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Ökolandbau NRW

Verstärkte Abnahme der Rinderhalter

19.07.2023

Nach einer moderaten Zunahme des Rinderbestandes in 2022 sank dieser im Frühjahr 2023 auf ein neues Rekordtief von 1,26 Mio. Tieren. 283 Rinderhalter stiegen seit November letzten Jahres aus, davon 135 Kuhhalter. In Herden mit 100 und mehr Kühen stehen mittlerweile rund 250 900 Milchkühe - das sind zwei Drittel des NRW-Bestandes.

In diesen größeren Beständen melken 1 417 spezialisierte Milcherzeuger, unter ihnen 350 Höfe mit 200 und mehr Milchkühen. Der Kreis Kleve dominiert in dieser Größenklasse mit 75 Betrieben. Weitere Höfe dieser Größenordnung finden sich unter anderem in den Kreisen Borken (32), Wesel (31) und Viersen (23). In diesen vier Regionen werden 35 % aller Milchkühe NRWs gehalten. Gemessen an der Gesamtkuhzahl sind Borken und Kleve die „intensiven Kuhregionen“ mit etwa einem Viertel aller Kühe.

Zu bedenken ist, dass in NRW noch 42 % der Milcherzeuger über Bestände von jeweils weniger als 50 Kühen verfügen, in denen lediglich etwa 9 % aller Milchkühe gehalten werden. Bei diesen rund 1 950 „kleineren“ Milcherzeugern könnte der Strukturwandel möglicherweise noch Fahrt aufnehmen.

Die Schwerpunkte in der Bullenmast mit männlichen Rindern älter als ein Jahr fokussieren sich auf die Münsterlandkreise Steinfurt (38 150 Tiere), Borken (33 560 Tiere), Warendorf (18 760 Tiere) und Coesfeld (13 120 Tiere).

Ausblick

Neben wirtschaftlichen Gesichtspunkten könnten gesetzliche Bestrebungen zum Verbot der Anbindehaltung in Rinderställen den Strukturwandel weiter beschleunigen. Insbesondere in der Milcherzeugung sind fehlende Aushilfskräfte sowie der Fachkräftemangel begrenzende Faktoren. Hohe baurechtliche Anforderungen machen Investitionen in Fahrsiloanlagen und Güllelagerräumen erforderlich, die jedoch ohne zusätzliche Produktionskapazitäten die Wirtschaftlichkeit schmälern. Diese kostspieligen Investitionen könnten auf einigen Höfen das Zünglein an der Waage zur Entscheidung für den Produktionsausstieg sein, insbesondere bei fehlender Hofnachfolge.


Jürgen Boerman,

Landwirtschaftskammer NRW

Entwicklung der Rinderhaltung in NRW