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Ökolandbau NRW

Von Biopferden und großer Freiheit

21.02.2025

Anlässlich des regelmäßig stattfindenden Unternehmertreffs besuchten die Mitglieder des Unternehmerkreises Pferdehaltung der Landwirtschaftskammer NRW den Pensionspferdebetrieb Mayerhof in Hennef-Lichtenberg.

Gut erreichbar auf halbem Weg zwischen der Stadt Hennef im Rhein-Sieg-Kreis und der Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz liegt der Betrieb Mayerhof. Der mittlerweile als Eltern-Sohn-GbR geführte Betrieb wurde durch Ursula und Markus Mayer über Jahre zu einem heute in moderner Optik dastehenden Pensionspferdebetrieb auf- und ausgebaut. Ein pferdefreundliches Konzept und durchdachte Details machen den Betrieb nicht nur für Pferdebesitzer interessant, sondern bieten auch die Möglichkeit, zeitsparend und effektiv Arbeiten auf dem Hof zu erledigen.

Jahrelange Ökobewirtschaftung

Etwa 119 ha Dauergrünland werden von Markus Mayer und seinen Söhnen Marius und Martin ausschließlich ökologisch bewirtschaftet. Durch die jahrelange Nutzung der Flächen nach ökologischen Richtlinien haben sich dort vielseitige und zum Teil auch seltene Pflanzen etablieren können, was sich der Unternehmerkreis Pferdehaltung auch schon für Feldbegehungen zu Nutze machen konnte. Die Flächen werden als Weideflächen und für die Produktion von Heu und Heulage genutzt. Die Betriebsgröße bietet die Möglichkeit, alle Tiere rund ums Jahr vollständig autark ernähren zu können. Somit kann gezielt auf die Qualität und die Inhaltsstoffe des Futters Einfluss genommen werden. Regelmäßig wird Familie Mayer vor dem Grasmähen von der Freiwilligen Feuerwehr per Drohne bei der Suche nach Rehkitzen unterstützt.

Kurze Wege: Links die Reithalle, rechts die Longierhalle, im Hintergrund die Führanlage.

Das Heu wird außerhalb der Box vorgelegt. Fotos: Alexandra Jurr

Offene Stallbauweise

In den Stallungen des Betriebes finden bis zu 65 Pferde ihren Platz. Der größte Teil davon wird in Paddockboxen und in vor wenigen Jahren neu gebauten Gruppenboxen untergebracht. Ein paar Innen- und Außenboxen stehen in den Altgebäuden zur Verfügung. Insgesamt sind die Stallungen überwiegend in offener Bauweise errichtet, was zur Gesunderhaltung der Pferde beiträgt. Die Boxen werden großzügig mit Stroh eingestreut, sind aber für mehr Liege- und Aufstehkomfort sowie zur Reduzierung des Mistvolumens zusätzlich mit Gummimatten ausgelegt. Heu oder alternativ Heulage steht den Pferden unbegrenzt zur Verfügung. Zur Reduzierung von Futterverlusten und zur Steigerung der Hygiene wird das Raufutter nur außerhalb der Boxen vorgelegt. Je nach Haltungsform (Innen-, Außen-, Paddock- oder Gruppenbox) variiert der Pensionspreis zwischen 340 € und 390 € und beinhaltet die Grundversorgung sowie die Nutzung der gesamten Anlage. Zusatzkosten, außer für den Pferdeanhänger-Stellplatz, entstehen darüber hinaus keine.

Luftige Außenboxen.

Im Sommer verwaiste Gruppenboxen.

Mist wird abgeschoben

Zur Grundversorgung gehört das tägliche Misten der Boxen. Da dies in Pferdebetrieben meist viel Zeit benötigt, die bei Familie Mayer durch Beschäftigungsverhältnisse außerhalb der Landwirtschaft knapp bemessen ist, überlegte Markus Mayer bei den Betriebserweiterungen, wie er das Misten zeitsparender gestalten könnte. Herausgekommen ist eine Entmistung der Paddockboxen über Schieber, welche sich zwischen Box und Paddock befinden und den Mist direkt auf die Mistplatte befördern. Nur die Innen- und Außenboxen müssen per Hand gemistet werden, denn auch in den Gruppenboxen wird die Entmistung maschinell bewerkstelligt.

Paddockboxen mit Schieberentmistung.

Der Schieber entmistet direkt auf die Mistplatte.

Den ganzen Sommer Weidehaltung

Den Pferden stehen etwa 55 ha Weidefläche mit Waldrändern und Baumbewuchs zum Unterstellen zur Verfügung. Im Sommerhalbjahr sind sie Tag und Nacht komplett draußen. Dabei legt Familie Mayer Wert darauf, dass möglichst alle Pferde in einer einzigen, großen Herde auf die Weide gehen. Stuten und Wallache werden zusammengehalten, wobei Wallache, welche die Stuten zu sehr bedrängen, konsequent aus der Herde herausgenommen werden. Das sorgt nicht nur für mehr Ruhe in der Herde, sondern reduziert auch Verletzungen. Das Eingliedern neuer Pferde in die große Herde ist aus Sicht von Familie Mayer in der Regel einfacher und unkomplizierter als in eine Kleingruppe.

Die großzügig bemessenen Weideflächen werden eine Zeit lang als Standweide genutzt. Ist diese nach ein paar Wochen abgeweidet, findet ein Wechsel auf eine andere Fläche statt. Für den Pferdebesitzer bedeutet dies zwar entsprechend weite Wege, bis er sein Pferd von der Weide zum Hof geholt hat, für die Pferde selbst bietet sich hingegen die „Große Freiheit“. Auch im Winter werden die Weiden für die Pferde geöffnet, wenn es witterungsbedingt und von der Bodenbeschaffenheit her möglich ist. Daher stehen auf den Weiden für die Pferde rund ums Jahr Raufen mit Heu bereit, sodass immer genug Strukturfutter vorhanden ist.

Den Pferden stehen 55 ha ökologisch bewirtschaftete Weiden zur Verfügung. Fotos: Alexandra Jurr, Landwirtschaftskammer NRW

Tägliches Training

Für das tägliche Training der Pferde können die Einsteller eine Reithalle mit Standardmaßen nutzen. Die helle Halle hat als Besonderheit an einer langen Seite aufrollbare Windschutznetze. Dadurch kann auf das Außenklima gut reagiert werden, indem Regen, Schnee und Sturm durch Schließen der Netze draußen gehalten, hingegen Licht, Luft und Wärme bei gutem Wetter durch Öffnen der Netze hereingelassen werden können. Im Vorraum der Halle ist ein großzügiger Putzbereich angelegt. Dort befindet sich auch ein Teil der einheitlichen Sattelschränke. Da auf dem Betrieb alle Pferderassen und alle Reitweisen willkommen sind, passen in die Sattelschränke auch Westernsättel hinein. Wenn es dem ein oder anderen Einsteller bei der überwiegend offenen Bauweise von Halle und Stallungen doch mal kalt werden sollte, kann er sich in die beheizbare Reiterstube zurückziehen. Dort findet er neben einer Kaffeemaschine auch eine Spülmaschine und einen Kühlschrank vor.

Zusätzlich zur Reithalle können die Kunden ihre Pferde auf dem beleuchteten Außenplatz mit schöner Aussicht in die umliegende Natur reiten oder in der Longierhalle mit einem Durchmesser von 18 m arbeiten. Für weitere Bewegung der Pferde kann außerdem die überdachte Führanlage, in der insgesamt sechs Pferde Platz finden, genutzt werden. Die tägliche freie Bewegung wird darüber hinaus über mehrere Ausläufe sichergestellt. Zwischen der Longierhalle und der Führanlage befindet sich der Waschplatz, wo die Pferde zur Abkühlung oder auch zur Fellreinigung abgeduscht werden können. Für jedes Pferd gibt es eine einheitliche Futterbox, die vom Betrieb bereitgestellt wird. Nicht nur die Einheitlichkeit der Sattelschränke und Futterboxen trägt zum optisch gepflegten und aufgeräumten Gesamtbild des Betriebes bei. Auch die ein oder andere Sitzgelegenheit und die verschiedenen, durch den Sohn hergestellten kleineren und größeren Kunstwerke aus Metall runden das ansprechende Äußere des Betriebes ab.

Reithalle

Foto: Alexandra Jurr, Landwirtschaftskammer NRW


Alexandra Jurr,
Unternehmensberaterin Pferdehaltung der Landwirtschaftskammer NRW