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Ökolandbau NRW

Innovative Ansätze im Ackerbau

27.03.2025

Foto: Leonie Milz, Landwirtschaftskammer NRW

Bei bestem Wetter trafen sich die nordrhein-westfälischen Teilnehmer der „Demonstrationsbetriebe Integrierter Pflanzenbau“ auf dem Betrieb von Volker Scheidtweiler in Mechernich-Wachendorf zum Erfahrungsaustausch. 

Die Demonstrationsbetriebe sind eine Gruppe von insgesamt zehn landwirtschaftlichen Betrieben mit unterschiedlichen Betriebsschwerpunkten, die über ganz NRW verteilt liegen. Im Jahr 2023 wurden sie ausgewählt, um zukunftsweisende pflanzenbauliche Strategien großflächig zu erproben und ihren Berufskollegen zu demonstrieren. Sie sind Teil eines größeren Netzwerks von insgesamt 80 Betrieben in sieben Bundesländern, die die Verfahren mit Unterstützung der jeweiligen Regionalpartner über mehrere Jahre großflächig in die Praxis bringen sollen.

Der Ackerbau passt sich kontinuierlich an sich ändernde Rahmenbedingungen an. Die Ackerbaustrategie 2035 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) beschreibt, wie der Ackerbau in Deutschland in der Zukunft aussehen soll. In Anlehnung daran setzen die Demonstrationsbetriebe pflanzenbauliche Maßnahmen mit fachlicher Betreuung durch die Landwirtschaftskammer NRW und wissenschaftlicher Begleitung des Julius Kühn-Instituts um. Gefördert wird das Projekt durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).

Ackerbau zwischen Eifel und Börde

Da sich die betrieblichen Voraussetzungen der Teilnehmer vom Münsterland bis in die Voreifel sehr stark unterscheiden, treffen sie sich halbjährlich für einen Erfahrungsaustausch auf einem der Mitgliedsbetriebe. Dieses Maöl ging es in den Kreis Euskrichen zu Volker Scheidtweiler. Der Landwirt bewirtschaftet etwa 220 ha Ackerfläche zwischen Wachendorf und Zülpich. Die heterogenen Standorte erfordern eine differenzierte Bewirtschaftung: lehmige, stark wechselnde Böden mit Steinen in kupiertem Gelände in der Eifel einerseits, bessere, gleichmäßige Böden in flachem Gelände in der von geringen Jahresniederschlägen geprägten Zülpicher Börde andererseits. Als Volker Scheidtweiler Mitte der 1990er-Jahre in den Betrieb seines Vaters einstieg, begann er, die Flächen überwiegend in Mulchsaat zu bewirtschaften. Wie in der Region üblich, werden hier Winterweizen, -gerste und -raps, Zuckerrüben, Sommerfuttererbsen sowie Zwischenfrüchte angebaut - hinzu kommt Winterdinkel. Gelegentlich ergänzen auch Silomais und Sommergerste die Fruchtfolge.

Weniger chemischer Pflanzenschutz

Die Notwendigkeit einer differenzierten Bewirtschaftung zeigt sich auch bei der Umsetzung der Projektmaßnahmen. Im zweiten Jahr erprobt der Betrieb Scheidtweiler auf einer Fläche von etwa 10 ha das Hacke-Band-Verfahren im Raps als Alternative zu einer flächigen Herbizidanwendung. In der ersten Saison 2023/24 wurde auf einem leichten, schluffigen Standort in Zülpich ein überdurchschnittlicher Ertrag von 45 dt/ha erzielt. Aktuell wird das Verfahren hingegen auf zwei lehmigen, teilweise kupierten Flächen bei Mechernich getestet. Die für das Hacken und die Bandspritzung erforderliche Einzelkornsaat wurde, wie auch bei den Zuckerrüben üblich, 12-reihig mit einem Reihenabstand von 45 cm von einem Lohnunternehmer durchgeführt – ebenso das Hacken und die Bandspritzung.

Während einige trockene und sonnige Tage im Oktober 2023 ideal für das Verfahren in Zülpich waren, reichten im Oktober 2024 auf den lehmigen Standorten die wenigen trockenen Tage nicht aus, um gute Bedingungen für einen Hackdurchgang zu erreichen. Dies führte zu tiefen Fahrspuren und dem Herausholen grober Kluten statt der gewünschten feinen Krümel. Da witterungsbedingt noch auf einen besseren Hacktermin gewartet werden musste, war der Raps teilweise schon zu weit entwickelt, sodass die Pflanzenreihen an einigen Stellen in Mitleidenschaft gezogen wurden. Dies ist nur eine von vielen Projektmaßnahmen, die verdeutlichen, dass bei dem Ziel, neue Verfahren einzuführen – auch und gerade auf politischer Ebene – auf die regionalen Gegebenheiten Rücksicht genommen werden muss.

Sinnvoll fördern

Die Notwendigkeit für Einzelfallbetrachtungen wurde auch im Themenblock Biodiversität diskutiert. Peter Gräßler, Referent für Biodiversität bei der Landwirtschaftskammer NRW, legte die Unterstützungsmöglichkeiten seitens der regionalen Biodiversitätsberatung und die Notwendigkeit einer Zieldefinition bei der Maßnahmenumsetzung dar. Die Demonstrationsbetriebe nutzen diese Beratungsmöglichkeit und setzen individuell Maßnahmen aus den Öko-Regelungen, Agrarumweltmaßnahmen sowie Vertragsnaturschutz um. Einigkeit bestand darüber, dass Naturschutz und Landwirtschaft an einem Tisch sitzen und Kompromisse finden müssen, um den Zielen beider Seiten gerecht zu werden. Es bestehe zum Beispiel seitens der Landwirtschaft die Bereitschaft und ein Interesse daran, Brutvögel in der Feldflur und auf der Hofstelle zu schützen. So seien bereits Rohrweihen und Feldlerchen auf den Flächen zu sehen gewesen. Gleichzeitig dürfe dies nicht dazu führen, dass langfristig ein Schutzstatus ausgelöst und ein wirtschaftlicher Ackerbau oder Baumaßnahmen auf der betroffenen Fläche verhindert würden. Letztlich müsse mit Augenmaß und im Einzelfall entschieden werden.

Mit richtiger Technik ans Ziel

Die richtige Wahl bei der Pflanzenschutz-Applikationstechnik kann Umwelt und Anwender schützen. Sie ist gleichzeitig notwendig, um Anwendungsbestimmungen von Pflanzenschutzmitteln zu erfüllen. Harald Kramer von der Landwirtschaftskammer NRW veranschaulichte anhand verschiedener Einstellungen der Pflanzenschutzspritze – Düsenwahl, Druck, Fahrgeschwindigkeit und Gestängehöhe –, wie sich diese auf das Tropfenspektrum und die Verteilung auf der Zielfläche auswirken.

Zur Beurteilung der Einstellungen könne wassersensitives Papier hilfreich sein. Heute sei es noch wichtiger als je zuvor, den Wirkungsgrad der eingesetzten Mittel zu optimieren, da immer weniger hochwirksame Stoffe zur Verfügung stünden. Zum Beispiel könne eine einfache Flachstrahldüse beim Einsatz eines Bodenherbizids auf klutigen Böden zu Spritzschatten und damit verringerten Wirkungsgraden bei der Ackerfuchsschwanzbekämpfung führen. Für solche Fälle sei eine Doppelflachstrahldüse angeraten. Auch moderne Technologie kann helfen, die Wirkungsgrade zu verbessern. So helfen etwa Ultraschallsensoren dabei, das Gestänge permanent im richtigen Abstand zur Zielfläche zu halten. Dies wiederum optimiert den Spritzfilm.

Thema war außerdem das Spot- und Patch-Spraying nach Applikationskarte, das einige Demonstrationsbetriebe im Projekt erproben. Das Patch-Spraying, die Behandlung von Unkrautnestern mit Teilbreiten, bietet sich aktuell insbesondere zur Distel- und Ampferbekämpfung im Grünland sowie zur Distelbekämpfung in Zuckerrüben an.

Dies sei als Einstiegsvariante auch mit vielen älteren Pflanzenschutzspritzen umzusetzen, solange der Betrieb über einen modernen Traktor mit aktuellem Terminal und Software verfügt. Nur diese können die riesigen Datenmengen aus Applikationskarten auch präzise verarbeiten. Für das richtige Spot-Spraying bräuchte es darüber hinaus eine Einzeldüsenschaltung und spezielle Spot-Düsen, was mit weiteren Kosten verbunden ist. Auch hier werden sich die Demonstrationsbetriebe in den nächsten Jahren weiter rantasten.


Angela Sievernich, Landwirtschaftskammer NRW