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Ökolandbau NRW

Was brachten die Ökokartoffelversuche 2024?

14.01.2025

Seit über 26 Jahren führt die Landwirtschaftskammer Ökokartoffelsortenversuche durch, derzeit stehen 36 Sorten in den Versuchen. In diesem Jahr wurden Kartoffelsortenversuche auf zwei ökologisch wirtschaftenden Praxisbetrieben durchgeführt. Im Folgenden finden Sie eine Beschreibung ausgewählter Sorten.

2021 konnten am Standort Gütersloh die Sorten ihre Stabilität gegen Krautfäule unter Beweis stellen. Foto: Bernd Vollmer

Lea (Züchter: Solana, Zulassung 2019, Standard-Verrechnungssorte): Lea ist eine sehr frühe, festkochende Sorte mit langovaler Knollenform und tiefgelber Fleischfarbe. Sie soll sehr zügig sein, was sie in den Versuchen im Mittel mit 178 % Relativertrag zur Zeiternte auch schön zeigen konnte (ohne 2024). Lea ist im Bestand lang, groß, aufrecht und sehr dicht mit vielen Blättern. Dadurch ist die Bodenbedeckung gut, die Bestandesdichte und das Unkrautunterdrückungsvermögen sind hoch, wobei noch Licht in die Dammsohle fällt. Der aufrechte Pflanzenwuchs fördert damit aber möglicherweise auch mehr Luft und Abtrocknung im Bestand, was wiederum hilfreich bei Krautfäule sein kann. Insgesamt sieht der Bestand sehr schön gleichmäßig aus. Zur Endernte hatte Lea dann 118 % relativen Marktertrag, was für eine sehr frühe Sorte in NRW sehr gut ist, bei sehr guter Sortierung (3,2 % Untergrößen, 2,6 % Übergrößen).

Der angepriesene gute Geschmack war bei den Speisetests mit einer Note von 2,6 wiederzufinden. Sie soll widerstandsfähig gegenüber Schorf, Y-Virus, Yntn sowie Eisenfleckigkeit und mittel keimfreudig sein. Bei der Krautfäule war sie als frühe Sorte sehr schnell befallen, 2021 in Viersen (VIE), 2022 und 2023 war nichts zu erfassen, weil sie früh abstirbt. Für eine frühe Sorte war sie 2024 in VIE vergleichsweise später mit Krautfäule befallen.

In den Versuchen hatte sie höhere Drycore- und Drahtwurmbefallswerte in den Jahren 2020 und 2023. In Gütersloh (GT) waren ein höherer Rhizoctina-Index mit 2,50 und Rhizoctonia-deformierte Knollen mit 53 % im Jahr 2023 sowie Drycore 57 % im Jahr 2024 zu messen. 2021 und 2022 war sie hier bei den gesünderen Sorten dabei. Sie eignet sich als Salatkartoffel für die Abpackung und auch die Direktvermarktung. Lea ist für einen Anbau zu empfehlen.

Filipa (Europlant, Zulassung 2022): Filipa ist eine sehr frühe, vorwiegend festkochende Sorte mit ovaler Knollenform und gelber Fleischfarbe. Sie kann unter Folie und mit Vorkeimung sehr frühe hohe Markterträge erbringen. Sie ist schnell schalenfest und kann quasi ab Feld verkauft werden. Daher wird sie als Folien- und Vorkeimware bezeichnet. Sie soll schneller als die Sorte Corinna sein und großes, kräftiges Laub ausbilden. Filipa ist auf leichtem Boden hoch, aufrecht, dicht mit großen Blättern und guter Bestandesdichte sowie gleichmäßig im Bestand. Auf schwererem Boden war sie eher ungleicher und dünner im Bestand.

Filipa kam im ersten Jahr nur auf 89 % relativen Marktertrag, da sie vor allem in VIE schlechter war (76 %). Dort waren auch mehr Untergrößen (8,6 %) zu ernten. Die Stärkegehalte lagen nur bei 9,6 %. Bei der Krautfäule ist sie mit der Boniturnote 5 eingestuft, fiel in Bayern bereits eher negativ auf. Sie muss aber als sehr schnelle Sorte auch nicht unbedingt allzu stabil sein. Unter der Krautfäule hat auch diese Sorte sehr gelitten: Filipa war bereits früh, am 6. Juni, und später schnell in VIE hoch befallen (Note 5,5 am 26. Juni). In GT war am 6. Juli ebenso sehr früh ein sehr hoher Befall mit Krauffäule zu verzeichnen. Bei den Knollenbonituren war vor allem Schorf (75 %) in VIE sowie Drycore (55 %) in GT jeweils ein Problem im Jahr 2024. Die Anfälligkeit für Eisenfleckigkeit ist mittel. Ein erster Speisetest war dennoch gut mit einer Note von 2,5.

Filipa

Foto: Dr. Claudia Hof-Kautz

Krautfäule – extreme Unterschiede der Sorten 2024

Die Krautfäule trat 2024 in Viersen schon sehr früh auf und konnte bei einigen Sorten bereits am 6. Juni bonitiert werden. Bis zum 11. Juni waren vor allem die sehr frühen und frühen Sorten schon höher, bis Note 5,5 bei der Sorte Adorata, befallen. Am 18. Juni und vor allem am 26. Juni verschlimmerte sich der Befall bei vielen der Sorten, auch einige mittelspäte Sorten, wie Simonetta, Polly, Nena oder Larissa, waren höher befallen. Bei den sehr frühen Sorten war nur Lea recht lange stabiler. Sehr lange grün und wenig bis gar nicht befallen waren die Sorten Taormina, Peter Pan, Sound, Nola, Belmira, Lady Jane. Diese waren ab dem 9. Juli 2024 eher abgestorben.

Krautfäule 2024

Foto: Dr. Claudia Hof-Kautz

Jutta (Bavaria Saat, Zulassung 2023): Jutta ist eine sehr frühe, vorwiegend festkochende Sorte mit gelber Fleischfarbe und ovaler Knollenform. Im Kraut soll sie kräftig sein. Diese Pflanze erscheint im Bestand mittel-hoch, aufrecht bis buschig unten. Sie hat viele normal große Blätter, daher ist die Bestandesdichte mittel bis hoch bei guter Bodenbedeckung. Sie wirkt etwas unruhig im Bestand. In der Ertragsbildung soll sie zügig sein und bei einem mittleren Knollenansatz einen hohen Ertrag mit guter Sortierung erbringen. In den Versuchen kam sie auf gute 104 % relativen Marktertrag zur Endernte mit etwas Untergrößen (8,8 %), keinen Übergrößen (0,0 %) sowie 10,4 % Stärkegehalt. Bei der Krautfäule ist sie mittel mit einer Boniturnote von 5 eingestuft. Von den sehr frühen Sorten war sie etwas besser und erst ab dem 11. Juni mit Note 2,5 befallen, dann bis zum 26. Juni mit Note 5,0 in VIE. Es waren bei den Knollenbonituren vor allem Rhizoctonia (54 % mit höherem Befallsindex von 2,58), Drycore (46 %) und Drahtwurm (43 %) auffällig. Die Anfälligkeit für Schorf ist geringer und auch beim Y-Virus ist sie sehr gering (Note 1). Der erste Speisetest fiel mit einer Note von 1,7 sehr gut aus.

Vindika (Züchter: Europlant, Zulassung 2020): Vindika ist eine frühe, festkochende Sorte mit langovaler Knollenform und tiefgelbe Fleischfarbe. Sie soll zügig im Wachstum sein. Im Mittel von zwei Jahren kam sie bei der Zeiternte auf gute 121 % Relativertrag (ohne 2024). Vindika hat eine kräftige, mittel-hohe Pflanze und einen recht dichten, schön gleichmäßigen Bestand. Die Blätter erscheinen normal grün mit dunkleren Spreiten. Die Bodenbedeckung und Bestandesdichte ist mittel-hoch mit geringen Unkrautaufkommen. Zur Endernte erzielte sie gute 109 % relativen Marktertrag, wobei sie in GT in 2024 etwas schlechter war (85 %). Die Sortierung ist im Mittel gut mit 7,8 % Untergrößen (teilweise mehr in den Jahren) und 4,1 % Übergrößen. Die Stärkegehalte liegen bei guten 12,2 %, in 2024 in GT etwas niedriger. Ihre glatte Schale und gute Sortierung lassen sie zur Abpackung geeignet erscheinen.

Sie soll auch einen exzellenten Geschmack haben. Bei den Testessen erreichte sie im Mittel eine Note von sehr guten 2,3. Die Knollenbonituren ergaben in VIE etwas mehr Drahtwurm (61 %), ansonsten scheint sie recht knollengesund zu sein. 2023 hatte auch sie 100 % Drahtwurm, wie fast alle Sorten an dem Standort in dem Jahr. 2024 fiel sie mit mehr Drycore in GT auf (62 %). Bei der Krautfäule ist sie mit 6 eingestuft. 2023 war in VIE später Befall festzustellen, in GT war sie Anfang Juli schon großteils abgestorben. Sie hatte 2024 aber im Juni in VIE noch eine Note von 3 bis später 4,5, ähnlich wie Lea. Überdies bringt sie eine breite Nematoden-Resistenz mit.

Elata (Geersing, Zulassung NL): Elata ist eine frühe, vorwiegend festkochende Sorte mit gelber Fleischfarbe und ovaler Knollenform. Elata erscheint im Bestand kleiner, unten breiter, oben weniger dicht mit kleineren Blättern. Die Bedeckung ist eher gering bis mittel, auch die Bestandesdichte eher mittelgut. Im Bestand insgesamt etwas ungleich und noch recht dünn auf dem Sandboden in GT. Sie soll eher großfallend sein und eine schöne Optik mit glatter Schale und flachen Augen haben. In den Versuchen kam sie in GT im ersten Jahr auf 79 % relativen Marktertrag mit guter Sortierung (3,0 % Untergrößen, 4,5 % Übergrößen) sowie 10,5 % Stärke. Bei der Krautfäule scheint sie eine relative Stabilität für eine frühe Sorte mitzubringen. Sie war allerdings in diesem Jahr eher höher befallen mit einer Note von 7,25 am 6. Juli in GT. Am Anfang soll sie etwas langsam im Wachstum sein. Sie war am Längsten noch grün bis zum 22. August. Sie bringt eine Pallidaresistenz mit. Weitere Merkmale sind: mittel anfällig für Schorf, mittel anfällig für Y-Virus, mittlere Keimfähigkeit. In GT hatte sie 2024 einen sehr hohen Drycorebefallswert (75 %).

Jutta

Foto: Dr. Claudia Hof-Kautz

Santera (Danespo, Zulassung EU 2017): Santera ist eine mittelfrühe, festkochende Sorte mit oval-langovalen Knollen und gelber-tiefgelber Fleischfarbe. Sie ist aus einer Allians-Kreuzung entstanden und lässt daher eine Feldstabilität gegenüber der Krautfäule erwarten. 2024 war sie allerdings immer eine halbe bis eine Boniturnote schlechter als Allians zu den Terminen in VIE und lag damit eher im Mittelfeld oder war von den mittelspäten Sorten eher höher befallen. Auch in GT war sie höher befallen als Allians. Santera erscheint im Bestand größer und aufrechter, mit vielen dichten, unten breiten Blättern. Damit erreicht sie mittlere Bodenbedeckung und Bestandesdichte. Sie steht insgesamt gleichmäßig. Die Erträge sollen mittel-hoch sein bei gleichmäßiger Sortierung. Santera kam in diesem herausfordernden Jahr zunächst nur auf 78 % relativen Marktertrags im Mittel beider Standorte bei guter Sortierung (4,0 % Untergrößen, 0,2 % Übergrößen). Mit 10,3 % war der Stärkegehalt etwas niedriger. Bei den Knollenbonituren wurde sie mit etwas mehr Drycore (52 %) und Rizoctonia (22 %, Index 1,74) in GT beobachtet. Es wurde schon vermehrt Schorf beobachtet, obwohl sie da gering eingestuft ist und dieses Jahr kaum Schorf gesichtet werden konnten. Sie soll einen guten Speisewert haben und steigt in den Versuchen mit einer sehr guten Note von 2.0 ein. Da sie sich auch gut schälen lassen soll, ist sie für Wasch- und Packbetriebe interessant. Durch ihre Keimruhe soll sie auch länger lagerbar sein. Derzeit gibt es schon 29 ha konventionelle und 12 ha ökologische Vermehrungsfläche.

Melia (ForKa Projektbüro, Zulassung 2022, 10 % Liste bei Bioland neu 2024): Die Sorte Melia ist eine gelbfleischige, ovale, mehlige Sorte, die durch das ForKa Projektbüro (Dr. Karin Sieber und Georg Forster) für den ökologischen Landbau mit Verarbeitungseignung gezüchtet wurde. Es besteht eine enge Zusammenarbeit mit der LfL Bayern (EffiKa), wo es neben der Krautfäuleresistenz auch im Nährstoffeffizienz bei der Kartoffelzüchtung geht. Im Kraut soll sie größer sein, um möglicherweise auch Unkraut besser zu unterdrücken. Melia steht auf Sand mittelgroß bis hoch aufrecht, etwas heller im Blatt mit viel Laub, oben zarter gekräuselt und gleichmäßig im Bestand. Sie erreicht eine mittlere Bodenbedeckung und mittel bis hohe Bestandesdichte. Sie benötigt wohl etwas länger für den Ansatz, wächst dann aber später schneller. Insbesondere soll sie eine Krautfäuleresistenz (R-Gen-Sorte) haben. Und so wurde in GT bis zum 6. Juli nur ein sehr geringer Befall (Note 1,75) gefunden. Zudem war sie lange grün und erst später bis zum 9. August abgestorben. Sie erzielt dadurch den höchsten Rohertrag am Standort mit 560 dt/ha. Die Marktware lag bei 153 % zur Endernte bei sehr guter Sortierung und 14,7 % Stärke. Von den Knollenbonituren präsentierte sie sich mit nur etwas Rhizoctonia und Drycore vergleichsweise gut. Sie soll einen guten Geschmack aufweisen, der noch getestet werden muss.

Santerra

Foto: Dr. Claudia Hof-Kautz

Lady Jane (Weuthen/Meijer, EU-Zulassung, 10 % Liste bei Bioland): Lady Jane ist eine mittelfrühe, mehlige Sorte mit langovaler Knollenform und gelber Fleischfarbe. Diese Sorte ist eine große, kräftige, aufrechte Pflanze im Bestand mit vielen dichten großen Blättern. Damit steht sie auf beiden Standorten mit guter Bodenbedeckung und hoher Bestandesdichte sehr gut und gleichmäßig da. Zudem wird sie als stressbeständig mit kräftigem Laub bezeichnet. Laut Züchterangaben soll sie eine Krautfäule-Resistenz haben. In VIE war sie lange auch nur sehr gering befallen (Note 2,0 bis zum 9. Juli) und man konnte gut sehen, dass sich der Befall nicht weiter ausbreiten konnte am Blatt. Maximale Befallsnote in GT war 1,5 am 6. Juli. Und so war der Rohertrag auch sehr hoch: 436 dt/ha in VIE und 463 dt/ha in GT. Der Ertrag und der Stärkegehalt sollen bei mittlerem Knollenansatz hoch sein. Als Marktertrag erreichte sie 146 % relativ im Mittel 2024 mit wenigen Untergrößen (0,8 %), aber etwas mehr Übergrößen (14,1 %) sowie guten Stärkegehalten (16,4 %). Etwas mehr Übergrößen könnten auftreten. Sie ist im Speisebereich als Pommessorte vorgesehen und könnte für Homefritten interessant sein, da sie auch gut schmecken soll. In den Versuchen steigt sie mit einer Note von 2,8 ein. Etwas Schorf und Zwiewuchs wurden in Bayern gesichtet. Etwas Drycore auf beiden Standorten wurden in NRW ermittelt, wobei sie besser als andere Sorten war.

Lady Jane

Foto: Dr. Claudia Hof-Kautz

Anbauempfehlungen für 2024

Im sehr frühen Segment sind altbewährte Sorten, wie Annabelle, Anuschka oder Glorietta, zu empfehlen. Von den neuern Sorten sind Lea (festkochend, tiefgelb, schnell, langoval, gute Geschmack) und Mikado (schnell, gute Ertrag, gute Sortierung) interessant. Zum Ausprobieren sind folgende ganz neue Sorten geeignet: Sunny (schnell, gute Sortierung), Filipa (schnell schalenfest, unter Folie, guter Geschmack), Jutta (guter relativer Marktertrag, guter Geschmack) oder Geraldine (mittlerer relativer Marktertrag, geringes Y-Virus).

Bei den frühen Sorten können bekannte Sorten, wie Belana, Campina, Goldmarie, Musica, Oscar, Princess, Solo, Queen Anne, Vitabella, Wega, Augusta und Gunda, empfohlen werden.

Von den neueren Sorten sind die folgenden Sorten interessant: Marion (zügig, tiefgelb, gute Marktertrag) und Vindika (früh, festkochend, gute Erträge, guter Geschmack). Ganz neu und früh-mittelfrüh könnten die Sorten Nola (f-mf, f, tiefgelb, langoval, guter Geschmack) oder Belmira (f-mf, vf, vergleichsweise knollengesund, guter Geschmack) ausprobiert werden.

Im mittelfrühen Segment sind Allians, Almonda (früher Bellanova), Belinda, Ditta, Linda, Regina, Laura und Otolia bewährt. Von den neueren Sorten könnten folgende angebaut werden: Emanuelle (Allians-Kreuzung, auf vielen Standorten gut), Simonetta (festkochend, tiefgelb, hohe Ertrag, gute Sortierung, sehr guter Geschmack, knollengesund), Sound (krautfäuleresistent, guter Ertrag), Taormina (guter Ertrag und Geschmack, krautfäulestabil), Nemo (rot-gelb buntschalig, hoher Ertrag). Recht neu sind: Thalia (festkochend, gute bis mittlere Krautfäulestabilität, Pallidaresistenz), Peter Pan (festkochend, mittlerer relativer Ertrag, gute Sortierung, recht knollengesund), Melia (mehlig, sehr hoher relativer Marktertrag, gute Sortierung), Lady Jane (mehlig, groß und kräftig, hoher relativer Marktertrag, guter Geschmack), Polly (mehlig, langoval, guter relativer Marktertrag, guter Geschmack, Trockenheitstolerant), Santera (Allianz-Kreuzung, langoval, tiefgelb, guter Geschmack), Ella (Stamm ERA 13-1422, festkochend Krautfäule mittel).

Dr. Claudia Hof-Kautz,
Landwirtschaftskammer NRW