssen. Von dort startet in der Regel die Ausbringung.

Viel Handarbeit

Nachteil beim Verschlauchen ist, dass vor allem das Ausrollen und Verbinden der Faltschläuche zu langen Rüstzeiten führt. Daher kommt es bislang tendenziell nur für große Strukturen in Frage. Das Verbinden der Schläuche erfordert zudem Personaleinsatz, der eher ungern geleistet wird. Bei der Ausbringung mit Fass und Selbstfahrer sind Bediener und Fahrer hohen Komfort gewöhnt und nur widerwillig dazu bereit, diesen wieder aufzugeben.

Erfahrungen der Praxis zeigen, dass Verschlauchen bisher hauptsächlich auf hofnahen, zusammenliegenden Flächen eingesetzt wird. Es gibt allerdings Lösungen der Landtechnikhersteller, die einen Teil der oben genannten Nachteile kompensieren. 

Verschlauchen von Gülle

Foto: Alexander Czech, Landwirtschaftskammer NRW

Schneller Auf- und Abbau

Ein Beispiel ist das Feldrandcontainersystem von Kleutec mit einer auf dem Container verbauten Schlauchhaspel und Pumpe. Das System zeichnet sich vor allem durch einen schnellen Auf- und Abbau aus. Vor Ausbringstart muss kein Schlauch ausgelegt werden. Landwirte koppeln lediglich eine Verbindung von Ausbringfahrzeug und Feldrandcontainer händisch. Auf der Schlauchhaspel sind bis zu 800 m Schlauch aufgewickelt, die auch für große zusammenhängende Flächen ausreichen. Sollte doch eine größere Entfernung zum Feldrandcontainer notwendig sein, kann zusätzlich ein Faltschlauch ausgelegt werden.

Auf der Maschine sind alle notwendigen Komponenten – Container, Pumpe, Schlauch – vereint. Der Bediener des Containers verfügt über eine Fernbedienung, mit der er unter anderem den fernsteuerbaren Ansaugarm bedienen und damit Zubringfässer ohne manuelles Koppeln entleeren kann. Kommt es zu keiner Störung, ist ein Absteigen ausschließlich für den Auf- und Abbau des Systems notwendig. Das Ab- und anschließende Wiederaufwickeln des PE-Schlauchs kann der Bediener des Feldrandcontainers über Kameras aus der Kabine heraus überwachen und steuern.

Lohnunternehmer, die das System bereits einsetzen, bestätigen die Vorteile gegenüber dem klassischen Verschlauchen. Auf- und Abbauzeiten von 10 bis 15 Minuten seien absolut realistisch, sodass sie auch kleinere Flächen ab 4 ha Größe anfahren. Zwar ist das System ganz ohne händischen Personaleinsatz nicht zu bedienen, es ist durch die einfache Verbindung allerdings deutlich weniger aufwändig. Läuft das System einmal und die Zubringerkette ist ausreichend dimensioniert, sind Ausbringleistungen von 180 m³ pro Stunde möglich. Tagesleistungen von 1 000 m³ sind eher die Normalität als Seltenheit.

Der Fahrer des Ausbringfahrzeugs muss den Schlauch im Augen behalten, obwohl dieser auch überfahren werden kann. Vor allem Vorgewende führen dazu, dass sich der Schlauch verwindet. Daher sind Drehkupplungen für die Verbindung von PE- und Faltschlauch am Ausbringfahrzeug notwendig. Trotz der Vorteile des Systems sind Hindernisse im Feld wie Strommasten weiterhin eine Herausforderung, die der Landwirt entsprechend umfahren muss.

Container, Pumpe und Schlauchhaspel in einem Gerät

Foto: Alexander Czech, Landwirtschaftskammer NRW

Einschränkungen bleiben

Ob klassisches Verschlauchen oder mit kombiniertem Feldrandcontainer: Die Einschränkungen bei der Ausbringung bleiben. Gemeint ist damit vor allem, dass Getreidebestände nur bis zu einer Höhe von 15 bis 20 cm und Raps bis etwa 10 cm Höhe gedüngt werden. Andernfalls kann es durch das Ziehen des Schlauches durch den Bestand zu Pflanzenbeschädigungen kommen, die unter Umständen auch ertragswirksam sind.

Verschlauchen hat sich in den letzten Jahren als Ausbringmöglichkeit für flüssige Wirtschaftsdünger ausgebreitet. Es ist und wird wegen hoher Anschaffungskosten und notwendigem Personaleinsatz allerdings auch in Zukunft eher für Lohnunternehmen von Bedeutung sein. Bislang war das Verfahren durch hohe Rüstzeiten für das Auslegen und Verbinden von Schläuchen gekennzeichnet und kam daher vorwiegend auf großen zusammenhängen Flächen zum Einsatz. Eine Lösung, die auch für kleinstrukturierte Regionen in Frage kommt, ist mittlerweile marktverfügbar und bietet eine Reihe von Vorteilen bei gleichzeitig hoher Ausbringleistung.


Alexander Czech,
Landwirtschaftskammer NRW

Verschlauchen: ferngesteuerter Ansaugarm

Foto: Alexander Czech, Landwirtschaftskammer NRW