Wieder mehr Bio in den Regalen
Nachdem sich der Bio-Markt im Jahr 2023 bereits langsam erholt hatte, setzt sich diese Entwicklung auch im Jahr 2024 weiter fort.
Trotz leicht steigender Umsätze in der Biobranche ist eine gesunkene Anzahl an Handelsunternehmen zu verzeichnen, was auf den stetig sinkenden Marktanteil des Biofachhandels gegenüber dem Lebensmitteleinzelhandel (LEH) und Discountern zurückgeführt werden kann. Dennoch verzeichneten Hofläden, Bio-supermärkte und der Biofachhandel im ersten Quartal dieses Jahres eine Umsatzsteigerung.
Das wachsende Angebot an Bio-Produkten im LEH und Discountern erweitert die Gruppe der Biokonsumenten, was zu einer steigenden Nachfrage führt. Vor allem die Umsätze durch Kunden, die nur gelegentlich oder ausgewählte Bioprodukte kaufen, sind deutlich gestiegen und machen einen Marktanteil von über 50 % aus. Die sinkende Inflationsrate begünstigt trotz gestiegener Lebensmittelpreise eine Mengen- und Umsatzsteigerung von Biofrischeprodukten. Die Gründe hierfür sind gestiegene Löhne auf Konsumentenseite und die gesunkene Preisspanne zwischen ökologisch und konventionell erzeugten Produkten.
Insgesamt liegt der Umsatzanteil der Bioprodukte im Handel bei knapp unter 8 %. Studien zufolge wird der Biomarkt in den nächsten Jahren auch weiterhin wachsen. Hier werden vor allem Discounter und Supermärkte profitieren.
Positive Entwicklung bei tierhaltenden Biobetrieben
Eine positive Entwicklung gab es in diesem Jahr bei den Biogeflügelhaltern. Die hohe Nachfrage nach Bio-Eiern führt zu einem hohen Preisniveau. Zudem erhöhten sinkende Erzeugerpreise die Wertschöpfung vor allem durch einen Rückgang der Kosten für Energie und Futtermittel. Als Reaktion darauf steigerten viele Biobetriebe ihre Produktion und schöpften nach der schlechten Marktlage der letzten beiden Jahre ihre Kapazitäten wieder aus.
Auch Rind- und Schweinefleisch ist bei begrenztem Angebot gefragt. Die Handelsketten erweitern ihr Biosortiment. Vor allem Schweinefleisch in Verbandsqualität ist aktuell stark gefragt. Anstelle einer Anpassung der Preise an das knappe Angebot sind häufig leere Regale im Handel die Folge.
Der Strukturwandel auch bei Biobetrieben im Zuge des Generationswechsels trifft auf ein aktuell geringes Umstellungsinteresse, wodurch die Anzahl an produzierenden Biobetrieben sinkt. Vor allem hohe Baukosten, der Fachkräftemangel und die Einschränkungen bei der Förderung zum Umbau der Tierhaltung führen zu dieser verhaltenen Bereitschaft zur Umstellung auf ökologische Landwirtschaft. Das in diesem Jahr gestartete Förderprogramm wird voraussichtlich das Umstellungsinteresse durch die finanzielle Unterstützung bei Baumaßnahmen steigern.
Angespannte Lage im Acker- und Gemüsebau
Die schwierigen Witterungsverhältnisse in den letzten zwei Jahren führten zu einem verringerten Anbauumfang und einer verringerten Qualität bei Biobrotgetreide. Das dadurch entstehende Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage bei Qualitäts- und Futtergetreide sorgte für eine ausgeprägte Preisdifferenz. Das im Verhältnis zu 2023 verringerte Angebot an Futtergetreide sorgte vor allem in der zweiten Jahreshälfte 2024 für etwas höhere und stabile Preise.
Der Gemüsebau war in diesem Jahr besonders von der feuchten und kalten Witterung im Frühjahr betroffen. Späte Aussaat, hoher Krankheits- und Unkrautdruck sowie erschwerte Erntemaßnahmen führten neben dem bekannten Saisonkräftemangel zu verringerter Wirtschaftlichkeit und Zufriedenheit bei den Betrieben.
Ausblick: Stabilere Wertschöpfung
Der Kunde verlangt nach Regionalität und Tierwohl und ist wieder bereit, dafür einen höheren Preis zu zahlen. Daher ist für 2025 eine moderat steigende Nachfrage bei zunehmendem Angebot und stabiler Wertschöpfung bei tierischen Produkten zu erwarten.
Beim Gemüse fällt der Blick auf 2025 meist nicht begeisternd aus. Die gestiegenen Kosten bei vielen Betriebsmitteln werden begleitet durch sehr viel höhere Aufwendungen zur Ertragssicherung. Die gleichzeitig geringen Preissteigerungen, die sich bei einer sich sehr langsam bessernden Nachfrage erzielen lassen, sind regelmäßig nicht ausreichend, um eine wirtschaftliche Tragfähigkeit erreichen zu können. Diese Situation betrifft vor allem die kleineren Betriebe, die sich in immer stärkerer Preiskonkurrenz zum konventionellen Handel befinden.
Sarina Hertel, Landwirtschaftskammer NRW

Foto: Meike Siebel, Landwirtschaftskammer NRW