„Mehr Menschen für Bio begeistern!“ - Diesen Anspruch hatten wohl alle - Partnerbetriebe, Aktionäre und Kunden -, die sich am 11. Januar auf Einladung der Regionalwert Rheinland AG in Shellson‘s Kochmanufaktur in der Bonner Altstadt zu einem Neujahrsempfang getroffen haben.
Dorle und Stefan Groth konnten an diesem Samstagnachmittag gut 55 Gäste - hauptsächlich Aktionäre, der fast vollständige Arbeitskreis Bio in Bonn und ein paar Gastronomen - in der hippen Location, die ehemals eine Druckerei mitten in der Bonner Altstadt gewesen und mithilfe finanzieller Unterstützung aus der Regionalwert AG zu einer Begegnungsstätte für Genießer mit Kochstudio geworden ist, begrüßen. Die beiden Ansprechpartner für das Rheinland hatten dazu eingeladen, in einem recht feierlichen Rahmen - bei guten Getränken, Bio-Häppchen und Livemusik - mit den Partnerbetrieben, Aktionärinnen und Aktionären sowie den Kundinnen und Kunden ins Gespräch über Möglichkeiten und Strategien darüber zu kommen, wie sich gemeinsam eine Ernährung fördern lässt, die auf kurzen Wegen zu den Verbrauchern kommt, gesund und sicher ist und regenerativ Artenvielfalt und Klima schützt.
„Wir werden im Laufe des Nachmittags einige Betriebe und ihre tollen Kooperationen vorstellen. Ob Wein-Kunst-Abende, Gemüsevorverarbeitungs-Projekte, gemeinsame Lernprozesse im SoLaWi-Netzwerk, regionale Lieferkooperationen - es ist beeindruckend, was alles möglich ist!“, stimmte Dorle Groth auf den Nachmittag ein. „In den schönen Räumen unseres Partnerbetriebes, der Shellson‘s Kochmanufaktur, wird es neben dem Kulinarischen sicher viel Austausch geben“, versprach sie.
Co-Gastgeber Keven Mutschall, der Shellson‘s Kochmanufaktur als eine biologisch-dynamische Kochschule vorstellte, freute sich ebenfalls über so viel Zuspruch durch die große Gästezahl. „Wir möchten mit unseren Kochkursen und Tastings den Spaß am Kochen in die Welt tragen und darüber immer mehr Menschen für Bioprodukte begeistern! Ich sehe viel grüne Zukunft“, begrüßte er die Anwesenden zuversichtlich.
Von den insgesamt 45 Partnerbetrieben der Regionalwert AG Rheinland waren neun in der Bonner Altstadt mit ihren Produkten und Ideen vertreten.

Dorle und Stefan Grothe heißen die Gäste mit einem Glas Winzersekt von "Kay Weine" willkkommen.

Keven Mutschall stellte hochmotiviert und gut gelaunt seine biologisch-dynamische Kochschule vor.
Kay Weine – „PiWis“ vermarkten
Katrin Sensenschmidt stellte ihre Arbeit als Bioland-Winzerin und das Weinsortiment von „Kay Weine“ vor. Sensenschmidt und ihr Mann Kay Thiel haben 2015 mit dem Weinbau begonnen und bezeichnen sich selbst als „alte Winzer mit jungem Betrieb“. In den letzten Jahren haben sie mit viel Hilfe alte, verbuschte, stillgelegte Weinhänge zuerst in Königswinter-Oberdollendorf, dann auch Lagen weiter südlich am Mittelrhein wieder urbar gemacht und in Nutzung genommen. Ein gemeinsames Projekt mit der Regionalwert AG Rheinland war die Instandsetzung des Gertrudenberges in Dattenberg bei Linz. „Wir bauen PiWi-Sorten an, die vor allem im Ökoweinbau wichtig sind. Das sind Sorten, die zum Beispiel gegen Echten und Falschen Mehltau und damit die gefährlichsten Pilze im Weinbau resistent sind. Dadurch können wir den Einsatz von Kupfer und Schwefel als Pflanzenschutzmittel deutlich reduzieren!“, erläuterte Katrin Sensenschmidt. Problematisch sei die Vermarktung dieser Sorten. „Deren Sortennamen sind den Kunden nicht geläufig, daher gibt es da noch eine spürbare Kaufzurückhaltung.“

Obsthof Rönn - 38 Apfelsorten
Von einem zögerlichen Zugreifen der Kunden nach Sorten, die nicht so bekannt sind, können Michael und Monika Rönn vom Betrieb Bio-Obsthof Rönn in Meckenheim ebenfalls ein Liedchen singen. Der Betrieb wurde 2016 auf Bio umgestellt. Seitdem hat Michael Rönn viele neue Sorten ausprobiert, die sich unter anderem als deutlich frostresistenter gezeigt haben, zum Beispiel Freya und Soprano. „Außerdem sind neue Sorten oft lagerfähiger als die Klassiker, wie Boskoop, Elstar oder Cox“, wusste Monika Rönn zu berichten. Dennoch sei der LEH nicht daran interessiert. „Sortenvielfalt ist schwierig zu vermarkten, da die Ware mit Äpfeln aus anderen Regionen der Welt einfach austauschbar sein muss“, wissen die beiden. Daher möchten sie ihr regional erzeugtes Obst auch möglichst regional, möglichst direkt vermarkten - „und das, ohne in die schon bestehenden Strukturen beim Naturkostfachhandel hineinzugrätschen und die Lieferbeziehungen der Kollegen kaputtzumachen“, ist der hohe moralische Anspruch von Familie Rönn.
Eine Möglichkeit biete die Kooperation mit anderen Mitgliedern der Regionalwert AG, wie in diesem Falle der SoLaWi „Katringer Grünzeug“ in Unkel. „Die von den Aktionären unterstützten Unternehmen, Erzeuger wie auch Verarbeiter, sollten sich gegenseitig bei der Vermarktung entgegenkommen und helfen“, war der Wunsch und die Absicht von Michael und Monika Rönn. Den Segen der Regionalwert AG haben sie auf jeden Fall!

Katringer Grünzeug eG - SoLaWi mit Vernetzungsideen
Die Solidarische Landwirtschaft mit dem wohlklingenden Namen liegt in den Wiesen und Plantagen bei Unkel, Ortsteil Erpel, direkt am Rhein. Holger Schubert stellte den Betrieb vor und betonte ebenfalls, wie wichtig eine gegenseitige Vermarktung der Produkte sei, die allen nütze. „Wir verkaufen gerne auch die Produkte anderer Regionalwert AG-Betriebe“, ermunterte er die seine Kolleginnen und Kollegen zur Kontaktaufnahme. Schwerpunkt sei die Vermarktung von frischem, regional erzeugtem Gemüse: „In Erpel bauen wir an, das frische Gemüse wird zur Abholstation gebracht, und die SoLaWi-Mitglieder holen ihren Anteil in der Station ab“, erläuterte Schubert. Die verschiedenen Standorte der Stationen sind alle im auf der Webseite der SoLaWi zu finden.

Es waren hauptsächlich Aktionärinnen und Aktionäre in Shellson's Loft ghekommen - einige Gäste werden es erst noch.


Biobetriebe Solbach und Bioland Hüsgen - Kombi von Fleisch und Biokiste
Auf dem Nebenerwerbsbetrieb von Gerd und Susanne Solbach in Olpe werden Rinder und Mastgeflügel gehalten, das Geflügel in einer mobilen Geflügelschlachtung geschlachtet und alles direkt vermarktet. Rita Lemmen-Hüsgen, die wiederum einen Biolandhof in Eitorf betreibt und seit nunmehr 25 Jahren ihre Produkte über die Hofkiste vermarktet, brachte Familie Solbach zur Regionalwert AG Rheinland. (Und wer sich jetzt wundert, dass Olpe ja wohl im Sauer- und nicht im Rheinland liegt, hat zwar Recht. Aber: Anstatt die Anzahl der Regionalwert AGs zu erhöhen, haben die bestehenden AGs in NRW ihre Grenzen ausgeweitet. Und so gehören zur Regionalwert AG Rheinland nun auch noch das südliche Westfalen und Ostwestfalen-Lippe. Anm.d.Red.)
Seitdem kooperieren die beiden Betriebe recht erfolgreich miteinander. „Die Kunden beschäftigen sich wieder mehr mit den Landwirten und dem Handwerk, wie einem Metzger, wenn sie direkt bei den Erzeugern einkaufen“, sieht Gerd Solbach als einen großen Zugewinn durch die Direktvermarktung und die Zusammenarbeit mit Hüsgens Hofkiste.

Regionalität am Niederrhein - Bio Rhein Maas
Mit Jan-Paul van Leendert war ein „alter Hase“ im Biolandbau nach Bonn gekommen. Sein Vater hat als Pionier in den 1980er-Jahren einen Naturkosthandel gegründet, Jan-Paul führt diesen als Bio Rhein Maas weiter. „Wir vermarkten regionale Produkte an regionale Kunden, wie den regionalen Biofachhandel, Bioläden und Hofläden. Den LEH beliefern wir nicht!“, betonte van Leendert sein Geschäftsmodell, das ein Gegenentwurf zu großen Transporten mit weiten Wegen sein soll. Dazu hat er sich sehr gut vernetzt am Niederrhein und ist zum Beispiel Mitglied bei der Bioregion Niederrein oder in der gleichlautenden Öko-Modellregion. „Unser Ziel für 2025 ist es, dass wir gemeinsam mit den Partnern wieder intensiver das Besondere der kleinen Betriebe herausstellen. Was machen die besser als die ganz Großen? Das müssen wir den Leuten deutlich zeigen“, so Jan-Paul van Leenderts Wunsch.

Vollmobile Schlachtung - Bioregionale Metzgerei
Thomas Klein stellte als Inhaber HOOF - die mobile Regionalwert Metzgerei GmbH, vor. „Wir bieten ab Ende Februar 2025 eine vollmobile Schlachtung für Biohöfe an. Das bedeutet, dass die Tiere „aus dem Nichts“ geschlachtet werden, was äußerst stressfrei, schonend und daher tierschutzkonform ist“, erklärte der Metzgermeister. „Und die daraus resultierende hohe Qualität schmeckt man.“ In Bornheim kann Thomas Klein in einem Demeter-zertifizierten Zerlegebetrieb die geschlachteten Tiere verarbeiten und abpacken. „Die Betriebe bekommen sie verkaufsfertig zurück.“
Die Direktvermarktung sei ein erfolgversprechender Vermarktungsweg. „Nun müssen wir aber noch mehr in die Außer-Haus-Verpflegung, wie an Schulmensen oder Unternehmenskantinen, herantreten und unser Biofleisch dort absetzen. Und das ist schwierig“, weiß Klein um die viele Überzeugungsarbeit, die er und seine Betriebe künftig noch leisten müssen.

Meike Siebel,
Landwirtschaftskammer NRW