Es gibt mittlerweile kaum einen Bereich der landwirtschaftlichen Produktion, in dem nicht auch nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus produziert wird. Auch Baumschulen und Zierpflanzenbaubetriebe stellen auf Bio um und besetzen damit eine Nische im Markt. Welchen Herausforderungen müssen sich die Betriebe stellen?
Baumschulen und Zierpflanzenbaubetriebe müssen ihre Produktion auf ökologischen Landbau umstellen, um ihre Produkte als Bioware vermarkten zu können. Vor dem Prozess der eigentlichen Umstellung sollten die Betriebe die Vermarktung der Ware in dem noch kleinen Marktsegment sicherstellen. Dabei sollte auch geklärt werden, ob der Abnehmer eine Mitgliedschaft bei einem Anbauverband erwartet oder eine Produktionsweise gemäß der EU-Ökoverordnung gefordert ist. Ebenso sollte geklärt werden, ob für die ökologische Produktion zusätzliche Arbeitszeit und andere Ressourcen einkalkuliert werden müssen. Zudem sollte eine Abschätzung der Wirtschaftlichkeit stattfinden, da es zu einem Mehraufwand bei der ökologischen Produktion kommen kann. Vor dem Umstellungsbeginn muss eine Kontrollstelle damit beauftragt werden, die ökologische Produktion auf dem eigenen Betrieb zu überwachen und zu zertifizieren.
Zügige Umstellung im Topf
Die Umstellung auf die ökologische Produktionsweise ist ein Prozess, der zwischen mehreren Jahren bei Baumschulkulturen und wenigen Tagen bei Topfkulturen dauert. Ab dem Beginn der Umstellung dürfen nur noch im ökologischen Landbau zugelassene Betriebsmittel - Pflanzenschutz, Dünger und Substrate betreffend - eingesetzt werden. Die erzeugten Produkte zum Beispiel in Baumschulen können allerdings bis zum Ende der Umstellungszeit nicht als Bioware vermarktet werden.
Am schnellsten verläuft die Umstellung von Topfkulturen. Stellflächen und Gewächshäuser müssen gründlich gereinigt werden. Für die Befüllung der Töpfe dürfen dann nur im Ökolandbau zugelassene Substrate verwendet und es muss mit ökologischen Saat- oder Pflanzgut gearbeitet werden. Die Topfpflanzen können dann schon als Bioware vermarktet werden. Länger dauert es im Baumschulbereich: Bereits bestehende Kulturen durchlaufen eine dreijährige Umstellungszeit. Ware, die in den ersten zwölf Monaten nach dem Umstellungsbeginn geerntet wird, kann nur konventionell vermarktet werden. In den folgenden zwei Jahren können die Bäume und Sträucher als Umstellungsware verkauft werden. Nach drei Jahren ist die Umstellungszeit abgeschlossen und die Erzeugnisse können als zertifizierte Bioware vermarktet werden. Einfacher ist es, konventionelle Ackerflächen zunächst zwei Jahre auf Ökolandbau umzustellen. Danach können sie mit ökologischem Saat- und Pflanzgut bestellt werden und die Erzeugung von zertifizierter Ökoware kann beginnen.
Nährstoffversorgung und Pflanzenschutz
Besonders bei der Stickstoffdüngung ist zu bedenken, dass mineralischer Stickstoff nicht verwendet werden darf und auf organische Stickstoffquellen zurückgegriffen werden muss. Hier bieten sich Produkte wie Hornspäne, Haarmehlpellets oder Schafwollpellets an. Es ist im Handel mittlerweile ein großes Angebot vorhanden. Nährstoffe wie Kalium und Magnesium können mit den handelsüblichen mineralischen Düngern abgedeckt werden, von denen die allermeisten im Ökolandbau zugelassen sind. Schwieriger wird es mit Phosphor, da nur Rohphosphat als mineralische Düngerform ausgebracht werden darf. Auch hier muss dann auf organische Quellen, wie zum Beispiel Komposte, zurückgegriffen werden, die auch von den Anbauverbänden zugelassen sind.
Die Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen stellt im ökologischen Baumschulwesen und Zierpflanzenbau eine gewisse Herausforderung dar. Die Vorgaben der ökologischen Produktionsweise setzen klare Grenzen, was den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln angeht. Der Einsatz von chemischen Mitteln ist nicht erlaubt. Stattdessen müssen die Betriebe auf den Einsatz und die Förderung von Nützlingen setzen oder aber auf im ökologischen Landbau zugelassene Pflanzenschutzmittel zurückgreifen. Diese sind zumeist biogenen Ursprungs, wie Wirkstoffe aus Bacillus thuringiensis, oder aber anorganische Stoffe, wie Schwefel oder Kupfer. Teilweise ist hier auf Unterschiede in der Zulassung nach der EU-Bioverordnung und den Vorgaben der Anbauverbände zu achten.

Schnittranunkeln im Bioanbau, Foto: Nicole Kern, LWK NRW
Die Situation am Markt
Der Absatz von Biozierpflanzen oder Baumschulprodukten hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Der Verbraucher greift vermehrt zu biologisch erzeugten Produkten, insbesondere im Bereich der essbaren Pflanzen (Topfkräuter) oder bei Obstgehölzen. Auch hier spielen die Gedanken der Nachhaltigkeit und der Verringerung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln eine Rolle. Darum ist auch der Handel verstärkt bereit, Bioware anzubieten. Hier gilt es, die Chancen für den Absatz der eigenen Produkte auszuloten. Allerdings ist der Verbraucher in den seltensten Fällen auch bereit, Mehrpreise für ökologisch erzeugte Produkte zu zahlen. Höhere Preise sind also nicht immer zu erwarten. Insofern muss genau kalkuliert werden, ob sich die ökologische Produktion betriebswirtschaftlich lohnt.

Bio-Paprika und Bio-Gurken zum Selberziehen sind die Aktions-Knaller in den Gartencentern.
Fazit
Für Baumschul- und Zierpflanzenbaubetriebe, die sich ein neues Standbein aufbauen wollen, ist die Alternative Ökolandbau eine Option, die durchaus zu prüfen ist. Wer gedanklich ohnehin schon in die Richtung tendiert, vielleicht schon biologische Schädlingsbekämpfung in seinen Betrieb anwendet, gerne etwas Neues ausprobiert und sich von Rückschlägen nicht so leicht entmutigen lässt, hat gute Voraussetzungen, auch erfolgreich im Ökosegment zu sein. Trotz allem sollten Absatzwege und Produktionsverfahren genau durchdacht und kalkuliert werden, damit am Ende nicht ein wirtschaftlicher Misserfolg steht.
Martin Schochow,
Landwirtschaftskammer Niedersachsen