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Ökolandbau NRW

Projekt

Wirkung von Vorkeimung, organischer Stickstoffdüngung und einer Kupferbehandlung auf Ertrag und Qualität von Kartoffeln

Projekt Leitbetriebe ökologicher Landbau in NRW
Standort

Standort Köln-Auweiler, Standort Rheda-Wiedenbrück

Beschreibung Begrenzende Faktoren zur Erzielung optimaler Kartoffelerträge im ökologischen Landbau sind in erster Linie das frühe Absterben des Kartoffelkrautes durch Krautfäule (Phytophthora infestans) und die begrenzte Stickstoffnachlieferung besonders auf viehlos wirtschaftenden Betrieben. Welche Maßnahme bzw. welche Maßnahmenkombination den besten Betriebserfolg bringt, wurde auf dem Versuchsgut Köln-Auweiler unter den Bedingungen eines viehlosen ökologischen Betriebes in drei Jahren (2005 - 2007) geprüft. Auf diesem Standort überwiegt eine mittlere bis geringe Stickstoffnachlieferung. Seit 2006 findet derselbe Versuch auf dem Leitbetrieb 10 in Rheda-Wiedenbrück statt. Auf dem Milchviehbetrieb mit Stallmistdüngung wurde eine gute bis hohe N-Mineralisierung auf den Versuchsflächen gemessen.
Versuchsaufbau Versuchsfaktoren: A) Vorkeimung, B) Organische Düngung (80 kg N/ha Agrobiosol), C) Kupferbehandlung (max. 6 x 500 g Cu/ha Cuprozin nach Erstinfektion im Abstand von 7 Tagen), D) alle Kombinationen untereinander
Versuchsjahr 2007
Bemerkung

Fazit und Ausblick: Beim Vergleich der anbautechnischen Maßnahmen Vorkeimung, organische Stickstoffdüngung und Kupferbehandlung sowie deren Kombinationen untereinander erwies sich im Mittel der Jahre und Standorte die Vorkeimung als wichtigste Maßnahme zur Ertragssicherung. Ursachen waren bessere Auflaufbedingungen durch gesündere Keime und die frühere Jugendentwicklung von ca. 14 Tagen. Auch wenn in Jahren mit geringer Krautfäuleinfektion (2006) das Ertragsniveau durch die Vorkeimung kaum verbessert wird, findet in Jahren mit einem mittleren Krankheitsverlauf (2005) eine gesicherte Ertragsverbesserung statt. In Jahren mit heftigem Phytophthoradruck (2007) kann praktisch ein Totalausfall verhindert werden. Die anfälligen Sorten wie Princess und Cilena reagierten besonders stark auf die Vorkeimung. Die Stickstoffversorgung ist ein weiterer wichtiger Faktor für eine bessere Ertragssituati-on. Dies zeigte sich besonders auf den Flächen ohne organische Düngung aus der Viehaltung. Leiden die Pflanzen frühzeitig an Nährstoffmangel, kann auch durch eine Kupferbehandlung die Blattgesundheit und damit die Ertragsentwicklung nicht verbessert werden. Aber auch auf Vieh haltenden Betrieben kommt der Stickstoff durch die Nachlieferung nicht immer zum optimalen Zeitpunkt, so dass eine Düngung mit organischen Zukaufsdüngern ertragswirksam werden kann. Die Versuche mit Vorkeimung, Kupferbehandlung und organischer Düngung haben gezeigt, dass mit Vorkeimung und verbesserter Stick-stoffversorgung die Kartoffelerträge im Ökologischen Landbau gesichert werden können. Der zusätzliche Einsatz von Kupfer ist dann eher in Frage zu stellen. Die Vorkeimung war im Mittel der Jahre hoch wirtschaftlich. Sie sollte im ökologischen Betrieb zur Standardmaßnahme werden und der erhöhte Aufwand nicht gescheut werden. Allerdings ist eine Vorkeimung auch nur dann sinnvoll, wenn sie ordentlich durchgeführt wird. Die Mechanisierung Betriebsorganisation muss dementsprechend darauf eingerichtet werden.

Ergebnis Ergebnisse Standort Köln-Auweiler: Die unterschiedlichen Witterungsverhältnisse in den Jahren 2005, 2006 und 2007 führten zu unterschiedlicher Effizienz der geprüften Maßnahmen in den einzelnen Jahren. Im Jahr 2005 trat eine für den Standort mittelstarke Krautfäuleinfektion auf. 2006 trat die Phytophthora erst so spät auf, dass die Bestände in Ruhe abreifen konnten und 2007 setzte der Krautfäulebefall sehr früh ein und verlief sehr heftig, was zum schnellen Absterben des Krautes führte. In Jahren mit Krautfäuleinfektionen zeigte sich die Vorkeimung als die wichtigste Maßnahme zur Ertragssicherung. Dies zeigte sich ganz drastisch im Jahr 2007. Die nicht vorgekeimten Knollen liefen aufgrund der nassen Verhältnisse im Mai nur schlecht auf und die Triebe konnten sich zum Teil durch Rhizoctoniabefall nicht ent-wickeln. Bei den vorgekeimten Knollen war dies kein Problem. Der 14 Tage frühere Auflauf bei den vorgekeimten Knollen, der in jedem Jahr zu verzeichnen war, sorgte dann für eine schnelle Pflanzenentwicklung und zur Sicherung der Erträge. Durch das schnelle Absterben des Krautes konnten 2007 ohne Behandlung nur 78 dt/ha geerntet werden. Allein durch die Vorkeimung stieg der Ertrag um 325 % auf 247 dt/ha. Auch in dem Jahr 2006 mit mittlerem Krautfäulebefall wurde durch Vorkeimung ein Mehrertrag von 24% (67 dt/ha) gemessen. In dem Jahr 2006, ohne Auftreten der Phytophthora, zeigte die Vorkeimung ertraglich allerdings keine Vortei-le. Außer der Vorkeimung war auf dem viehlosen Betrieb in Köln-Auweiler auch die Stickstoffversorgung ein wichtiger ertragssichernder Faktor. Eine Düngung von 80 kg N (Agrobiosol) sicherte einen Ertragszuwachs von 44 dt/ha im Mittel der drei Prüfjah-re (Abb. 1). Deutlich machten die Versuche, dass eine Kupferbehandlung nur dann einen positiven Effekt bringen kann, wenn ausreichend gesundes Blatt vorhanden ist. Erst wenn eine gute N-Versorgung sicher gestellt war, wirkte eine Kupferbehandlung noch ertragsverbessernd. Ein gesicherter Einfluss auf die Größensortierung konnte durch die verschiedenen Behandlungen nicht festgestellt werden. Die Stärkegehalte wurden tendenziell durch eine Kupferspritzung erhöht. Berechnet man die Wirtschaftlichkeit der verschiedenen Maßnahmen, so hätte man allein durch eine Vorkeimung einen Mehrerlös von ca. 2.700 € pro ha und Jahr erzielt (Mittel der Jahre 2005-2007). Bei den Berechnungen sind die Kosten für die Vorkei-mung (KTBL), Düngung und Kupferbehandlung bereits berücksichtigt. Der Preis für Kartoffeln wurde mit 40ct/kg angesetzt. Dieser schwankt oft sehr stark und war vereinzelt in den letzten zwei Jahren je nach Vermarktungssituation sogar noch höher. Auch eine reine verbesserte N-Versorgung brachte im Mittel einen Mehrerlös von ca. 1.400 € pro ha und Jahr. Bei günstigeren organischen Düngemitteln kann hier die Wirtschaftlichkeit noch verbessert werden. Das Ertragsniveau und die Wirtschaftlich-keit stiegen tendenziell mit der Anzahl der Maßnahmen. Die Versuche zeigen, dass durch Vorkeimung und optimale N-Versorgung Erträge und Qualitäten gesichert wer-den können und auf Kupfer verzichtet werden kann. Dies soll auch auf anderen Standorten und mit anderen Sorten nachgewiesen werden.Ergebnisse Standort Rheda-Wiedenbrück: Auf dem Standort in Rheda-Wiedenbrück zeigten sich ähnliche Witterungsbedingun-gen wie in Köln-Auweiler. Im Jahr 2007 kamen aber noch Hagel und Staunässe durch Extremniederschläge hinzu. Die Ergebnisse bestätigen auf diesem Sand-standort tendenziell die Ergebnisse des Standortes Köln-Auweiler. Durch eine Vor-keimung konnte ein früheres Pflanzenwachstum von bis zu 14 Tagen erreicht werden. Im krautfäulearmen Jahr 2006 hatte dies aber keinen gesicherten Einfluss auf den Ertrag - weder bei der frühen Sorte Princess noch bei der mittelspäten Solara. Im Jahr 2007 war die Vorkeimung allerdings der ertragssichernde Faktor. Ohne jeg-liche Behandlung konnten von der Sorte Cilena nur 90 dt/ha und von der Solara 138 dt/ha geerntet werden. Durch Vorkeimung verdoppelte die Cilena ihren Ertrag auf 184 dt/ha, bei der Solara stieg er um 44% auf 199 dt/ha. Im Gegensatz zum Standort Köln-Auweiler sprach auch ohne zusätzliche Stickstoffdüngung eine Kupferbehandlung meistens gut an und brachte im Mittel der Sorten und Jahre Mehrerträge von 29 dt/ha. Dies lag sicher daran, dass durch die Stallmistdüngung eine höhere N-Nachlieferung stattfand als in Köln (Tab. Vorfrüchte/Nmin) und die Pflanzen nicht frühzeitig an Nährstoffmangel litten. Trotz dieser guten Versorgung konnte im Mittel der Jahre mit der Zusatzdüngung von 80 kgN/ha Haarmehlpellets das Ertragsniveau noch um 33 dt/ha verbessert werden. Auch mit der geringen Wirkung der Vorkeimung im Jahr 2006 mit geringer Krautfäuleinfektion brachte die Vorkeimung im Mittel der 2 Jahre und der Sorten einen Mehrertrag von 46 dt/ha (4 – 94 dt/ha). Die anfällige Sorte Ci-lena reagierte besonders gut auf eine Vorkeimung. Eine Kupferbehandlung in Kom-bination zur Vorkeimung brachte keine gesicherten Vorteile von 15 dt/ha, während durch eine zusätzliche Düngung der Mehrertrag durch Vorkeimung nochmals um 44 dt/ha gesteigert werden konnte. Wie in Köln-Auweiler zeigte sich tendenziell (nicht immer absicherbar) auch, dass das Ertragsniveau mit der Anzahl der Behandlungs-kombinationen anstieg. Dies steht dann aber kaum noch in Relation zum Aufwand und zum ökologischen Gedanken. Bei dem Anteil an Unter- und Übergrößen konnten auch auf dem Standort in Rheda-Wiedenbrück keine eindeutigen Unterschiede durch die verschiedenen Maßnahmen festgestellt werden. Anders als auf dem Standort in Köln traten höhere Stärkewerte tendenziell nicht durch eine Kupferbehandlung auf, sondern der Stärkegehalt in den Knollen war bei allen vorgekeimten Varianten (außer Princess 2006) höher. Die Stärkegehalte waren durch Vorkeimung bei der Cilena um 1,1% (2007) und bei Solara um 0,9% (2006) und 0,5% (2007) Punkte höher als in den Varianten ohne Vorkeimung.