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Mit der Bio-Hennenhaltung beginnen?

28.05.2025

Am 14. Mai kam auf dem Hof Alpermühle im Oberbergischen Land eine Gruppe aus Landwirten, Hühnerhaltern, Vermarktern und an der Bioumstellung interessierten Bauern zusammen, um alles über die ökologische Legehennenhaltung zu erfahren. 

Die Intention des Exkursionstermins: Interessierte Betriebe zu einer Umstellung auf die ökologische Legehennenhaltung zu bewegen.  Eingeladen hatte Axel Hilckmann vom Ökoteam der Landwirtschaftskammer NRW; den geeigneten Rahmen für diesen Umstellertag bot der Hof Alpermühle in Nümbrecht,  ein Biobetrieb geführt von von Mechthild und Andreas Klose. 

Viel Automatisierung

Andreas Klose, ein Pionier der Biolegehennenhaltung und Eiervermarktung, führte durch die großzügige Packstelle und berichtete dabei von den Anfängen der Vermarktung. So entstand aus einem ehemaligen Hühnerstall eine Reithalle, die 1990 zu einer Packstelle umgebaut wurde. Heute präsentiert sich eine schöne und modern eingerichtete Packstelle. Pro Woche werden etwa 450 000 Eier sortiert und verarbeitet, die aus neun verschiedenen Ställen kommen. Dem Betriebsleiter ist die Gesundheit der Mitarbeiter sehr wichtig. So ist vieles automatisiert. Nichts wird mehr gehoben oder getragen.

Transporter Hof Alpermühle

Besonders überzeugend war die ausgeklügelte Technik, wie die 2019 angeschaffte Eiersortieranlage Moba 2500 mit einer Kapazität von 30 000 Eiern in der Stunde und acht automatischen Verpackungsbahnen. „Außerdem sind unsere Touren detailliert geplant, angefangen bei der Eierabholung beim Landwirt bis zur Auslieferung bei den Kunden“, so Andreas Klose. „In jedem Fahrzeug befindet sich ein Tracker, der jederzeit genau den Standort der Fahrzeuge mitteilt.“ 

Es fehlen Eier

Der Bedarf an Bio-Eiern in dem bevölkerungsreichsten Bundesland NRW ist groß. Um den zu decken, fehlt es an Eiern. Ein Grund ist der gestiegene Verzehr von etwa zehn Eiern mehr im Jahr 2024 als im Vorjahr. Weitere Gründe sind der Wegfall der Kleingruppenhaltung und ein geringeres Angebot von Eiern aus den Niederlanden. 

Die passenden Zahlen ergänzte Geflügelfachberater Axel Hilckmann. „Der Verbrauch pro Kopf liegt bei 249 Eiern pro Einwohner. 14 % aller konsumierten Eier sind mittlerweile Bio-Eier. NRW hat nur einen Selbstversorgungsgrad von Eiern unter 30 %. Gründe für den gestiegenen Verbrauch sind die hohe biologische Wertigkeit des Lebensmittels Ei, der Wunsch einer gesunden Ernährung und der Trend zu neuen eiweißreichen Produkten. Viele Menschen, die ganz oder teilweise auf Fleisch oder Wurst verzichten, essen stattdessen gerne Eier“, fasste der Berater die wichtigsten Trends zusammen.

Rentabilität der Bio-Eiererzeugung

„Zu den wichtigsten Einflussgrößen auf die Wirtschaftlichkeit der Bio-Eiererzeugung gehören - neben einer durchgehenden Legeleistung von mindestens 80 % bei einer heute üblichen längeren Haltungsperiode von etwa 15 Monaten - der Eierpreis und die eingesetzten Arbeitsstunden“, sprach Hilckmann eine rentable Produktion an. Er stellte die verschiedenen Vermarktungswege heraus und ging dabei besonders auf die Vorteile einer Vermarktung über eine Packstelle ein. Hierzu gehören:

  • garantierte Abnahme der Eier
  • Einstieg in den Betriebszeig Legehennen für vermarktungsferne Betriebe
  • mehrjährige Abnahmeverträge von der Packstelle über die Eier
  • Haltung von nur einer Haltungsgruppe
  • Rein/Raus-Verfahren
  • Stellung von Verpackung, Transport und Abholung durch die Packstelle
  • Sondervermarktungsmöglichkeiten für eigene Eier ab Hof
  • wirtschaftliche Synergien für reine Bio-Ackerbau- oder Gemüsebetriebe durch den wertvollen Hühnermist und/oder PV-Anlagen auf dem Dach oder im Hühnerauslauf.

Genau dieser Betriebszweig der Eiererzeugung für eine Packstelle bietet umstellungsinteressierten Landwirten in NRW eine gute Möglichkeit, ihren Betrieb weiterzuentwickeln und ein positives Betriebsergebnis zu erwirtschaften. Hilckmann betonte jedoch, dass die Erzeugung von Eiern für eine Packstelle mit mindestens 3 000 Legehennen beginnt, besser noch mit einem Stall mit zwei Mal 3 000 Biolegehennen. 

Ein Beispiel mit 6 000 Biolegehennen

Da in der ökologischen Tierhaltung die landwirtschaftliche Fläche für den Mist und die Futtererzeugung zur Verfügung stehen muss, benötigt der 6 000-Legehennenbetrieb eine Fläche von etwa 43 ha nach Verbandsrichtlinien. Die eigene Futtergrundlage soll ebenfalls nach Verbandsrichtlinien mindestens 50 % entsprechen, was etwa 41 ha Futteranbaufläche entspricht. Dieser 6 000er-Betrieb erwirtschaftet mit etwa 600 Akh und der dazugehörigen Fläche bei der Vermarktung an eine Packstelle - wie Hof Alpermühle - einen Unternehmensgewinn von etwa 50 000 €, rechnete Axel Hilckmann vor. 

Welche Gegenargumente gibt es?

Die Gruppe diskutierte angeregt, wie es gelingen könne, Landwirte für die Umstellung zu gewinnen. Wichtige Punkte, die einen Einstieg in die Legehennenhaltung verhindern, seien die noch immer hohen Baukosten von derzeit 140 € pro Hennenplatz, die bürokratischen Hürden bei Genehmigung und die täglich geringer werdende Fläche an landwirtschaftlicher Nutzfläche in NRW.

Familie Klose jedenfalls ermunterte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dazu, sich für einen Einstieg und weitere Informationen über die ökologische Legehennenhaltung bei Ihr zu melden. Auch Axel Hilckmann steht jedem Interessierten gerne zur Verfügung.


Axel Hilckmann,
Landwirtschaftskammer NRW