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Ökolandbau NRW

"Wir gehen dorthin, wo die Ware wächst"

22.12.2021

„BioTropic - Bio für eine Welt“. Das Motto ist Programm für den Großhändler aus Duisburg, der sich seit bald 25 Jahren auf tropisches Obst und Gemüse spezialisiert und ein beinahe weltweites Netz aus Regionalbüros zur Vermarktung von Bananen, Mangos, Ananas und mehr gewoben hat.

„Wir haben BioTropic 1997 gegründet, um eine Möglichkeit zu schaffen, Bananen aus der Dominikanischen Republik nach Europa zu importieren.“ So schlicht und ergreifend Andrée Mols den Start des Unternehmens auf den Punkt bringt, so überschaubar war tatsächlich auch das Angebot von BioTropic in den Anfangsjahren. Zusammen mit fünf weiteren deutschen Bio- und Naturkostgroßhändlern - lehmann natur, landlinie, Bois, Terra Naturkost Berlin und Naturkost Elkershausen, von denen heute nur noch Terra, Bois sowie einige Mitarbeiter Gesellschafter der BioTropic Gesellschaft zur Erzeugung und zum Vertrieb ökologischer Produkte mbH sind - rief der Agraringenieur mit Schwerpunkt Tropen und Subtropen das Handelsunternehmen ins Leben.

Mols, der nach dem Studium längere Zeit in genanntem Karibikstaat verbracht und sich, zurück im Ruhrgebiet, zum Marketingspezialisten hatte weiterbilden lassen, wollte über den direkten Weg mit einheimischen Personen vor Ort „mehr für Bio im eigenen Land“ tun. „Daher haben wir uns in den Anfangsjahren auch ausschließlich auf den biologischen Anbau von Bananen spezialisiert und konzentriert“, ergänzt der Geschäftsführer. Das habe so gut funktioniert, dass schon 1999 das nächste „Partnerland“ dazu kam.

Von Übersee nach ganz Europa

„Unsere nächste Baustelle war Italien. Dorthin haben wir unseren engen Mitarbeiter Volker Schmidt entsandt, der vor Ort in Zusammenarbeit mit den hiesigen Landwirten die biologische Produktion von Citrusfrüchten und Gemüse unterstützen und Bio etablieren sollte“, berichtet Andrée Mols weiter. Das Ziel waren der Handel mit sicherer Bio-Ware aus Italien und ein entsprechend, ebenfalls gesichertes großes Umsatzvolumen. Heute wird die Ware aus Italien über das „Büro Italien“ in Cesena verteilt, das Lagerung und die Logistik regelt. „Die Abnehmer hier in Deutschland waren zunächst noch immer die besagten Gesellschafter. Erst nach und nach haben wir unsere Abnehmer auch außerhalb der GmbH gefunden und den klassischen Naturkosthandel hinzugewonnen“, erläutert Mols die Absatzwege. In Cesena arbeiten mittlerweile neun Mitarbeiter.

Nach Italien kamen die Niederlande hinzu. „Die Waren aus Übersee wurden zu 100 % über den Hafen in Rotterdam importiert; der fehlende Zugriff war für uns ein Problem, die Mitbewerber aus Holland waren immer schneller als wir“, schmunzelt Mols. Also gründete die Biotropic GmbH eine Niederlassung in Bleiswijk bei Rotterdam und besetzte dieses Büro mit einem niederländischen Mitarbeiter, der seitdem die Überseeimporte koordiniert und das Biogemüse made in NL in Deutschland weitervermarktet. „Mit Ronald Vianen war und ist in Bleiswijk ein Mitarbeiter vor Ort, der menschlich wie auch fachlich super passt“, so Mols. Auch in NL ist der Mitarbeiterstamm unterdessen auf zehn gewachsen.

Schnell folgten Büros in Frankreich und Spanien, auch dort mit Menschen besetzt, die sich mit Land und Leuten bestens auskennen. Über Perpignan wurde die Vermarktung der Überseeware, die in Rotterdam angekommen war, auch in Frankreich organisiert. Umgekehrt ergab sich eher zufällig die Partnerschaft zu einem Gewächshaus-Erzeuger in Marokko, dessen Produkte über Perpignan nach Deutschland und ganz Europa gelangten. Die Kooperation mit den spanischen Biobauern wird über eine Niederlassung in Malaga geregelt. „Wir schaffen unsere Büros an den logistischen Umschlagpunkten der jeweiligen Länder. So können wir so nah wie möglich an der Ware sein und nachvollziehen, was im Ursprung passiert“, nennt Sascha Suler die Idee hinter den Neugründungen der Büros an großen Häfen oder Zentralmarktplätzen. Das gilt auch für die Ananas-, Kokos- und Mangoplantagen an der Elfenbeinküste, Bonoua und Abidjan sowie die Ingwer, Kurkuma- und Süßkartoffel-Produktion in Costa Rica, um die Liste der weltweiten Biotropic-Büros zu komplettieren.

Sascha Suler ist von Anfang an bei Biotropic am Start. Er ist Betriebsleiter in Duisburg und bereist regelmäßig die übrigen Partnerbüros weltweit. Fotos: Meike Siebel, Landwirtschaftskammer NRW

Wertschöpfung im Land stärken

Sascha Suler ist, ähnlich wie Andrée Mols, ein Mann der ersten Stunde im Unternehmen und Betriebsleiter am Hauptsitz in Duisburg. „Wir schaffen den Rahmen, innerhalb dessen eine Firma oder ein landwirtschaftliches Unternehmen wirtschaften kann“, beschreibt er das Länderbüro-Konzept. Aktuell steht eine Neugründung in Griechenland an.

Gute 80 bis 90 % Umsatz generiert Biotropic aus der Vermarktung von Obst und Gemüse an den Fachhandel und/oder Bioläden, die Banane ist auch heute noch das wichtigste Produkt, Deutschland nach wie vor der wichtigste Markt. „Wir achten dabei sehr darauf, die Wertschöpfungsketten bis zum Zeitpunkt des Exports im jeweiligen Anbauland zu belassen“, so Sascha Suler weiter. Dazu gehöre auch, dass neben einem direkten Mitarbeiter oder einer Mitarbeiterin von Biotropic ausschließlich einheimische Arbeiter angestellt sind. Zu jedem Büroteam gehört außerdem mindestens ein Agraringenieur. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort kennen das Land und die Bauern gut und wissen, wie sie leben. Sie können aber auch die standortspezifischen Anbaufaktoren beurteilen und sind Fachleute, die wissen, was geht - und was nicht.“ So gebe es zum Beispiel zwischen Volker Schmidt, seit Jahrzehnten der Mann in der Dominikanischen Republik, und Biobauern in Costa Rica, Peru und Ecuador einen regen fachlichen Austausch über Anbaumethoden von Ananas und Mangos. Teilweise bewirtschaftet BioTropic selber einige Hektar Fläche in den Ländern, auf denen die dortigen Mitarbeiter ökologische Anbauversuche betreuen, um ihr Wissen an die regionalen Erzeuger weiterzugeben.

„Am besten lässt sich das Verhältnis von Biotropic Deutschland zu den Standorten weltweit mit Verlässlichkeit und Kontinuität, Nachhaltigkeit und einer vernünftigen, ehrlichen Zusammenarbeit umschreiben“, nennt Betriebsleiter Sascha Suler einige Schlagworte. Dazu gehört auch, dass am zentralen Unternehmenssitz in Duisburg alle Organisationsfäden zusammenlaufen: Hier sind Qualitätssicherung und Buchhaltung, Marketing und EDV beheimatet. „So können sich die Leute vor Ort voll und ganz auf Anbau und Vermarktung konzentrieren. Und das ist ja die Hauptsache!“

Mit Bio-Bananen aus der Dominikanischen Republik hat alles angefangen, auch heute sind sie noch das wichtigste Produkt von Biotropic.

In Duisburg gibt es acht Reifekammern für Bananen und vier Reifekammern für Mangos. In einer weiteren Anlage werden sie nach Reifegrad und Druckempfindlichkeit sortiert.

Meike Siebel,

Landwirtschaftskammer NRW