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Ökolandbau NRW

Vermahlen für den Biobäcker

18.03.2022

In der Biomühle Eiling in Warstein-Sichtigvor wird Biogetreide mit möglichst regionalem Bezug vermahlen. Seit der Neugründung der heutigen Biomühle Eiling GmbH, noch zusammen mit Vater Bernhard Eiling im Jahr 2011, lenken die Brüder Thorsten und Jens Eiling deren Geschicke. Dabei sind sie nicht nur stolz darauf, das Müllerhandwerk bereits in der achten Generation ihrer Familie weiterzuführen, sondern auch Besitzer der einzigen reinen Biomühle in NRW zu sein.

„Die Umstellung auf 100 % Bio erfolgte schon 2003. Damals hat unser Vater gut eineinhalb Jahre gekämpft und Gas gegeben, um an genug Biogetreide zu kommen und vor allem die Mehle an Bäcker und weitere Kunden zu verkaufen. Seine Beharrlichkeit hat sich aber ausgezahlt!“, betont Thorsten Eiling, der für den Einkauf von Getreide und den Verkauf der Mehle zuständig ist und um das stete Auf und Ab des (Bio)Getreidemarktes bestens Bescheid weiß. „Dieser Schritt hat der 450-jährigen Müllerei-Tradition in unserer Familie aber nicht geschadet“, meint er schmunzelnd.

Ganz im Gegenteil: Da die Mühle Eiling mit rund 5 000 t jährlicher Vermahlungskapazität vergleichsweise klein ist, sind Thorsten und Bruder Jens Eiling, der für die Produktion zuständig ist, und ihre Mitarbeiter dazu in der Lage, Lohnvermahlung anzubieten. „Wenn ein Biobäcker darauf besteht, 2 t Biodinkel von dem Landwirt seiner Wahl bei uns mahlen zu lassen, können wir das auch leisten. Das ist unsere Stärke! Umgekehrt kann der Bäcker sein Image pflegen, indem er Landwirt und Mühle, von dem und aus der seine Backmehle stammen, namentlich benennen kann. Und er kann mit gutem Gewissen weitervermitteln, dass dem Mehl keine Enzyme oder andere Zusatzstoffe beigemischt sind. Für solch ein positiv besetztes Produkt bezahlt der Kunde gerne einige Cent mehr“, erklärt Thorsten Eiling diese Win-Win-Situation für beide Seiten.

Die Brüder Jens (links) und Thorsten Eiling sind Müller in achter Generation. Sie gründeten zusammen mit ihrem Vater Bernhard Eiling 2011 die Biomühle Eiling GmbH in Warstein-Sichtigvor. Fotos: Meike Siebel, Landwirtschaftskammer NRW

Möglichst regionales Getreide

Was bei der Vermarktung der Mehle gut klappt, nämlich die Belieferung regionaler Kunden im Umkreis von rund 120 km um den Warsteiner Mühlenstandort herum, versuchen die beiden Müller, deren korrekte Berufsbezeichnung übrigens „Verfahrenstechnologe in der Mühlen- und Futtermittelwirtschaft“ ist, auch beim Rohwarenbezug hinzubekommen. „95 % unserer Kunden, das sind kleinere und größere Biobäckereien sowie Industriekunden für Trockensauerteige, werden von uns direkt mit Mehl beliefert. Viel größer möchten wir diesen Umkreis schon alleine der Transportkosten wegen nicht werden lassen“, erklärt Eiling. Seit 2018 werden die Mehle auch über einen Online-Shop verkauft und von einem Großteil der Kunden und Endverbraucher selber an der Mühle abgeholt.

Das Biogetreide wiederum stammt nicht nur aus NRW, sondern kommt, in Abhängigkeit von Ernte und Witterung im Jahresverlauf, auch aus Norddeutschland und Bayern. „Wir würden natürlich am liebsten nur regionales Getreide beziehen, haben davon auch einen großen Anteil, da wir über die Engemann GbR in Willebadessen viel Getreide aus NRW und dem benachbarten Hessen bekommen. Genauso arbeiten wir aber zum Beispiel auch mit der Marktgesellschaft der Naturlandbauern in Hohenkammer zusammen und kaufen von dort Getreide zu - immerhin bündelt die Marktgesellschaft die Erzeugnisse von rund 1 200 Biolandwirten. Unserer Erfahrung nach sind auch die Backqualitäten im Süden oftmals besser“, weiß der Müller. Vieles hänge von den Besonderheiten des Anbaujahres ab.

Das Getreide kommt von Biobetrieben in NRW und Hessen, es sind aber auch Züge aus Norddeutschland und Bayern dabei.

2016 wurde die Mühle um eine neue Siloanlage erweitert.

Die Mehle werden an Kunden - kleine und Großbäckereien - vor allem im Ruhrgebiet und im Raum Düsseldorf geliefert.

Hoher Qualitätsanspruch

Die Biobäcker, erläutert Thorsten Eiling weiter, würden oftmals ganz konkret nach bestimmten Sorten mit bestimmten Backeigenschaften und hohen Qualitäten fragen. So haben Eilings nicht nur die gängigen Sorten Weizen, Dinkel, Roggen, Einkorn und Emmer zwischen den Mahlsteinen, sondern auch Spezialgetreide, wie Gelbweizen, Waldstaudenroggen, Champagnerroggen oder Kamut. Letzteres wächst nicht in Deutschland und wird daher aus Montana importiert. „Wir suchen unsere Nischen, ebenso wie die Kunden, die bei uns Sonderwünsche äußern können. Dreimal am Tag die Getreidesorte zu wechseln, bedeutet aber auch einen gesteigerten Aufwand und eine begrenzte Kapazität der Vermahlleistung“, nennt er eine weitere Besonderheit der Mühle, in der das Getreide in zwei Linien zu Vollkornmehlen und Auszugsmehlen vermahlen und sehr viel Sackware angeboten wird. „Das ist arbeitsaufwändig und erfordert viele Mitarbeiter“, ergänzt Thorsten Eiling, betont aber gleichzeitig, dass sie lieber kleinere Kunden als Großkunden bedienen, auch wenn das mehr Arbeit bedeute.

Der Sichter siebt das helle Mehl raus und trennt weitere Schalenanteile ab.

Noch Luft nach oben

Die Mühle Eiling ist Naturland- und Bioland-zertifiziert. „Demeter-Getreide vermahlen wir nur im Lohn, auch dafür haben wir eine Zertifizierung“, ergänzt Thorsten Eiling. Wenn es Verbandsgetreide von einem Biobetrieb in der Region gebe, sei das den innerdeutschen und Auslands-Importen jederzeit vorzuziehen. „Dabei schließen wir mit manchen Landwirten längerfristige Verträge ab, die Regel sind aber Jahresverträge. Und ab und an vermahlen wir Getreide auch auf Zuruf“, nennt der Einkäufer die flexible, aber immer transparente, ehrliche Beziehung zu den Getreidebauern. Und auch wenn die verarbeitete Getreidemenge zuletzt stetig mehr geworden sei, gebe es noch etwas Luft nach oben. „1 000 t mehr pro Jahr wären auf jeden Fall noch möglich“, zeigt sich Thorsten Eiling offen für neue Biogetreideerzeuger.


Meike Siebel,

Landwirtschaftskammer NRW