Zum 26. Öko-Kartoffeltag trafen sich am 8. Januar rund 40 Landwirte, Züchter, Berater und Firmenvertreter in Haus Düsse, um miteinander die aktuellen Themen zum Kartoffelanbau zu besprechen.
Franz-Theo Lintzen, Öko-Ackerbauberater der Landwirtschaftskammer NRW, führte durchs Programm und gab zunächst einen Überblick zur Saison 2024. So sei, bedingt durch die anhaltende Nässe im Frühjahr, der frühe und starke Befall mit Krautfäule in einigen Regionen Nordrhein-Westfalens, vor allem im Rheinland, ein großes Problem gewesen. „Das führte teilweise zu Totalausfällen!“, so Lintzen.
Darüber hinaus informierte der Berater auch über Drahtwurm, die Kontrolle im Lager und Stolbur. Hier ist der Vortrag zum Nachlesen.
Ergebnisse der Sortenversuche
Im Anschluss stellte Dr. Claudia Hof-Kautz, Landwirtschaftskammer NRW, gemeinsam mit Christian Landzettel vom Bioland Erzeugerring Bayern e.V., der live zugeschaltet war, die verschiedenen Kartoffelsorten aus den umfangreichen Sortenversuchen der Landwirtschaftskammer NRW vor. Hier konnten insbesondere die Sorten mit einer höheren Krautfäulestabilität oder sogar Krautfäuleresistenz kennengelernt werden. „Gerade die Sorten mit eingezüchteten R-Genen konnten 2024 überragende, signifikante Mehrerträge im Vergleich zu den anderen Sorten erzielen, wie zum Beispiel Sorten Sound, Lady Jane, Nola, Peter Pan, Belmira und Melia. Die Höhe des Krautfäulebefalls war maßgeblich für den Rohertrag der Sorten im letzten Jahr verantwortlich“, führte Dr. Hof-Kautz anhand der hohen Korrelationen und Bestimmtheitsmaße aus, wie aus der Grafik ersichtlich.
Die detaillierten Sortenbeschreibungen finden Sie in dem ausführlichen Bericht auf dieser Webseite sowie in der Vortrags-Datei.
Demoanlage auf einem Praxisbetrieb
Auf dem Bioland-Hof Bolten in Niederkrüchten wurde 2024 eine Tastdemonstrationsanlage mit verschiedenen Präparaten zur Kupferreduzierung bei Krautfäule durchgeführt. Betriebsleiter Willi Bolten führte zunächst die schwierige Situation des Jahres 2024 aus, mit unglaublichen Niederschlagsmengen von 1 226 mm - normalerweise liegt der Durchschnitt bei 700 mm im Jahr. Das habe zu stehendem Wasser auf den Flächen geführt. „Die Starkniederschläge fielen vor allem im Mai 2024, sodass wir nach erstem Totalausfall erst spät im Juni pflanzen konnten“, fasste Bolten zusammen. Dennoch konnten Blattbonituren an den Kartoffeln in der Demo-Anlage von Heike Scholz-Döbelin, Pflanzenschutzdienst NRW der Landwirtschaftskammer, zeigen, dass ein neueres Hefepräparat 2H13® mit gleicher Aufwandmenge Kupfer einen besseren Wirkungsgrad hatte als die Kupferbehandlung allein. „Dies ist jedoch nur als Tendenz zu verstehen und die Erträge zeigten dies noch nicht“, schränkte Heike Scholz-Döbelin ein.

Auf dem Bioland Hof Bolten in Niederkrüchten wurde 2024 eine Tastdemonstrationsanlage mit verschiedenen Präparaten zur Kupferreduzierung bei Krautfäule durchgeführt.
Was ist 2H13®?
Christina Wörz von der Firma e-nema erläuterte das Mittel 2H13® etwas näher und hatte weitere Untersuchungsergebnisse aus Projekten und Auftragsversuchen dabei. „Die lebenden Zellen des Hefestammes sollen die Wirkung von Kupfer aufgrund verschiedener Mechanismen, wie beispielsweise Konkurrenz um Nährstoffe, Raum und Zeit oder Resistenzinduktion, verbessern. Neuere Ergebnisse aus 2024 scheinen die Wirkung zu bestätigen“, meinte die Referentin. Bei der praktischen Anwendung müsse man die Mischbarkeit mit anderen Mitteln beachten, wobei die Firma dazu immer wieder die Daten auf ihrer Homepage aktualisiere, versicherte Wörz. (Vortrag zum Hefepräparat 2H13®)
Weniger Kupfer einsetzen
Auch andere Firmen haben Präparate zur Reduzierung des Kupfereinsatzes in ihrem Portfolie. Die Firma Intrachem hat das Mittel Romeo® gegen Echten und Falschen Mehltau und Botritys in vielen Kulturen (außer Kartoffeln) entwickelt. Romeo® ist ein nicht lebendes Hefepräparat mit präventiver Wirkung durch induzierte pflanzeneigene Abwehrmechanismen. Manuela Kretschmar von Intrachem stellte an ihrem Stand auch weitere Produkte des umfangreichen Produktkatalogs von Bodenhilfsstoffen, Düngemitteln, Pflanzenstärkungsmitteln, Mikroorganismen und Spurenelementen für die Ökolandwirtschaft vor.
Ein kupferfreies Krautfäule-Fungizid mit dem Namen FytoSol® wird unter anderem von der Firma Biofa vertrieben. Dieses Mittel beinhaltet die zwei natürlichen Moleküle Pektin und Chitosan, auf die die Pflanzenzelle aufgrund eines vermeintlichen Angriffs eines Pathogens mit Abwehrmechanismen reagiere, erläuterte Hendrik Matthes und fügte hinzu, dass die Wirkung derzeit noch nicht ausführlich untersucht sei. „Es fehlen noch weitere Auftragsversuche. Dieses Mittel ist dennoch interessant, weil es sogar ohne Kupfer wirken soll. Es ist für Kartoffeln zugelassen und die Aufwandmengen und Anwendungsbeschreibung sind im Internet zu finden“, so Matthes. Des Weiteren hat auch Biofa einen umfangreichen Produktkatalog für den ökologischen Landbau und vertreibt unter Attracap ®, Cuprozin® progress, Funguran® progress, Novodor® FC, NeemAzal® und weitere Dünge- und Pflanzenstärkungsmittel sowie auch das neuere Keimhemmungsmittel BIOX-M® auf Minzölbasis.


Mehrere Firmen haben Präparate zur Reduzierung des Kupfereinsatzes in ihrem Portfolio.
Nah an den Verbrauchern sein
Eine spannende Diskussion entfachte sich zum Ende des 26. Kartoffeltags anhand der Ausführungen von Daniel Klücken von der Firma Böhmer zum Thema Vermarktung von Kartoffeln. Zum einen ging es um das Thema Regionalität: Wie nah ist regional? „Dort, wo wir große Ökokartoffelanbauregionen, wie in Niedersachsen, haben, seien nun mal wenig Endverbraucher, die diese konsumieren“, so Klücken. Ein weiteres Thema war die Rezertifizierung von Kartoffelpartien unter den Anbauverbänden, allen voran Bioland und Naturland, da mit Einstieg in die Abnahme größerer Mengen namentlicher Discounter eine bestimmte Verbandszugehörigkeit gewünscht sei.
Dr. Claudia Hof-Kautz,
Landwirtschaftskammer NRW