
Endlich wieder in Präsenz – die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 24. Öko-Kartoffeltags nutzten die Gelegenheit zum Informationsaustausch gerne und ausgiebig. Fotos: Dr. Claudia Hof-Kautz, Landwirtschaftskammer NRW

Auch von der Möglichkeit, die einzelnen Sorten gründlich zu inspizieren, machten die Besucher regen Gebrauch.
Rachel Fischer als neue Fachbereichsleiterin „Ökologischer Land- und Gartenbau“ der Landwirtschaftskammer NRW in der Nachfolge von Dr. Karl Kempkens stieg gleich ins Thema ein. Schwerpunkt im vergangenen Jahr war der Umgang mit der extremen Trockenheit und daraus resultierend eine mangelnde Nährstoffverfügbarkeit, verbunden mit der Frage, inwieweit der Landwirt hier Regulierungsmöglichkeiten hat.
Was war, was ist nötig?
Franz-Theo Lintzen gab als Öko-Ackerbauberater der Landwirtschaftskammer NRW einen Rückblick auf das Anbaujahr 2022. „2022 war von Hitze und Trockenheit gekennzeichnet, was vielerorts Beregnungen zu den Kartoffeln nötig machte und Krankheiten wie Schwarzbeinigkeit, Schädlinge wie Läuse, einhergehend mit Y-Virus, sowie Nährstoffstress mit sich brachte. Folge waren neben Ernteverlusten auch erhebliche Qualitätsmängel“, so der Berater.
Die Sortenfrage
Die Landwirtschaftskammer NRW führt seit Jahren umfangreiche Sortenversuche zur Eignung der Kartoffelsorten für den Anbau im ökologischen Landbau durch. Hierüber informierte Dr. Claudia Hof-Kautz. Alle Informationen und die Sortenempfehlungen finden Sie hier.
Christian Landzettel, Biolandberater des Biolanderzeugerrings e.V. aus Bayern, ergänzte online zugeschaltet aus seinem umfangreichen Wissensschatz die Ausführungen zu den Kartoffelsorten. Er lobte die gute Zusammenarbeit zwischen den Betrieben vor Ort mit dem Sichten von Sorten in Streifenanlagen und der Auswahl, Abstimmung und Ergänzung von Informationen zu den Sorten aus den Exaktversuchen der Länderdienststellen. Seine nächste Sortenschau mit etwa 200 Kartoffelsorten findet online am 25. Oktober 2023 statt – Termin schon mal vormerken!
Alte Systeme neu denken
Hannah Fischer, Landwirtschaftskammer NRW, leitete über zum Hauptthema Nährstoffe. Fischer hat umfangreiche Untersuchungen zu Phosphor-Recyclaten durchgeführt. Diese Dünger könnten im ökologischen Landbau Rohphosphate ergänzen oder ersetzten.
Hier geht es zum Vortrag von Hannah Fischer.
Stephan Porth von der Deutschen Saatveredlung AG (DSV) erinnerte daran, wieder mehr auf den Boden zu schauen. Er zeigte nachdrücklich, wie Hitze auf blanken Boden wirkt. Unter dem Motto „Alte Systeme neu denken“ erläuterte er, welche Möglichkeiten der Temperatursteuerung, wie beispielsweise Heumulch, Zwischenfrüchte und Untersaaten, es aus seiner Sicht gibt. Die DSV habe dazu eine Kartoffelbegleitsaat entwickelt, die mittels Breitsaat oder sogar im Drohnenüberflug kurz vor Reihenschluss der Kartoffel ausgebracht werden kann.
Mikronährstoffe ganz groß
Äußerst lebendig und alle vorher genannten Schwierigkeiten zu den Ertragsverlusten und Qualitätsmängeln verknüpfend, zeigte Henning Jaworski von der Firma Lebosol Dünger GmbH, Elmstein, auf, wie auch Mikro-Nährstoffe der Pflanze helfen, mit Krankheiten, Schädlingen und Hitzestress umzugehen. Er empfahl, allgemeingültig nur bei Wissen über den Mangel auch die entsprechenden Nährstoffe zuzuführen und den pH-Wert im Boden für den jeweiligen Standort zu optimieren.
Hier geht es zum Vortrag von Henning Jaworski.
Zum Humus als Grundlage für Ackerbausysteme referierte Lukas Otten, Landwirtschaftskammer NRW, und stellte einen Dauerfeldversuch aus dem konventionellen Anbau von Kartoffeln vor. „Diese recht engen Fruchtfolgen funktionieren im Vergleich zur Kontrolle deutlich besser im Hinblick auf einen Humusaufbau, weil im Versuch recht viel Kompost gegeben wurde“, so Otten.
Dr. Claudia Hof-Kautz,
Landwirtschaftskammer NRW