Waldweide und Beweidung im Wasserschutzgebiet: In Canitz ergeben sich Synergie-Effekte aus Tierhaltung, Naturschutz und Landschaftspflege.
Auf dem Wassergut Canitz in Sachsen, das ökologisch und mit Flächen im Wasserschutzgebiet bewirtschaftet wird, wird mit der Waldweide ein innovativer Ansatz verfolgt, um Tierwohl, Umweltschutz und Landschaftsschutz zu vereinen. Ein Hauptziel dabei ist die Reduzierung invasiver Neophyten, wie Staudenknöterich und Springkraut. Nach langer Planungsphase mit den verschiedenen Behörden wurde ein erstes Projekt im Auenbereich des Betriebs umgesetzt. Regelmäßige Überschwemmungen hatten zur Ausbreitung unerwünschter Pflanzenarten geführt, die nun durch die siebenjährige Beweidung zurückgedrängt wurden.
Dieses Jahr startete ein neues Projekt in der Nähe der Hofstelle mit einer anderen Waldfläche. Die neue Fläche umfassen 26 ha Grünland und 2 ha Wald, auf denen seit Mitte Mai rund 37 Rinder gehalten werden. Die Tiere nutzen verschiedene Bereiche des Waldes für Schatten und zum Fressen, während sie hauptsächlich auf dem Grünland größere Futtermengen aufnehmen.
Einzelne Bäume oder Wald?
Der Betriebsleiter berichtet, dass es bei einzelnen Bäumen auf einer Weidefläche in deren Umkreis häufig zur Zerstörung der Narbe und zur Anreicherung von Nährstoffen kommt. Dagegen wird durch den zusammenhängenden Wald der Druck auf einzelne Bäume/Stellen stark reduziert. Laut Aussage des Betriebsleiters stellt die Nährstoffverteilung durch die Rinder zwischen Wald und Wiese bislang kein Problem dar. Genaue Untersuchungen dazu liegen nicht vor. Für die Bäume im Wald selbst zeigt sich kaum ein Einfluss, da der Baumbestand erhalten bleibt und junge Bäume nachwachsen können. Das Ziel der Neophyten-Bekämpfung konnte bisher gut umgesetzt werden.
Spezialfall Wasserschutzgebiet
Auf dem Wassergut Canitz wird in einem Wasserschutzgebiet beweidet, was normalerweise nicht funktioniert. In enger Abstimmung mit den Behörden wurde jedoch eine Beweidung mit 0,3 GV/ha genehmigt. Das Ziel hierbei ist nicht die Fleischproduktion, sondern die ökologische Leistung: Durch gesunde Tiere ohne hohen Medikamenteneinsatz werden durch die Beweidung und den vereinzelten Dung die Biodiversität gefördert und eine vielfältige Landschaft geschaffen. Durch die geringe Besatzdichte wird der Dung schnell umgesetzt - ohne Nachteile für die Grundwasserqualität. Diese Weidesysteme hängen stark von der Förderung ab.
Sebastian Glowacki,
Landwirtschaftskammer NRW