Logo der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen - zur Startseite der Landwirtschaftskammer

Ökolandbau NRW

Projekt

Kurzrasenweide: Pansenfüllung maßgeblich für Körpergewicht

Projekt Leitbetriebe ökologicher Landbau in NRW
Beschreibung

Bei Masttieren wurden unter Kurzrasenweide teils Gewichtsabnahmen im ersten Weidemonat festgestellt (mündliche Mitteilung aus Praxis). Bei Milchkühen auf Kurzrasenweiden wurden im Vergleich zu Stallhaltung und anderen Weidesystemen immer wieder geringere Lebendgewichte festgestellt. So auch in Untersuchungen am Landwirtschaftszentrum Haus Riswick (Vortrag Verhoeven, Dezember 2019): Hier gingen gegenüber der Zeit im Stall die Lebendgewichte bei Halbtagsweide um etwa 20 kg, bei Kurzrasenweide dagegen um etwa 60 kg zurück um im Herbst bei stärkerer Zufütterung wieder anzusteigen.

Für diese Veränderungen gibt es zwei Erklärungsansätze:

1. Nach Weideauftrieb ist bei Kurzrasenweide die Futteraufnahme begrenzt und die Tiere leben von der Körpersubstanz. Bei zunehmender Zufütterung im Herbst setzen sie dagegen wieder mehr an. Folge: Die Berechnung der Flächenproduktivität müsste um die Gewichtsabnahme korrigiert werden.
2. Bei Kurzrasenweide wird eine geringere Pansenfüllung beobachtet. Erklärbar, weil das sehr junge Futter schnell den Pansen passieren kann.

In der Mehrzahl der Betriebe wird während einer Übergangsfütterung im Frühjahr und Herbst gleichzeitig Silage und Weide angeboten.

Beide Vorgänge, Veränderungen bei der Körpersubstanz und bei Pansenfüllung, können parallel ablaufen und lassen sich mit vertretbarem Aufwand kaum unterscheiden. Bei schnellem Wechsel der Futterration lassen sich beide Vorgänge dagegen besser unterscheiden.

Welchen Einfluss haben Pansenfüllung und Abbau von Körpersubstanz auf die Gewichtsentwicklung bei Kurzrasenweide?

Versuchsaufbau

Auf einem Betrieb mit abrupter Umstellung von Stall- auf Vollweide im Frühjahr und von Vollweide auf Stallhaltung im Herbst werden die Kühe am Melkroboter gewogen. Dies hat mehrere Vorteile:
- Das Grobfutter wechselt abrupt von Grassilage mit höheren Rohfasergehalten zu Kurzrasenweide mit sehr niedrigen Rohfasergehalten. Entsprechend schnell dürfte sich die Pansenfüllung verändern.
- Die Einzeltiergewichte werden mehrmals täglich (kurze Intervalle) erhoben.

In der Auswertung berücksichtigt wurden Kühe, die im jeweiligen Kalenderjahr durchgehend in der Milchviehherde waren. 2012 fiel die Waage vorübergehend aus, verrechnet wurde hier erst ab Herbst.

Vor dem Hintergrund dieser Auswertung wurde auf einem weiteren Betrieb (140 HF-Kühe) die Gewichtsentwicklung von Kühen bei unterschiedlichem Laktationsstadium verglichen.

Versuchsjahr 2019
Ergebnis Gewichtsveränderungen zu Weidebeginn/Weideende waren bei Kurzrasenweide vor allem auf eine unterschiedliche Füllung des Pansens zurückzuführen, Veränderungen bei der Körpersubstanz dürften im Vergleich dazu nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Bei der Konditionsbeurteilung muss die unterschiedliche Pansenfüllung richtig interpretiert werden.
Ergebnisbericht 22_TH_Lebendgewicht_19.pdf
Ansprechpartner
Dr. Edmund Leisen
Mobil: +49173 9317440