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Ökolandbau NRW

Newsletter 17/2025

Liebe Leserinnen und liebe Leser, wurde in vielen Rundbriefen der Beratung an die Empfänger in Landwirtschaft und Gartenbau vergangene Woche noch laut darüber nachgedacht, wann man mit der Beregnung zum Beispiel der Kartoffelpflanzen oder der Bewässerung der Erdbeeren beginnen solle, ist am Ende dieser Woche, nach drei Tagen Regen, von vielen Landwirten zu hören, dass sie mit weiteren Bestell- und Pflegearbeiten warten möchten, bis die nassen Flächen wieder befahrbar sind.

Newsletter Nr. 15/2025

Liebe Leserinnen und liebe Leser, vielleicht hat es die eine oder der andere in den vergangenen Tagen beim Blick auf unsere Webseite schon bemerkt: Der Ökolandbau NRW präsentiert sich ab sofort in einem neuen Look. Ein wenig Kosmetik ist hier und da noch nötig - inhaltlich können Sie sich wie gewohnt auf hieb- und stichfeste Infos und Fachbeiträge verlassen. Wir freuen uns über Ihr Feedback!

16.04.2025
Bio-Eier

In diesem Jahr ist die Nachfrage nach Eiern besonders hoch: Als günstige und gesunde Proteinquelle sind sie bei Verbraucherinnen und Verbrauchern derzeit hoch im Kurs. Dieser Trend zeigte sich schon im zurückliegenden Jahr: 2024 stieg der Pro-Kopf-Verbrauch von Eiern in Deutschland um zehn Stück auf 249 Eier pro Kopf. Gerade zu Ostern steigt der Bedarf traditionell, da unter anderem Färbereien die Eier in größeren Mengen benötigen. 

Eier aus deutscher Herkunft gewinnen im Lebensmitteleinzelhandel zunehmend an Bedeutung. Importierte Eier kommen meistens aus den Niederlanden. Der EU-Markt ist derzeit recht knapp versorgt, weil vor allem polnische Tierbestände durch die Aviäre Influenza, auch als Vogelgrippe bekannt, betroffen sind. Einen Handel mit Eiern aus den USA gibt es hingegen nicht, sodass deren, vor allem durch die Vogelgrippe bedingte Eierkrise keine Auswirkungen auf den deutschen Markt hat. Trotz dieser Herausforderungen ist die Versorgung mit Eiern zu Ostern weiterhin gesichert und es gibt nach wie vor genügend Eier auf dem Markt.

Aus welcher Haltungsform kommen die Eier?

2024 gab es in Nordrhein-Westfalen insgesamt 313 landwirtschaftliche Betriebe mit Legehennenhaltung. Diese Legehennen legten rund 1,4 Mio. Eier. Mit rund 985 Mio. Eiern stammen die meisten aus der Bodenhaltung, gefolgt von rund 210 Mio. Eiern aus Freilandhaltung. Bei den Freilandeiern gab es im vergangenen Jahr einen Zuwachs von 5,2%. Rund 115 Mio. Eier stammen aus ökologischen Haltungen. Hier gab es ein Plus von 13%.

Weniger Tiere, mehr Bio

Insgesamt werden im Durchschnitt weniger Eier je Betrieb erzeugt. Ursachen dafür sind zum einen mehr Freilandhaltung in Form von Hühnermobilställen und zum anderen die Zunahme von Bio-Eiern. Beide Produktionsrichtungen führen zu weniger gehaltenen Tieren je Betrieb.

Der regionale Schwerpunkt der Legehennenhaltung befindet sich im Münsterland, wo 2024 rund 47% der Eier aus NRW erzeugt wurden. Es folgen die Regierungsbezirke Detmold mit 16% sowie Köln mit 14%. Betriebe, auf denen es frische Eier direkt ab Hof gibt, sind auf der Landservice-Seite der Landwirtschaftskammer NRW zu finden.


Landwirtschaftskammer NRW

22.04.2025

Die KTBL-Tage widmeten sich in diesem Jahr am 26. und 27. März 2025 in Celle der Bedeutung von Wasser im Zusammenhang mit der landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Produktion.

„Klimaschwankungen gab es schon immer - das ist normal, problematisch ist die Geschwindigkeit und Stärke der aktuellen Änderung, das ist bisher so nicht beobachtet worden“, so Dr. Udo Busch vom Deutschen Wetterdienst. Höhere Winterniederschlägen in Deutschland sind Folgen der Änderungen des Klimas. Darüber hinaus wird die Anzahl der Sommertage (mit 25 °C) und der heißen Tage (mit mehr als 30 °C) deutlich ansteigen, wie auch das Risiko von Starkregen und Dürre. 

Auf sektoraler Ebene zeigt sich, dass der Wasserbedarf für Haushalte und Kleingewerbe leicht zunehmen wird, während der industrielle Bedarf als weitgehend stabil eingeschätzt wird. Der landwirtschaftliche Bewässerungsbedarf wird sich mit dem erwarteten Anstieg der Bewässerungsflächen etwa um den Faktor 3 erhöhen. Um den Landschaftswasserhaushalt nachhaltig zu sichern, ist es notwendig, den naturnahen Wasserhaushalt zu fördern und langfristige Anpassungsmaßnahmen zu implementieren, zum Beispiel die Schaffung von Landschaften mit gezielter Abflussverzögerung, Wasserspeicherung und Grundwasserneubildung, die Renaturierung von Gewässern, die Erhaltung von Feuchtgebieten und die Schaffung von Schwammlandschaften, die Wasser besser speichern können.

Wassermanagement - national, regional, betrieblich

Neben Aktivitäten auf Bundesebene mit der Nationalen Wasserstrategie, die in vielen Aktionen den Landschaftswasserhaushalt adressiert, treffen auch einzelne Bundesländer Regelungen zur Mengenbewirtschaftung von Grundwasser. Auf betrieblicher Ebene werden für die Bewässerung von gartenbaulichen und landwirtschaftlichen Kulturen von Wasser- und Bodenverbänden und anderen Beratungseinrichtungen intelligente Lösungen zur effizienten Wassernutzung bereitgestellt.

Anpassungsstrategien Landbewirtschaftung 

Welche Möglichkeiten hat die Landwirtschaft, auf die Klimaveränderung zu reagieren und geeignete Anpassungsstrategien zu entwickeln? Hier hat Diversifizierung das Potenzial, die agronomische und die wirtschaftliche Resilienz von Anbausystemen zu verbessern. Die Umsetzung in der Praxis bleibt jedoch eine Herausforderung und Lösungen hängen vom Standort, agronomischen und sozioökonomischen Gegebenheiten ab, führte Dr. Moritz Reckling vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandforschung e.V. aus. Vielversprechend ist die Integration von Futterleguminosen in getreidedominierten Fruchtfolgen und mehr Kulturartenvielfalt. Mischanbau und neue Kulturen können wichtige Instrumente hin zu mehr Resilienz werden, müssen mit und in der Praxis aber noch weiterentwickelt werden.

Agroforstsysteme können sehr unterschiedlich gestaltet sein und haben vielfältige Wirkungen auf das Mikroklima und die Bodenwasserbalance, unter anderem die Verringerung der Windkraft und hoher Temperaturen. Bei der Planung der Baumstreifen müssen allerdings viele Faktoren berücksichtigt und Systeme entsprechend den lokalen Bedingungen angepasst werden.

Für die Anpassung an den Klimawandel im Grünland und Futterbau bieten artenreiche Pflanzenbestände mit tiefwurzelnden dikotylen Pflanzenarten eine verbesserte Wassernutzungseffizienz, ohne Ziele der Futterbereitung zu gefährden. Auch einer proteineffizienten Milchproduktion durch grasbasierte Fütterung kommt in diesem Zusammenhang eine große Bedeutung zu.

Anpassungsstrategien – technische Optionen

Reichen landwirtschaftliche Anpassungsstrategien zur Sicherung und Wiederherstellung eines natürlichen Landschaftswasserhaushaltes aus oder welche technischen Lösungen können hier unterstützend herangezogen werden? Für die zukünftige Bewässerungstechnik wird eine höhere Effizienz, Parallelität und Zeitnähe sowie Automatisierung erforderlich sein. "Aus ökonomischem Blickwinkel müssen die Kosten eines zukünftigen Bewässerungsmanagements zu erwirtschaften sein", so Prof. Dr. Jana Zinkernagel von der Hochschule Geisenheim.

Künstliche Grundwasseranreicherung kann eine Anpassungsoption für die Bewässerung sein, insbesondere wenn Wasser genutzt wird, das andernfalls durch schnellen Abfluss für die Region verloren gehen würde. Allerdings muss die Herausforderung der zeitlichen Asymmetrie zwischen kurzen Extremwetterereignissen und dem Ziel einer saisonalen Speicherung bewältigt werden. 

Welche Chancen und Herausforderungen von Wasserwiederverwendung für die landwirtschaftliche Bewässerung in Deutschland bestehen und wie Nutzwasser bereits in anderen europäischen Staaten eingesetzt wird, das war ebenfalls Beitrag der Session.

Zukunftsfähige und praxisnahe Verfahren gefragt

Wie ehemalige Drängräben zur Wasserspeicherung beitragen können und zukünftig als „grüne Gräben“ fungieren, welche Maßnahmen der Landkreis Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim mit unterschiedlichsten Stakeholdern gemeinsam umgesetzt hat, um klimaresilient zu werden, wurde von Thomas Keller vom Wasserwirtschaftsamt Ansbach eindrücklich vorgestellt. Die Bedeutung von Agroforstsysteme, insbesondere mit Keyline-Design, zum Starkregenrückhalt, Erosionsschutz und insgesamt zum Wassermanagement wurde an einer Vielzahl von Beispielen in Deutschland aufgezeigt. Insbesondere die Tropfbewässerung birgt große Potenziale in der Landwirtschaft und im Gartenbau, was für geeignete Kulturen dargestellt wurde.

Inwertsetzung und Zielkonflikte

Final wurde der Blick auf die Inwertsetzung von Wasserdienstleistungen gelenkt, hier gilt es, das Verständnis für Gewässer und Wasser zu erhöhen. Die Integration des Wertes von Wasser in das Management von Wasserressourcen und die Wasserpolitik erfordert eine Governance, die unter anderem den Wert von Wasser erfasst und in die Politikgestaltung einbezieht. Die nachhaltige Bewirtschaftung unserer Wasserressourcen in der Land(wirt)schaft erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Wasserwirtschaft, Behörden, Naturschutz und teilweise auch Zivilgesellschaft. Zielkonflikte gilt es, frühzeitig sichtbar zu machen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, die für alle Beteiligten möglichst viele Vorteile bringen.


Quelle: KTBL e.V.

24.04.2025

Leinsamen in Bio-Qualität sind aufgrund ihrer ernährungsphysiologischen Eigenschaften stark nachgefragt. Allerdings ist die Nutzung als Lebensmittel etwas eingeschränkt, weil höhere Gehalte an giftiger Blausäure auftreten können. Einem Forschungsteam ist es nun gelungen, die Blausäuregehalte im Presskuchen von Leinsamen mit einem neu entwickelten Verfahren entscheidend zu senken. Anbauversuche ergaben zudem, dass auch die Sortenwahl dazu beitragen kann, das Blausäurepotenzial in Leinsamen gering zu halten.

Das sind die zentralen Ergebnisse des Projekts LINOVIT, das gemeinsam von Forscherinnenteams des Deutschen Instituts für Lebensmitteltechnik e.V., der Universität Bonn und der Ölmühle Moog GmbH umgesetzt wurde. Die Finanzierung erfolgte über das Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖL) mit Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).

Anbau von Biolein.

Bio-zertifiziertes Verfahren

In dem neu entwickelten Verfahren wird die Bildung von Blausäure aus den Vorstufen im Leinpresskuchen zunächst aktiviert und die entstehende Blausäure anschließend bei hohen Temperaturen verdampft. Damit ließ sich der Blausäuregehalt in den untersuchten Proben von 390 mg/kg Trockensubstanz auf unter 40 mg/kg Trockensubstanz senken. Das Verfahren ist für den Ökolandbau zertifiziert und ermöglicht auch eine Aufbereitung im großen Maßstab.

Zum LINOVIT-Projekt gehörten zudem dreijährige Anbauversuche, in denen der Einfluss von Standort, Witterung und Sorte auf die Bildung von Blausäure untersucht wurde. Alle drei Faktoren erwiesen sich dabei als relevant, wobei die Sortenwahl die Gehalte am stärksten beeinflusste. Bei ungünstigen Witterungsbedingungen mit Niederschlägen im Mai und zur Blüte und niedrigen Temperaturen bildeten einige Sorten doppelt so viel Blausäure im Samen wie in Jahren mit trockenerer, warmer Witterung zur Blüte.

Bodenproben vor dem Anbau

Unter bestimmten Bedingungen kann Lein das Schwermetall Cadmium im Samen anreichern. In den Versuchen reicherte sich umso mehr Cadmium in den Samen an, je höher der Gehalt im Boden war, insbesondere bei niedrigen pH-Werten. Deshalb raten die beteiligten Fachleute dazu, den Boden auf den für den Anbau vorgesehenen Flächen vorab im Labor prüfen zu lassen.

Die Sortenversuche ergaben, dass ein Teil erstmals getesteter Neuzüchtungen hohe Gehalte an Omega-3-Fettsäuren aufweisen, die ein wichtiges Qualitätsmerkmal für Leinsamen sind. Allerdings beobachtenden die Forscherinnen auch hier Schwankungen in Abhängigkeit von der Witterung im Anbaujahr. 

Winterlein als Alternative?

Erstmals wurden im Projekt auch Winterleinsorten berücksichtigt und der Anbau von Winterlein als Alternative für landwirtschaftliche Betriebe geprüft. Dabei ergaben sich in Bezug auf den Ertrag und die Gehalte an Blausäure und Cadmium keine größeren Unterschiede zu Sommerleinsorten. Winterlein bietet vor allem Vorteile auf Standorten mit Frühjahrstrockenheit, da er die Winterniederschläge nutzen kann. In Grenzlagen ist der Anbau jedoch nicht zu empfehlen, da die Sorten anfällig für Auswinterungsschäden sind. Ein Nachteil ist zudem das aktuell noch begrenzte Sortenangebot. 

Nischenkultur unter den Sonderkulturen

Aufgrund der neuen Möglichkeiten zur Senkung der Blausäuregehalte, insbesondere durch das neue Aufbereitungsverfahren, sehen die Fachleute Potenzial für die Ausweitung des ökologischen Leinanbaus. Mit etwa 1 200 ha Anbaufläche ist Lein eine Nischenkultur, die für Betriebe interessant ist, die bereits mit Sonderkulturen arbeiten. Die stark wachsende Nachfrage nach ökologischen Saaten, Öl und Presskuchen aus Lein hat bereits in den letzten Jahren zu einem deutlichen Anstieg des Anbauumfangs geführt.


Jürgen Beckhoff/BÖL

100 % Bio-Fütterung in der Praxis – Welche Optionen gibt es?

Futter für die Bioputenmast

Wie können Bio-Betriebe mit rein ökologisch erzeugten Futtermitteln eine bedarfsgerechte Versorgung von Schweinen und Geflügel sicherstellen? Welche Komponenten haben das Potenzial, insbesondere den Bedarf an hochwertigem Eiweiß zu decken? Diese und weitere Fragen rund um die 100 % Bio-Fütterung in der ökologischen Tierhaltung wurden Mitte März 2025 auf einer Tagung im Haus Düsse bei Soest von Fachleuten aus Wissenschaft, Politik, Behörden und Praxis diskutiert.

Ausrichter der Veranstaltung war der Bund Ökologischer Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) gemeinsam mit den Verbänden Naturland, Bioland, dem Aktionsbündnis Deutscher Bio-Schweinehalter e.V. und der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Die Mittel wurden über das Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖL) vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft bereitgestellt. 

Laut Peter Röhrig, Geschäftsführer des BÖLW, dürfen Bio-Betriebe bei Ferkeln bis 35 kg mit Beginn des Jahres 2025 nur noch 3 % Kartoffeleiweiß oder Maiskleber aus konventioneller Erzeugung einsetzen, um eine bedarfsgerechte Eiweißversorgung der Tiere sicherzustellen. Bei Junggeflügel bis 18 Wochen sind 5 % konventionelle Eiweißträger erlaubt. Die Regelungen bei Schweinen sind damit in Deutschland strenger, als es die EU-Öko-Verordnung mit 5 % vorsieht.

Röhrig hält diese Sonderregelung im Sinne eines fairen Wettbewerbs für nicht nachvollziehbar. Die derzeitigen Regelungen gelten noch bis Ende 2026. Ab 2027 rechnet er mit einer Neuregelung der aktuell bestehenden Ausnahmen für Ferkel und Junggeflügel. Falls diese nicht beschlossen wird, gilt laut Röhrig zum 1. Januar 2027 eine 100 % Bio-Fütterung in der ökologischen Tierhaltung. Eine große Herausforderung bleibe dabei der Mangel an hochwertigem Bio-Eiweiß im EU-Raum.

Futtermittel kombinieren

Dr. Jochen Krieg von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen betonte in seinem Beitrag, dass auch langsam wachsende Rassen in der Geflügelhaltung keine Lösung sind für eine reine 100 % Bio-Fütterung. Denn auch diese Rassen benötigten nährstoffdichte Rationen, um ihr Potenzial auszuschöpfen. Die Gleichung „ein Drittel weniger Zuwachs = ein Drittel weniger Bedarf“ gehe nicht auf, wie eine Studie auf Haus Düsse gezeigt habe.

Er empfahl stattdessen eine optimale Kombination verschiedenster, verfügbarer Futtermittel, um eine Unterversorgung zu vermeiden. Dabei sollten Betriebe den Blick weniger auf den reinen Eiweißgehalt richten, sondern stärker auf die enthaltenen Aminosäuren, insbesondere auf Cystein und Methionin. Entscheidend sei hier vor allem die Verdaulichkeit der Aminosäuren, da es hier bei gleichen Futtermitteln oft große Schwankungen gebe. 

Dr. Daniela Werner vom Thünen-Institut für Ökologischen Landbau berichtete in ihrem Beitrag über das Potenzial feinsamiger Leguminosen, wie Luzerne und Rotklee, für die Eiweißversorgung. Beide Pflanzen haben laut Werner hohe Gehalte an den gewünschten Aminosäuren Lysin und Methionin. Vor allem in der Schweinehaltung seien sie als Futterkomponenten in Form von Silage oder Trockenfutter gut geeignet, um Kraftfutter einzusparen. Bei Geflügel sei der Einsatz von Luzerne dagegen schwieriger, da die relativ hohen Saponingehalte Probleme bereiten können. Für die Eiweißversorgung von Jungtieren seien feinsamige Leguminosen deshalb auch keine Lösung.

Konzentriertes Protein

Dr. Hanna Philippi von der Universität Hohenheim stellte aktuelle Ansätze zur Herstellung von Proteinkonzentraten vor, die als hochwertige Eiweißergänzung genutzt werden könnten. So ziele etwa ein aktuelles BÖL-Projekt der Universität Hohenheim darauf ab, einen Eiweißextrakt aus Grünlandaufwuchs herzustellen. Damit könnte die in Gräsern enthaltene Proteine auch für Monogastrier verfügbar gemacht werden. Ein weiteres Projekt beschäftigt sich derzeit mit der Herstellung von Rapskernkonzentrat mit Eiweißgehalten von über 50 %, das deutlich weniger antinutritive Stoffe als Extraktionsschrot aus Raps enthält.

Ob Algen zukünftig Teil einer optimierten Eiweißversorgung sein könnten, skizzierte Prof. Gerhard Bellof von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf anhand eines aktuellen Forschungsprojektes. Algenarten wie Spirulina haben laut Bellof relativ gute Eiweißgehalte mit einer mittleren Verdaulichkeit für Ferkel und Junggeflügel. Die Zufütterung von Algen in der Broilermast mit Anteilen von bis zu 5 % führte zu höheren Futteraufnahmen und Endgewichten. „Bei Schweinen waren die Versuchsergebnisse dagegen insgesamt ernüchternd“, sagte Bellof. So seien Tageszunahmen bei Algenanteilen von bis zu 10 % zurückgegangen, vermutlich aufgrund einer verringerten Proteinverdaulichkeit. Insgesamt könnten die betrachteten Algenarten laut Bellof hochwertige Eiweißfuttermittel, wie Kartoffeleiweiß, nicht ersetzen. Zudem seien Algen teuer und nicht wirtschaftlich einsetzbar.

Alternative: Mehl aus Larven

Vielversprechender erscheint derzeit das Potenzial von Insekteneiweiß, wie Laura Schneider von der Technischen Hochschule Bingen berichtete. Nach Einschätzung der Expertin zeigten Fütterungsstudien mit Mehl aus Larven der Soldatenfliege gute Ergebnisse. Bei Anteilen von fünf bis zehn Prozent in der Ration als Ersatz für Sojaschrot förderte das Larvenmehl die Darmgesundheit bei Schweinen und Geflügel, stimulierte die Futteraufnahme und verbesserte bei Masthähnchen die Futterverwertung.

Als wichtigen Vorteil nannte Schneider zudem die Möglichkeit der sinnvollen Verwertung von Abfallprodukten wie Schimmelgetreide oder verdorbener Silage, die problemlos für die Aufzucht der Insekten genutzt werden können. Die Aufzucht auf dem eigenen Betrieb könne so zur Optimierung der Wertschöpfungskette beitragen.

Prof. Wilhelm Pflanz von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf sprach in seinem Beitrag über das Für und Wider mikrobiell erzeugter Aminosäuren als Futterergänzung im Ökolandbau. Aufgrund zu geringer Gehalte an essenziellen Aminosäuren wie Methionin würden Rationen häufig über die Mengen optimiert, was zu Überhängen bei Rohprotein führe. Der überschüssige Stickstoff werde unter anderem in klimaschädliche Gase wie Methan umgewandelt. Das ließe sich laut Pflanz vermeiden, wenn wie im konventionellen Bereich einzelne essenzielle Aminosäuren gezielt ergänzt würden.

Das widerspricht jedoch der aktuellen EU-Öko-Verordnung, die den Einsatz synthetisch hergestellter Aminosäuren durch gentechnisch veränderte Organismen (GVO) verbietet. Zudem verbieten einige Bio-Verbände auch den Zusatz isolierter Aminosäuren. Pflanz hält es für notwendig, hier einen Abwägungsprozess für den Ökolandbau anzustoßen. „Die Zulassung synthetisch hergestellter Aminosäuren wäre ein Paradigmenwechsel, aber machbar“, sagt der Fachmann. Entscheidend sei, dass eine Synthese ohne GVO sichergestellt ist. Als geeignetes Verfahren sieht er dafür zum Beispiel die Fermentation. 

Ideen aus der Praxis

Wie eine 100 % Bio-Fütterung in der Praxis umgesetzt werden kann, berichtete Schweinehalter Wilhelm Schulte-Remmert aus Lippstadt. Er sprach von einem langen Weg zur reinen Bio-Fütterung, jedoch nur bei Ferkeln. So hätte sich Kleegrassilage als Raufutter zwar grundsätzlich als sehr schmackhaftes, gutes Futter erwiesen. Doch wegen des hohen Arbeitsaufwandes und zu hoher Kalziumgehalte, die zu Geburtsproblemen führten, habe er auf Kleegras verzichten müssen. Stattdessen setze er heute hochwertiges Heu als Raufutter ein.

Die Futtergrundlage bildet eine vielseitige Getreidemischung mit Ackerbohne, Erbse und Ergänzer. Als sehr positiv für die Darmgesundheit habe sich der Zusatz von flüssigem Fermentgetreide (Brotgetreide) bei Ferkeln und Sauen erwiesen. Dennoch müsse er bei der Ferkelaufzucht noch auf 1,5 % konventionelles Kartoffeleiweiß zurückgreifen, damit sich die Tiere gesund entwickeln. Insgesamt verzeichnet er durch die angepasste Fütterung und stallbauliche Änderungen eine deutliche Leistungssteigerung und eine verbesserte Tiergesundheit.

Auch Peter Schubert, Bio-Geflügelhalter in Franken, bestätigte, dass eine 100 % Bio-Fütterung mit vielen Herausforderungen verbunden ist. Eine mangelnde Eiweißversorgung erhöhe das Risiko für verringertes Wachstum und Durchfallerkrankungen, während zu viel Eiweiß die Verdauung belaste. Deshalb sei es problematisch, dass Komponenten wie Sojakuchen oft sehr schwankende Qualitäten bei der Verdaulichkeit aufweisen. Auch die Struktur des zugekauften Bio-Mischfutters sei häufig ungenügend und führe zu einer unerwünschten Futterselektion.

Deshalb mischt der Betrieb inzwischen alle Futtersorten selbst. Die Küken erhalten bis zum Tag 21 ausschließlich hochwertiges Krümelfutter. Sehr gute Erfahrungen hat Schubert mit der Zufütterung von Kleegrassilage bei Junghennen gemacht. Allgemein beobachtete der Bio-Landwirt, dass mit 100 % Bio-Komponenten gefütterte Junghennen auch im späteren Legebetrieb besser mit reiner Biofütterung zurechtkommen. Zudem seien Zweinutzungsrassen besser für die 100 % Fütterung geeignet.

Fazit

In der abschließenden Zusammenfassung wurde betont, dass für die ausreichende Eiweißversorgung von Geflügel und Schweinen im Ökolandbau heute deutlich mehr Alternativen zur Verfügung stehen als vor 20 Jahren. Auch die Forschung sei heute deutlich weiter. Dennoch sprachen sich viele Teilnehmende dafür aus, den Einsatz begrenzter Mengen an konventionellen Eiweißfuttermitteln auch nach 2026 weiter zu ermöglichen, insbesondere für die ersten zehn Lebenswochen bei Geflügel.


Jürgen Beckhoff/BÖL

15.04.2025

Jetzt bewerben beim Bundeswettbewerb Ökologischer Landbau 2026!

Der Bundeswettbewerb Ökologischer Landbau (BWÖL) startet in die nächste Runde. Bio-Landwirtinnen und -Landwirte können sich ab dem 1. April 2024 bewerben. 

Gesucht werden zukunftsweisende, innovative Betriebskonzepte, die sich in der Praxis bewährt haben. Die Konzepte können den gesamten Betrieb umfassen oder besondere Lösungen für Teilbereiche beinhalten – etwa in der Tierhaltung, im Natur- und Ressourcenschutz oder im Energiemanagement. Einsendeschluss ist der 30. Juni 2025.

Auch in der diesjährigen Bewerbungsrunde gibt es die Möglichkeit, preiswürdige Betriebe vorzuschlagen. Der Vorschlag kann über folgende Mailadresse eingereicht werden: boel[at]ble.de (boel[at]ble[dot]de). Das Bundesprogramm Ökologischer Landbau wird anschließend unter Berücksichtigung der geltenden Regelungen zum Datenschutz Kontakt mit dem Betrieb aufnehmen.

Insgesamt stellt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ein Preisgeld in Höhe von 37 500 € bereit. Die drei Gewinner werden von einer unabhängigen Jury vorgeschlagen und erhalten ein Preisgeld von bis zu 12 500 €. Zusätzlich erhält jeder ausgezeichnete Betrieb einen kostenlosen Imagefilm, der für die betriebliche Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden kann. 

Teilnahmeberechtigt sind alle Betriebe, die seit mindestens zwei Jahren nach den EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau zertifiziert sind. Voraussetzung ist, dass der gesamte Betrieb ökologisch bewirtschaftet wird. Betriebe können sich auch im Verbund mit Verarbeitungs- und/oder Vermarktungsbetrieben bewerben. 

Ausführliche Informationen rund um den Bundeswettbewerb, die Bewerbung und die Bewerbungsunterlagen finden Interessierte unter www.wettbewerb-oekolandbau.de.


Jürgen Beckhoff/BÖL

21.04.2025

Nach vorläufigen Angaben des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL) lag der rechnerische Fleischverzehr in Deutschland mit durchschnittlich 53,2 kg pro Person leicht über dem der beiden Vorjahre, da waren es 2022: 52,8 sowie 2023: 52,9 kg pro Person. Insbesondere Hühnerfleisch war beliebter, während der Verzehr von Schweinefleisch in den vergangenen Jahren nahezu stagniert. Die Fleischerzeugung legte erstmals seit 2016 wieder zu.

Bilanz: Fleischverzehr in Deutschland

Wie aus der Versorgungsbilanz Fleisch 2024 hervorgeht, lag Schweinefleisch beim Verzehr mit 28,4 kg je Einwohner erneut vorn, jedoch mit rund 100 g weniger als 2023. Die Beliebtheit von Geflügelfleisch stieg erneut und lag mit einem Plus von 500 g bei 13,6 kg pro Kopf. Der Zuwachs geht insbesondere auf Hühnerfleisch zurück. Der Verzehr von Rind- und Kalbfleisch blieb trotz gestiegener Verbraucherpreise mit 9,3 kg pro Person stabil. 

Aussage zum Trend beim Verzehr noch nicht möglich

Insgesamt belief sich der Fleischverzehr 2024 auf 4,44 Mio. t, das waren 0,8 % mehr als im Vorjahr. „Wie sich dies weiterentwickelt, bleibt abzuwarten“, sagt Dr. Josef Goos, Leiter des BZL. „Eine Rückkehr zu Verzehrmengen früherer Jahre erscheint vor dem Hintergrund des Trends zur flexitarischen Ernährung unwahrscheinlich.“ Aus statistischer Sicht ist zudem zu beachten, dass sich der ausgewiesene rechnerische Fleischverzehr je Kopf ab 2022 auf aktualisierte Bevölkerungszahlen bezieht und derzeit ein Vergleich mit Vorjahren nicht möglich ist. „Sobald die Rückrechnung der Bevölkerungszahlen auf Basis des Zensus 2022 vorliegt, können wir den Pro-Kopf-Verzehr zehn Jahre rückwirkend berechnen und Aussagen zum langfristigen Trend treffen,“ ergänzt Goos.

Gebremster Preisanstieg durch höhere Produktion

Der leicht gestiegene Fleischverzehr wurde 2024 dadurch begünstigt, dass sich der Verbraucherpreisanstieg laut Statistischem Bundesamt mit 1,3 % gegenüber 2023 in Grenzen hielt. Geflügelfleisch wurde dabei im Schnitt sogar preiswerter angeboten. Zu erschwinglicheren Preisen trug auch die erstmals seit langem wieder gestiegene Nettofleischproduktion in Deutschland bei, die um 1,4 % auf 7,3 Mio. t wuchs. Überdurchschnittlich legte hierbei die Nettoerzeugung von Schweinefleisch mit 1,9 % zu, gefolgt von Hühnerfleisch mit 1,3 % sowie Rind- und Kalbfleisch mit 1,1 %. Bei Puten, Enten, Gänsen sowie Schafen und Ziegen fiel die Nettoproduktion dagegen geringer als 2023 aus. 

Weniger Fleisch international gehandelt

Insgesamt schwächte sich der deutsche Außenhandel mit Fleisch und Fleischwaren 2024 im Vorjahresvergleich ab. Bei der Einfuhr war laut vorläufigen Daten ein Minus von 1,4 % auf 3,14 Mio. t zu verzeichnen. Insbesondere wurde weniger Schweine- und Rindfleisch importiert; dagegen legte die Einfuhr von Geflügelfleisch zu. Bei der Ausfuhr fiel das Minus mit 0,3 % auf 4,39 Mio. t geringer aus. Vor allem die deutlich gestiegenen Drittlandexporte von Schweinefleisch glichen den Exportrückgang insgesamt bei anderen Fleischarten aus. 

Selbstversorgungsgrad um einen Prozentpunkt gestiegen

Weil die heimische Fleischerzeugung 2024 etwas stärker zunahm als der Verbrauch, erhöhte sich der Selbstversorgungsgrad von 119,5 % (2023) auf 120,5 % im Jahr 2024. Der Inlandsbedarf konnte rechnerisch bei Schweinefleisch zu 134,6 % gedeckt werden, bei Rind- und Kalbfleisch waren es 108,2 % und bei Geflügelfleisch 100,4 %. Bei gefragten Teilstücken, beispielsweise Filet oder Kotelett vom Schwein, wird der durchschnittliche Selbstversorgungsgrad auch unterschritten.  


Quelle: BLE

Newsletter Nr. 14/2025

Liebe Leserinnen und liebe Leser, der (Sonnen)Schein trügt - noch ist der Durchbruch offenbar nicht da. Daher zu Anfang dieses Newsletters - ganz ungewöhnlich - ein Wetter-Hinweis für Gemüse- und vor allem Obstbauern: Am Wochenende und für den Beginn der nächsten Woche ist in den meisten Regionen in Nordrhein-Westfalen mit Bodenfrost zu rechnen. Die Lufttemperaturen in Bodennähe sollen örtlich bis auf - 5 °C fallen. In Westfalen können die Temperaturen in Bodennähe ab Samstag schon um 0 °C liegen.

Ausgabe Newsletter Nr. 48/2024

Liebe Leserinnen und liebe Leser, die ersten Ereignisse des nächsten Jahres werfen schon lange ihre Schatten voraus - positiv gesehen, natürlich. So steht im Januar als alljährlich stattfindendes land- und ernährungswirtschaftliches Neujahrs-Highlight die Gründe Woche in Berlin im Kalender. Mit „Bio? Na Logo!“ lädt auch die Biobranche die Messebesucher, die vornehmlich kein Fachpublikum sind, dazu ein, mehr über die Ökolandwirtschaft zu erfahren und veremintliche Vorurteile beim breiten Publikum abzubauen.