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Ökolandbau NRW

Veränderung des Futterwertes von GPS im Vegetationsverlauf

15.06.2021

Eine weitere alternative Nutzung des Wintergetreides zur Grobfuttergewinnung stellt die Ernte von Grüngetreide dar. Dabei wird das Getreide kurz vor dem Ährenschieben (etwa Mitte Mai) geschnitten. Im Laufe der Vegetationsperiode verändern sich die Nährstoff- und Energiegehalte des Aufwuchses deutlich. In der Tabelle sind die relevanten Nährstoffgehalte, die Gärsäuregehalte und die perHammeltest ermittelten Energiegehalte von unterschiedlichen Getreidesorten in Abhängigkeit des Erntezeitpunktes dargestellt.

Die TM-Gehalte des Grüngetreides liegen bei 20 und 27 %. Im Vergleich dazu ist die Ganzpflanzensilage mit über 30 % TM deutlich trockener. Die Ähre ist bei der Ernte von GPS komplett ausgebildet und es kommt zu einem nennenswerten TM-Zuwachs. Die in der Pflanze bereits eingelagerten Mineralien werden durch diesen Zuwachs an Trockenmasse verdünnt. Daher sind die Rohaschegehalte bei der GPS um rund die Hälfte geringer als bei dem Grüngetreide.

Die Rohproteingehalte liegen beim Grüngetreide mit 120 und 133 g/kg TM auf einem mittleren bis guten Niveau. Dagegen ist die Getreide-GPS mit Rohproteingehalten von im Durchschnitt 90 g/kg TM als rohproteinarm zu bezeichnen. Der Anteil an Faserfraktionen ist bei der Getreide-GPS etwas geringer als beim Grüngetreide. Auch hier spielt der „Verdünnungseffekt“ eine Rolle. Die Einlagerung von Stärke in den Körnern ist bis zum Zeitpunkt der GPS-Ernte in erster Linie der Massenzuwachs. Der Rohfasergehalt der Restpflanze steigt an. Der Gesamt-Fasergehalt wird jedoch durch den geringen Fasergehalt der Getreidekörner wieder reduziert. Die großen Streuungen bei den einzelnen Parametern zwischen den geprüften GPS-Varianten lassen auf starke Qualitätsunterschiede schließen, diese werden maßgeblich durch den Erntezeitpunkt bestimmt.

Die Verdaulichkeit der organischen Substanz ist mit rund 80 % beim Grüngetreide sehr gut. Daraus ergeben sich Energiegehalte von 6,88 MJ NEL/kg TM bei Wintergerste und 6,53 MJ NEL/kg TM bei Winterweizen. Bei der Getreide-GPS ist die Verdaulichkeit der organischen Substanz um etwa zehn Prozentpunkte geringer. Es ergeben sich deutlich niedrigere Energiegehalte von 6,14 MJ NEL/kg bei Winterweizen und 6,05 MJ NEL/kg bei Wintertriticale.

Fazit: Die Ergebnisse verdeutlichen, dass bei der Ernte von GPS zwischen dem gewünschten Ertrag und der Verdaulichkeit beziehungsweise dem Futterwert abgewogen werden sollte. Bei zu später Ernte der GPS erhöht sich der Faseranteil des Futters deutlich und die Verdaulichkeit geht zurück.

Lea Hoffmann, Bernadette Feldmann, Dr. Jana Denißen

Landwirtschaftskammer NRW

Die vergangenen, durch Trockenheit gekennzeichneten Jahre führten vermehrt zu Futterknappheit auf den Betrieben. In der Praxis hat sich die Ernte von Getreide als Ganz-Pflanzen-Silage (GPS) bewährt. Foto: Dr. Karl Kempkens, Landwirtschaftskammer NRW