
Links gemulchter, rechts gewalzter Sandhafer, Foto: Pascal Gerbaulet, LWK NRW
Zwischenfrüchte zum richtigen Zeitpunkt etabliert, können Speicherleistungen von 100 bis 150 kg N/ha im oberirdischen Aufwuchs aufweisen und somit erheblich zur Entleerung des Bodens nach der Ernte der Hauptfrucht beitragen.
Die Entwicklung der Bestände war bei ausreichend früher Saat und Befahrbarkeit aufgrund der großen Niederschläge zumindest dort gut, wo ausreichend Nährstoffe vorlagen oder durch einen Anteil an Leguminosen in der Mischung bereit gestellt wurden.
Winterharte Zwischenfrüchte
Die von der Zwischenfrucht aufgenommenen Stickstoffmengen sollen zu einem möglichst großen Teil der Nachfrucht zur Verfügung gestellt werden. Abfrierende Arten weisen die höchsten Zuwächse und N-Aufnahmen vor Winter auf, aber meist nicht unerhebliche Verluste über Winter. Je enger das Kohlenstoff:Stickstoff-Verhältnis (C/N), desto höher sind diese. Soll die Zwischenfrucht also über Winter stehen bleiben, so können Verluste dadurch effektiv verringert werden, dass der abfrierenden Mischung oder Komponente ein winterharter Partner zur Seite gestellt wird. Winterraps und -rübsen zeigen hierbei die höchsten Zuwächse im zeitigen Frühjahr. In Gemüsebaubetrieben, wo Kruziferen kein Platz haben, könnte Grünroggen an dieser Stelle stehen.
Wann und wie viel Bodenbearbeitung?
Neben der Optimierung von Mischungen stellt sich auch die Frage der besten Bearbeitung. Grundsätzlich sollte die Mischung und ihr Aussaattermin so gewählt werden, dass kein Aussamen vor Winter droht und somit auf jede Bearbeitung vor Winter verzichtet werden kann. Dies ist schwer abschätzbar und somit kann je nach Witterung dennoch eine Bearbeitung nötig sein, diese sollte dann möglichst spät und vor Frost erfolgen. Welche Effekte unterschiedlich starke Zerkleinerung auf den Mineralisierungsverlauf hat, soll beispielhaft an der Bitterlupine verdeutlicht werden. Diese friert früh ab und die fallenden Blätter weisen ein sehr enges C:N- Verhältnis von ≤ 10 auf. In der Abbildung wird die Menge an mineralisiertem Stickstoff (Nmin) in 0 bis 90 cm nach oberflächlicher Bearbeitung im Dezember mit Cambridgewalze oder Mulcher deutlich. Es fand erst Ende März eine Bodenbearbeitung statt.
Es fällt auf, dass die gemulchte Variante den Stickstoff schon früh verloren hat, denn zur Folgefrucht (April nach Bodenbearbeitung) weist diese Variante genau so wenig Stickstoff auf, wie die gleiche Fläche ohne Zwischenfrucht (Brache). Die durch die starke Zerkleinerung frei gewordenen N-Verbindungen stehen nicht mehr zur Verfügung. Dies ist ein Extrembeispiel auf leichtem Sandboden mit milden Temperaturen im Winter 2015/2016, aber zeigt sehr deutlich, welche Dynamik in der Umsetzung von pflanzlichem Material mit engem C:N- Verhältnis steckt.
Mulchen oder Walzen?
Es lässt sich also festhalten, dass der Mulcher nur als Vorarbeitswerkzeug sinnvoll ist, wenn dann direkt eine Bodenbearbeitung erfolgt und der Stickstoff in der Folgefrucht genutzt wird. Andernfalls sollte die Bearbeitung gröber, zum Beispiel mit einer Walze, erfolgen. Eine Einarbeitung direkt in den Boden sollte nur auf schweren Böden flach erfolgen, wenn der Boden weniger als 4°C kalt und im weiteren Verlauf mit keiner Mineralisierung und Verlagerung während der Sickerwasserperiode zu rechnen ist. Auf leichteren Standorten (S, lS) können die Verluste erheblich sein und unter Umständen die potenziellen gasförmigen Verluste übersteigen. Deshalb ist das Ablegen der gewalzten oder schlichtweg abgefrorenen Zwischenfrucht das „geringere“ Übel.
Durch klimatische Veränderungen werden die Winter milder und die Mineralisierung stockt in vielen Regionen teilweise nur kurz, dies gilt es regional zu berücksichtigen.
Fazit für die Praxis
Die Erkenntnisse lassen sich zu folgenden Praxisempfehlungen zusammenfassen:
- Die geringsten Verluste über Winter haben winterharte Zwischenfrüchte und abfrierende, die winterharte Komponenten enthalten um freien Stickstoff aufzunehmen
- Walzen der Zwischenfrucht im Winter ist nur von Vorteil, wenn ansonsten Aussamen droht
- Möglichst flache Einarbeitung in den Boden kann nur auf schweren Standorten bei stabilen Bodentemperaturen von weniger als 4°C eine Option sein, um potenzielle gasförmige Verluste aus abfrierenden Arten zu reduzieren; Gefahr der Auswaschung!
- Der Mulcher ist nur als Vorarbeitswerkzeug vor der direkten Bodenbearbeitung sinnvoll.
Streifensaat verschiedener Partner
Im beschriebenen Praxisbetrieb wird seit Jahren nach den ersten Untersuchungen im Projekt die Bitterlupine mit Grünroggen im Biostrip-Verfahren vor Frühbelegung Kohl praktiziert, bei spät folgenden Sätzen wird der Anbau von Inkarnatklee fokussiert. Wenn es darum geht, zwei oder mehr Arten zu kombinieren, die Schwierigkeiten haben, sich im Gemenge nebeneinander zu entwickeln, kann es eine Lösung sein, diese Arten streifenweise auszusäen. Hierzu werden mit einer Zweitankmaschine beide Komponenten gleichzeitig ausgesät, alle 75 cm steht eine Doppelreihe Lupine, die jeweils von einer Reihe Grünroggen getrennt sind. Der Grünroggen als winterharter Partner nimmt N-Verbindungen auf, die die Lupine als Leguminose vor Winter unberücksichtigt lässt und solche, die nach Winter durch Umsetzung frei werden.
Weitere Artikel zu Zwischenfrucht- und Nährstoffthemen finden Sie auch in der neuen Broschüre „10 Jahre Modellbetriebe“.
Pascal Gerbaulet,
Landwirtschaftskammer NRW