
Beschäftigungsmaterial im Kälberstall: Mehr als nur Spielspaß
Auch im Kälberstall nimmt das Wohlbefinden eine zentrale Rolle ein, nicht nur bei den Milchkühen. Während moderne Milchviehställe bereits mit elektrischen Kuhbürsten ausgestattet sind, bleibt oft die Frage offen, wie auch die Kälber artgerecht beschäftigt und zur Entwicklung sozialer Kompetenzen angeregt werden können.
Denn schon früh legt sich der Grundstein für eine gesunde und leistungsstarke Entwicklung - sowohl in gesundheitlicher als auch in sozialer Hinsicht.
Spielverhalten zeigt Wohlbefinden
Das Spielverhalten von Kälbern dient als guter Indikator für ihr Wohlbefinden. Erst, wenn die Grundbedürfnisse, wie Fütterung und Hygiene, gedeckt sind, zeigen die Jungtiere vermehrt Bewegungs- und Sozialspiele. Durch gemeinsames Herumtollen, spielerisches Kämpfen oder das Reiben des Kopfes an geeigneten Objekten können Kälber soziale Kompetenzen entwickeln und ihren natürlichen Bewegungsdrang ausleben. Fehlt das richtige Beschäftigungsmaterial, beispielsweise in Form von Spielzeugen oder Raufutterspendern, kann es zu ungerichtetem Verhalten, wie gegenseitigem Besaugen, kommen, was wiederum gesundheitliche Probleme nach sich ziehen kann. Studien belegen, dass bereits kleine Beschäftigungsmaterialien, wie schwingende Raufutterspender oder hängende Spielbälle, das Spiel- und Erkundungsverhalten fördern können.
Schwingender Raufutterspender ist beliebt
In Versuchsbetrieben wurde gezeigt, dass Kälber mit unterschiedlicher Intensität auf bereitgestelltes Material reagieren, individuelle Vorlieben und der Platz in den Buchten spielten hierbei eine wesentliche Rolle. Der schwingende Raufutterspender hebt sich als besonders praxisrelevant hervor. Er wurde von den Kälbern intensiv genutzt – nicht nur als Spielgerät, sondern auch zum eindeutigen Fressen, da Heu darin bereitgestellt wird. Praktisch in der Handhabung, da er sich einfach befüllen lässt, bietet er somit einen doppelten Nutzen: Er fördert das Spielverhalten und unterstützt gleichzeitig den Fütterungsaspekt.
Im Gegensatz dazu zeigte der hängende Spielball, der ebenfalls mit Heu gefüllt werden kann, nur eine moderate Nutzung. Zwar trug er zur Abwechslung bei, allerdings erforderte seine kleine Öffnung häufiges Nachfüllen mit Heu, was im täglichen Betrieb als umständlich empfunden werden kann. Dennoch bleibt er eine sinnvolle Ergänzung, um den Kälbern weitere spielerische Anregungen zu bieten.
Das Gummispielzeug (ähnlich einem Igel, Spieligel genannt) wurde von den Kälbern am wenigsten intensiv genutzt, was darauf hindeutet, dass er allein nicht ausreicht, um die Beschäftigungsbedürfnisse zu decken. Er kann jedoch in Kombination mit anderen Materialien für zusätzliche Abwechslung sorgen und so das Gesamtangebot im Stall erweitern.
Material in den Stall integrieren
Die Integration von Beschäftigungsmaterial im Kälberstall ist ein einfacher, aber wirkungsvoller Schritt, um die Haltungsqualität der Jungtiere zu steigern. Bereits kleine Veränderungen können zu einer verbesserten Sozialisation und langfristig zu gesünderen, leistungsfähigeren Tieren führen - ein Gewinn für Landwirt und Kalb. Diese Übersicht zeigt, dass die Kombination verschiedener Beschäftigungsmaterialien, abgestimmt auf die individuellen Vorlieben und Bedürfnisse der Kälber, notwendig ist.
Johanna Ahmann,
Landwirtschaftskammer NRW