Durch das Fehlen geeigneter Bakterien findet nur ein verlangsamter Silierprozess mit deutlich erhöhten Verlusten statt. Unter guten Erntebedingungen mit viel Sonnenschein vor und während der Ernte und Trockenmassegehalten zwischen 30 und 40 % sind qualitätsverbessernde Milchsäurebakterien das Mittel der Wahl. Diese Bakterien (homofermentative Milchsäurebakterien; DLG Wirkungsrichtung 1b/c) sorgen für ein schnelleres Absinken des pH-Wertes, einen Gärverlauf, in dem fast ausschließlich Milchsäure gebildet und in dem weniger hochwertiges Pflanzeneiweiß zu flüchtigem Ammoniak (NH3-N) abgebaut wird. Durch den optimierten Silierverlauf haben behandelte Silagen in der Regel eine bessere Verdaulichkeit. In Verdaulichkeitsmessungen an Hammeln können dadurch bis zu 0,2 MJ NEL höhere Energiegehalte je kg TM nachgewiesen werden.
Aerobe Stabilität im Blick
Den positiven Eigenschaften der Qualitätsverbesserung steht, bedingt durch einen niedrigen Gehalt an stabilisierender Essigsäure, das Risiko einer reduzierten aeroben Stabilität entgegen. Durch eine nicht angepasste wöchentliche Entnahme steigt das Risiko der Nacherwärmung und damit des Verderbens des Futters deutlich an. Geben die betrieblichen Strukturen es nicht her, dass der geforderte Vorschub erreicht wird, oder werden Anwelkgrade von über 40 % TM realisiert, kann das Risiko der Nacherwärmung durch den Einsatz von Produkten, die die Lagerstabilität (DLG Wirkungsrichtung 2) verbessern, reduziert werden. Alle Siliermittel haben jedoch gemeinsam, dass sie nur dort wirken, wo sie auch hingelangen. Von daher muss auf eine homogene Verteilung im Erntegut geachtet werden.
Zu feuchtes Ausgangsmaterial
Das Risiko auftretender Fehlgärungen mit hohen Verlusten (Buttersäure!) steigt dort deutlich an, wo nicht nur nasses Material geerntet wird, sondern solches, was durch Maulwurfshaufen oder Schwarzwildschäden zusätzlich eine erhöhte Verschmutzung aufweist. Bakterien Präparate allein wirken unter diesen Bedingungen nicht, da Bakterien lediglich vorhandenen Zucker zur erwünschten Milchsäure umwandeln. Fehlt durch widrige Witterungsbedingungen oder übermäßig lange Feldliegezeiten der notwendige Zucker, kann entsprechend auch keine konservierende Milchsäure gebildet werden. Alternativ kann fehlender Zucker durch die Zugabe von 30 bis 35 kg Melasse je t Frischmasse ausgeglichen werden.
Genau hinschauen
Aufgrund der geschilderten unterschiedlichen Situationen kann das richtige Siliermittel nur in der Ernte und vor allem der betrieblichen Situation angepasst ausgewählt werden. Durch eine nicht den Produkteigenschaften entsprechende Anwendung können sich die erwarteten positiven Effekte eines Mittels ins Gegenteil umkehren. Nur Siliermittel, die mit einem DLG-Gütezeichen ausgestattet sind, haben an neutraler Stelle ihre Wirksamkeit nachgewiesen und sie unterliegen zur Aufrechterhaltung des Gütezeichens einer jährlichen Kontrolle. Außerdem sollte sich der Anwender vorher informieren ob die Produkte vom Hersteller für Verwendung im ökologischen Landbau freigegeben sind, was nicht bei allen Produkten der Fall ist.
Zur Übersicht über die DLG-geprüften Siliermittel geht es hier.
Einen weiteren Beitrag zur Silierbarkeit des 1. Schnittes finden Sie hier.
Dr. Klaus Hünting,
Landwirtschaftskammer NRW

Foto: Hubert Kivelitz, Landwirtschaftskammer NRW