
Der Biogemüsebaubetrieb der Familie Tönneßen in Bornheim-Roisdorf war Ziel eines Seminars der Uni Köln im Rahmen der BioWochen NRW.

Studierende vom zweiten bis zum neunten Semester waren nach Roisdorf gekommen. Fotos: Meike Siebel, Landwirtschaftskammer NRW
BioWochen NRW einmal anders: Am Donnerstag hat sich eine kleine Gruppe Lehramts-Studierender von der Uni Köln raus aufs Land begeben, genauer nach Bornheim-Roisdorf. Dort liegt der Biolandhof Tönneßen, der an diesem Vormittag Open-Air-Hörsaal für elf Studentinnen und einen Studenten war. Die möchten künftig im Biologieunterricht in der Sekundarstufe I ihren Schülerinnen und Schülern den Ökolandbau nahebringen - und wurden vor Ort erst einmal selbst geschult.

Hubert Koll, Stadt & Land NRW e.V., lud die Studierenden dazu ein, zum Thema „außerschulischer Lernort Bauernhof" exemplarisch eine Exkursion zu erleben und für eine Schülergruppe selber zu planen.

Milou Tönneßen präsentierte als Betriebsleiterin den Hof und gab als ausgebildete Bauernhofpädagogin ihr didaktisches Wissen an die zukünftigen Lehrkräfte weiter.
„Ökologischer Landbau im Fokus - Exkursion für Studierende: Lernt die Grundlagen der ökologischen Wirtschaftsweise kennen und erfahrt, wie Nachhaltigkeit, Naturschutz, Produktqualität und Vermarktungswege auf einem modernen Biobetrieb zusammenhängen“ - so der Wortlaut des Terminhinweises, den die Bildungsorganisation Stadt & Land NRW e.V. auf der Eventseite der BioWochen NRW platziert und damit gezielt zwölf Studierenden der Uni Köln, Lehramt Biologie Sek I, angesprochen hatte. Geschäftsführer Hubert Koll war nach Roisdorf gekommen, um die Gruppe zu begrüßen und ins Thema „außerschulischer Lernort Bauernhof" einzuführen. „Sie sollen heute exemplarisch eine Exkursion erleben und dann für eine Schülergruppe selber eine solche planen“, nannte Koll das Ziel des Seminartages.
Die Landwirtschaft stehe in allen Lehrplänen als fester Bestandteil. Was aber alles organisiert werden muss, um mit einer Schulklasse einen Hof live und in Farbe zu erleben, wie man zum Beispiel passende Betriebe sucht und findet, das werde den Lehrerinnen und Lehrern häufig nicht vermittelt. „Hierzu laden wir Sie heute ein“, versprach Hubert Koll.

In der Halle erklärte Milou Tönneßen Lagerung und Kommissionierung des Biogemüses, die Grundlagen der Vermarktung sowie die Tücken der Preisfindung mit dem LEH - komplettes Neuland für die Studierenden.
Impulse von beiden Seiten
Hubert Koll gab - unterstützt von Betriebsleiterin und Bauernhofpädagogin Milou Tönneßen - einen ersten Überblick über die Vorgehensweise bei der Planung einer außerschulischen Lehrveranstaltung. „Die Vorbereitung ist enorm wichtig: Was mache ich mit meiner Klasse? Was ist auf welchen Höfen in der Umgebung möglich? Haben Sie einen Betrieb gefunden, ist es ratsam, vorher einmal hinzufahren und alles abzuchecken. Landwirte sind meistens sehr dankbar für ein paar Impulse“, meinte der Experte und nannte beispielhaft solch profanen, aber nicht unwesentlichen Punkte wie für alle Kinder ausreichend verfügbare Schüppen oder Besen oder eine Ausweichmöglichkeit bei Regenwetter. Außerdem solle man sich überlegen, was die Kinder wohl interessieren könnte. „Letzten Endes müssen Sie noch planen, wie Sie die Exkursion in den Unterricht einbinden möchten“, empfahl Koll.
Rein in die Tomaten
In dem eigentlichen und eher praktisch geprägten Teil des Seminars führte Milou Tönneßen die jungen Lehramtsanwärterinnen und -anwärter durch den Biolandbetrieb und in die Gewächshäuser. Vor 18 Jahren haben sie und ihr Mann Bernd den landwirtschaftlichen Betrieb auf ökologischen Landbau mit Schwerpunkt Gemüse und Sonderkulturen umgestellt. Gut 8 ha bewirtschaftet das Betriebsleiterehepaar gemeinsam mit sechs weiteren Festangestellten und zwei Saisonarbeitskräften, angebaut werden unter anderem Salate, Tomaten, Paprika, Auberginen, Melonen und Erdbeeren, ein Großteil im geschützten Anbau unter Folie oder im Glashaus.
Dahin nahm Milou Tönneßen die Gruppe mit - wem es draußen bei knapp 30°C schon um 11 Uhr mittags noch nicht warm genug gewesen war, der geriet spätestens zwischen den Tomatenstauden ordentlich ins Schwitzen. „Unsere Kulturen wachsen samt und sonders in der Erde, im Boden. Das ist im konventionellen Garten- und Landbau anders, hier gedeihen Tomaten und Paprika zumeist in Nährlösungen“, nannte die gelernte Gärtnerin einen wesentlichen Unterschied zwischen konventioneller und Biolandwirtschaft, um daraufhin die Gruppe nach ihren Vorstellungen von den weiteren wesentlichen Merkmalen der Landwirtschaft im Allgemeinen und der ökologischen Wirtschaftsweise im speziellen zu fragen. „Habt ihr eine Idee von Wasser und Boden? Kennt ihr Düngemaßnahmen und Pflanzenschutz? Wisst ihr etwas über die Idee hinter den ökologischen Anbauverbänden? Welche Vermarktungsstrukturen gibt es?“ Anspruchsvolle Themen für einen hochsommerlichen Vormittag.
Selbst anpacken beim Tomatenköpfen........



Die Lehrkräfte lehren
Im Verlauf des Seminars wurde denn auch immer wieder deutlich, wie wenige Berührungspunkte die angehenden Biolehrerinnen und -lehrer mit der Biolandwirtschaft haben, weder in ihrem privaten Umfeld noch im beruflichen. Und bei der praktischen Arbeit an den Tomatensträuchern - die Studierenden durften selbst Hand anlegen und die Spitzen der Pflanzen köpfen - bekamen sie eine Ahnung davon, mit wie viel Arbeit der Biogemüsebau verbunden ist. Daher zeigte sich Milou Tönneßen umso engagierter, das Interesse der Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer am Biolandbau zu wecken und ihr Wissen weiterzugeben. „Sie als Lehrer können dann wiederum die nächsten Schülergenerationen vom Thema Landwirtschaft und Ernährung begeistern - und sind jederzeit mit ihren Schulklassen auf unserem Betrieb willkommen.“
Bis einschließlich zum 12. September bietet Stadt & Land NRW e.V. noch sechs weitere Fortbildungsveranstaltungen zum Ökolandbau auf Betrieben an, alle zu finden auf der Seite biowochen-nrw.de in der Eventliste.

Im Gewächshaus für Salate und Kohlrabi kamen die Produktionsfaktoren Wasser und Boden zur Sprache.
Meike Siebel,
Landwirtschaftskammer NRW